31.12.2006: Have Heart, Make It Count, Ritual, Earthquake, Everything Counts - Roßwein - Jugendhaus

31.12.2006
 

 

Was macht man bloß an Silvester? Das ist wahrscheinlich eine der Fragen, die sich sehr Vielen immer zur gleichen Zeit im Jahr stellt. Und jedes Jahr aufs Neue stellt man fest, dass die Feier bei den Freunden oder im schlimmsten Fall bei einem selbst nicht wirklich das Wahre war. Selbst Fahrten ins Ausland sind im Grunde genommen recht öde und die Hauptstädte der Welt sind ja ohnehin schon überbevölkert, so dass einem im Endeffekt nicht viele Alternativen mehr bleiben. Da wir aber alle keinen Bock hatten bei uns Zuhause zu feiern und Hauptstädte an Silvester eh doof finden, entschlossen wir uns also mit einem Mietwagen gen Osten nach Rosswein aufzubrechen um mit unserer allerliebsten SXE-Combo HAVE HEART ins neue Jahr zu feiern. Im Vorfeld wurde wir auch für dieses Vorhaben für reichlich bescheuert erklärt, sei es von Eltern oder Freunden, aber seien wir mal ehrlich: Das ist wenigstens mal etwas was man nicht alle Tage macht, oder?
Im Verlauf des doch recht stürmischen Sonntages kamen wir munter gelaunt am Jugendhaus in Roßwein an und durften direkt mal staunen, denn das Jugendhaus stellte sich als altes Schulgebäude heraus, das zum einem sehr groß und zum anderen sehr liebevoll gestaltet war. Nachdem wir kurz die Pennplätze für die Nacht bezogen haben und uns kurz auffrischten ging es direkt wieder auf den Weg zurück zum Jugendhaus, wo wir nicht allzu verwundert feststellte, dass wir nicht zu den einzigen Auswärtigen gehörten. Es waren sowohl Gruppen aus Hamburg, Bremen und Berlin zugegen, die sich alle zusammen eine ausgelassene Show erhofften, was angesichts von knapp 400 anwesenden Menschen auch durchaus berechtigt war.

Den Anfang machten direkt die Paderborner von EVERYTHING COUNTS, die jedoch einen schweren Stand bei dem doch recht müden Publikum hatten. Die Band schaffte es nicht wirklich Stimmung im Konzertsaal des Jugendhauses zu entfachen. Trotzdem konnten die Jungs mit ihrem NYHC überzeugen und auf ihren nächsten Shows wünsch ich ihnen ein wenig mehr Glück.

Dandach wurde recht zügig umgebaut und nach kurzem Soundcheck betraten EARTHQUAKE die Bühne und legten furios mit ihrem HC der alten NY Schule los. Die Masse stieg direkt drauf ein und es bildete sich der erste Pit des Abends mit allem was dazu gehört. Die Band hatte sichtlich Spaß an ihrem Auftritt und konnte restlos überzeugen. Spätestens als Negative Approach mit „Ready To Fight“ und die Cro-Mags gecovert wurden, war auch der letzte Zweifler von den Fähigkeiten dieser Band überzeugt und es flogen einem nur so die Stagediver um die Ohren. Ich kann jedem nur ans Herz legen diese Band mal auf ihre Tour, die sie derzeit zusammen mit EVERYTHING COUNTS spielen, anzuschauen. Nach einer halbe Stunde war der Spaß vorbei und die extrem sympathische Band machte den Platz Frei für den nächsten Act des Abends.

