Hardcore Music Stagnation Y2K

01.01.1970
 

 

Dies ist ein Thema welches mich in letzter Zeit sehr beschäftigt hat, es geht um die kreative und musikalische Stagnation der Hardcore Szene wie wir sie heute kennen. Wenn ich jetzt gegen Ende des Jahres 2000 eine musikalische Bilanz aufstellen müsste, dann wäre der Posten Hardcore Musik wohl auf der Passiva Seite zu verbuchen.....

Ich will hier jetzt nicht mit abgedroschenen "früher war alles besser" Phrasen um mich werfen, weil das lächerlich wäre sondern einmal ein bisschen was über dieses Jahr aus MUSIKALISCHER Sicht schreiben. Eigentlich hätte man annehmen können, daß Refused mit der grenzenlos innovativen und genialen Platte "The Shape Of Punk To Come" so etwas wie einen neue Bewegung lostreten: weg von den alten, schon hundertmal gespielten Songstrukturen, die im jeweiligen Musikstil gefangen sind, hin zu neuen, experimentellen und wagemutigen Songs. So schrieb beispielsweise das Visions Magazin über diese Platte folgenden Satz: "Keine Tellerränder, keine Gefangenen, keine Kompromisse. Hardcore auf dem Weg aus den Neunzigern. Hier war sie nun. Die Platte, die alles verändern würde." Tja aber was hat sie nun verändert....meiner Meinung nach nichts ausser dass jetzt vielleicht ein paar kids in der lokalen Dorf Disse zu New Noise abgehen...aber darum geht es hier nicht.

Wenn ich mir die Releases im Hardcore Bereich anschaue, die im Jahre 2000 veröffentlicht wurden dann muss ich sagen, daß ich schwer enttäuscht bin. Da gibt es auf der einen Seite die Hatebreed Fraktion, die seit Jahren vergeblich versucht diese, zweifelslos geniale, Band zu toppen...das Ergebnis ist aber aus kreativer Hinsicht
eher beschämend. Da brauch ich mir nur die ach so gehypten 100 Demons anschauen, bitte was ist denn an einer Platte dran die absolut nix neues bietet...wenn ich mir dann aber die Reaktionen auf diesen Release anschau, dann scheint es ja genau das zu sein was die Harcore Gemeinde haben will: ja nix neues, eine alte Suppe die nochmal aufgewärmt wird.....Der Abschuss ist dann die Tatsache, daß die Platte von Goodlife auch noch mit dem Satz "the new Hatebreed" (oder so ähnlich) beworben wird...wenn ich Hatebreed Sound hören will, dann greife ich dann doch lieber zum Original.

Ein weiteres Beispiel ist die Metal Fraktion. Was ist denn bitte interessant daran wenn ich auf einer CD zig Slayer Riffs und Death Metal Einflüsse verbrate und jede CD sich in etwa gleich anhört? Meiner Meinung nach wird das langweilig......es wird wieder die gleiche alte Suppe aufgewärmt.

Schauen wir uns mal die Old School Sachen an, gut ich bin kein grosser Old School fan aber ich kann glaub ich doch beurteilen, dass sich hier auch nicht viel getan hat....da brauch ich mir z.B. nur die neue AFI anhören und ich schlafe ein....alles schon dagewesen und nix neues....

Gleiches könnte ich auch über Emo und so weiter schreiben.... musikalisch hat mich dieses Jahr in Sachen Hardcore sehr gelangweilt.....

Wo bleiben denn die Hardcore Bands die mal nen wirklich neuen Sound erschaffen? Wo bleiben denn neue Einflüsse in der derzeitigen Hardcore Musik? Wo bleiben die Hardcore Bands (va. im Metal / Hatebreed Sektor) die den Mut haben neue Grenzen, z.B. durch den Einsatz von Samples, Synthies...., aufzustossen? Wo ist denn das ganze kreative Potential? Muss man denn immer den gleichen, vorgegebenen Sound aufwärmen? Das sind die Fragen die ich mir in letzter Zeit gestellt habe...

Ich will aber auch noch ein paar rühmliche Ausnahmen aufführen und da fallen mir als erstes Length Of Time ein, die es wirklich mit jeder Platte schaffen ihren Sound konsequent in andere Richtungen weiterzuentwickeln und immer versuchen neue Ideen auszuloten. Ein weiteres tolles Beispiel war zweifelsohne die neue CD von Earth Crisis, die es durch geschicktes Einbauen von New Metal Elementen schafften eine sehr mitreissende CD zu schaffen. DIE Ausnahme überhaupt waren für mich aber ganz klar Boy Sets Fire mit After the eulogy...


Aber sonst waren die wirklich guten, innovativen und abwechslungsreichen Scheiben in jeder anderen Musikrichtung zu finden nur nicht im Hardcore Bereich. Lieber scheint man sich in der Hardcore Szene eher darauf zu beruhen ja nicht aus seinem Käfig namens Clichee zu fallen, und man scheint darauf bedacht zu sein möglichst viele X-e in seinem Namen (am besten irgendeinen Waffengattung) zu haben und sämtliche Discussionboards mit blöden "ich bin straighter, veganer und mehr hardcore als du" Sprüchen zu zu müllen und sich im eigenen elitären Gehabe wohlzufühlen. Klar ist diese Aussage als solche ziemlich pauschalisiert aber wenn ich mir anschaue was in diesem Jahr in unserem Guestbook oder in unserem Discussionboard abging dann bestätigt sich eben dieser Eindruck (und ich war wahrlich ganz kurz davor Allschools hinzuwerfen weil mir das zu dumm geworden ist).....ich habe oft das Gefühl, daß viele vergessen um was es primär geht: MUSIK. Aber wie immer gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel, so gab es auch sehr gute und interessante Postings...leider waren die in der Minderzahl.