30.01.2008: From Autumn To Ashes, Idiom, Longing For Tomorrow - Köln - Underground

30.01.2008
 

 


Der Kölsche Karneval kann für den unbedarften Konzertgänger mitunter ganz schön gefährlich werden. Da stolpert man (nüchtern!!!) aus seinem hippen Altbau-Loft um ganz in schwarz gehüllt einer Show im nahegelegenen Underground beizuwohnen und schon gerät man in die Fänge spätpubertierender Hexen, Cowgirls und ähnlichem Gesindel, das "Lieder" über Frisösen sowie Cowboys und Indianer intonierend jedes ihnen zu nahe kommende männliche Wesen "bützen" möchte.Aus den Todesklauen des schlechten Geschmacks befreit, bekommt man zu allem Überfluss auch noch massivste Props für sein originelles Kostüm: "Ich – ähm – gehe heut als Emo". Noch ein Schlückchen aus dem halbleeren Flachmann und das nächste Opfer ist bereits anvisiert. Nichts wie weg…

…ins Underground. Dort wo die vier jungen Herren von LONGING FOR TOMORROW den Abend mit fliegenden Gitarren und (teilweise deutschen) Screamo-Shouts stilecht eröffnen dürfen. Die Jungens aus Aachen spielen recht routiniert und tight, die extrem weit vom Mikro entfernt vorgetragenen Kreischattacken sorgen jedoch auch für das ein oder andere Grinsen im Publikum.

IDIOM aus Großbritannien wiederum verwirren mit einer Mischung aus TOOL-mäßigen Atmo-Parts und Zack De La Rocha-Timbre, welche immer wieder durch moderne Metalteile unterbrochen werden. Sänger Matt geriert sich dabei partiell wie ein Patient der Geschlossenen – Gesichtskirmes inklusive. Die Band spielt technisch auf hohem Niveau sowie teilweise mit nacktem Oberkörper, kommt verdammt bodenständig rüber, wirkt mit ihrem stark 90er Jahre beeinflussten Prog-Frickel-Crossover-Sound jedoch etwas deplaziert. Dennoch: Fans genannter Bands sowie MUDVAYNE etc. sollten IDIOM mal anchecken. Passion an dem von ihnen Dargebotenen lässt sich nämlich nicht abstreiten.

Der Grund jedoch warum mehrere vornehmlich weibliche Besucherinnen bereits seit geraumer Zeit an den Wellenbrecher angelehnt warten, betritt gegen halb zehn die Bühne des Kölner Undergrounds. Die von Schlagzeugproblemen geplagten FROM AUTUMN TO ASHES geben sich ein Stelldichein und überzeugen – wenn auch nicht auf ganzer Linie. Denn irgendetwas fehlt. Motivation und Spielfreude sind es nicht unbedingt. Eher eine zweite, tiefere Stimme, welche die Shouts von Francis Mark wie in alten Tagen konterkariert. Letzterer sieht im Übrigen ein wenig so aus als sei er kurz vor der Show mit Brotkrumen aus dem nahegelegenen Wald gelockt worden, die anwesenden Mädels geben nichtsdestotrotz Kamera-Dauerfeuer. Abwechslungsreich gestaltet sich die Setlist der Vagrant-Band, welche neben den obligatorischen aktuellen Songs auch Klassiker in Gestalt von 'The Royal Crown – vs. – Blue Duchess', 'Reflections', 'Take Her To The Music Store' und 'Milligram Smile' beinhaltet. Besonders auffällig wird das Fehlen von Benjamin Perris Organ in erster Linie beim spät gespielten 'The After Dinner Payback', welches trotzdem für einige Bewegung sorgt. Die Taschentuch-Metal-Nummer 'Short Stories With Tragic Endings' beendet schließlich einen Auftritt, der das Prädikat "gut jedoch nicht überragend" verdient hat. Auf geht´s. Zurück zu den Hexen…