Nachdem EARTHQUAKE die Stimmung bereits zum kochen gebracht haben, war es für RITUAL aus Recklinghausen ein einfaches Spiel mit ihrem Old School meets New School Sound beim Publikum zu punkten und für Stimmung zu sorgen. Wieder gab es massig Stagedives und die Leute waren alle außer Rand und Band. Der gute Sound besorgte den Rest und brachte die Musik der vier Jungs schön druckreich rüber. Ich bin wirklich mal gespannt wie es mit RITUAL weitergeht, denn hier ist wirklich großes Potential am werkeln, die Show konnte dies ebenfalls erneut unterstreichen. Nach einer schweißtreibenden halben Stunde und einem Unbroken Cover war dann Schluss für RITUAL, die eine mehr als respektable Leistung hinlegten und mehr als würdig auf den bald folgenden Headliner des heutigen Abends vorbereiten konnten!

Jetzt wurde es Zeit für die Berliner MAKE IT COUNT, die sich anscheinend ihren eigenen Fanclub aus der Hauptstadt mitbrachten und für so eine unglaublich gute Stimmung sorgten, dass es gar nicht in Worte zu fassen ist. Das volle Programm wurde geboten und das Jugendhaus kochte über. Ich hab selten so viele Stagediver auf einen Haufen gesehen und das Mikro war mehr als die Hälfte der Zeit im Publikum, das sich als textsicher zeigte. Die Temperaturen stiegen und man fragte sich zu Recht wie das erst bei HAVE HEART aussehen wird, wenn jetzt schon die absolute Hölle los ist, obwohl MAKE IT COUNT sicherlich nicht die beste Band ist, die im deutschen HC-Zirkus unterwegs ist. Nichtsdestotrotz boten MAKE IT COUNT eine mehr als unterhaltsame Show in Roßwein.

Leider wurde der Auftakt der Show von HAVE HEART ein wenig ausgebremst, da die Technik diverse Probleme bereitete und sich der Anfang ein wenig verzögerte. Somit wurde leider nichts aus dem Plan ins neue Jahr zu spielen. Der Stimmung tat das jedoch keinen Abbruch und als kurz nach zwölf die Band die Bühne betrat und „The Machinist“ anstimmte brach die Hölle los. Der Sound war zwar extrem mies und matschig, aber das spielte keine Rolle, denn das Publikum machte soviel Stimmung, dass alles drum herum nur eine Nebenrolle spielte. Das Mikro war fast die ganze Zeit im Publikum und spätestens ab „Armed With A Mind“ verlief die Grenze zwischen Publikum und Band fließend. Die Bühne war voller Menschen die alle lauthals die intelligenten Texte der Bostoner mitbrüllten. Eigentlich kann man nicht in Worte fassen wie heftig es auf und vor der Bühne abging. Jeder Song wurde abgefeiert und eine so geniale Stimmung bei einem Konzert habe ich selten erlebt, vor allem das Ruhrgebiet könnte sich an der Begeisterungsfähigkeit des Publikums eine Scheibe abschneiden. Neben den Songs der aktuellen LP wie „Something More Than Ink“, „Watch Me Rise“ und „The Unbreakable“ wurde auch „Lionheart“ von der EP der Band gespielt. Nach vierzig Minuten in gefühlten 100 Grad war dann Schluss und HAVE HEART verabschiedeten sich noch mit der Zugabe „Watch Me Sink“ von dem begeisterten Publikum, das eine weitere Zugabe wahrscheinlich nicht mehr überlebt hätte. Ich denke ich spreche für jeden Anwesenden wenn ich jetzt sage, dass es einfach nur genial war was in Roßwein vonstatten ging.

Nach der Show von HAVE HEART war dann noch Party angesagt und es wurde ausgelassen bis in die Morgenstunden reingefeiert! Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sich bei diesem Konzert um ein wirklich besonderes gehandelt hat, das man kaum in Worte fassen kann. An diesem Abend stimmte alles, von den Bands über die sehr freundlichen Veranstalter der Show bis zu der unglaublich guten Stimmung. Also, wer diese Show verpasst hat sollte sich kräftig in den Hintern treten und im nächsten Jahr unbedingt nach Roßwein fahren! Ich für meinen Teil bin bestimmt wieder da.