Interview mit Antitainment

09.09.2010
 

 

Stellt euch bitte vor.

Mat: Hallo, wir sind Antitainment aus Frankfurt. Vier steile Typen, die mit ihrem einzigartigen Sound die Musikwelt zu neidvoller Verzücken bringen. Parallel zu unserem aufregenden Musikerdasein führen wir zudem äußerst langweilige bürgerliche Existenzen.

"Eigentlich wollte ich ja nicht über Musik reden", aber ich halte hier euer aktuelles Album "Ich kannte die, da waren die noch real" in den Händen. Erzählt uns doch wie es war das Album aufzunehmen! Gab es irgendwelche Probleme?

Tobn: Einmal kamen Uwe und ich eine Stunde zu spät ins Studio. Das lag an bandinternen Kommunikationsungereimtheiten. Der wartende Tontechniker musste natürlich trotzdem seinen horrenden Stundenlohn gezahlt bekommen. Das gab Ärger, sag ich dir.

Auf eurem ersten Song singt ihr "Alle haben alles schon gehört". Woher schöpft man die Motivation und Kreativität ein Album aufzunehmen, wenn man die Erkenntnis hat, dass alles schonmal da war?

Tobn: Die Motivation ist Pure Geldgier, Langeweile und der Wille mit jener, von dir erwähnten Erkenntniss hausieren zu gehen.

Ihr verwendet bei jedem Song des Albums den selben Synthiesound und 4 Songs fangen mit den Worten "Eigentlich wollte ich ja nicht mehr über Musik reden…" an. Ist das der rote Faden eures Albums?

Mat: Falsch. Ich benutze unterschiedliche Synthiesounds. Der rote Faden ist der auf allen Songs gleiche Basedrum- und Gitarrensound.

Was hat es mit dem Satz "Eigentlich wollte ich ja nicht mehr über Musik reden" aufsich?

Tobn: Ach. Das war nur so ein launisch zum Ausdruck gebrachtes Gemütsempfinden. Wir sind diesbezüglich sehr fahrig und mittlerweile von jenem Standpunkt auch wieder abgerückt.
Momentan befinden wir uns an einem Punkt, der mit dem Satz „Eigentlich wollte ich ja nicht mehr über „eigentlich wollte ich ja nicht mehr über Musik reden“ reden“ zum Ausdruck gebracht werden kann.

Ich habe gesehen, dass ihr im Juli viel auf Tour wart!Wie wars und wo habt ihr gespielt?

Mat: Es war ziemlich heiß und unser Bus war nicht klimatisiert. Zudem waren wir alle abwechselnd krank. Wir waren im Norden, Süden, Westen und Osten. Mal kamen mehr Besucher, mal weniger. Mal gab's gutes Essen, mal schlechtes.
Tobn: Mal auch garkeins.

Hinterlässt das Touren auch musikalische Spuren bei euch?

Mat: Man kann schon sagen, dass wir am Ende einer Tour immer sehr gut eingespielt sind. Wir fragen uns dann während den Konzerten seltener gegenseitig, welches Lied wir als nächstes spielen. Sonstige musikalischen Offenbarungen sind jedoch eher selten.

Tobn: Spuren hinterläst bei mir immer wieder aufs neue das offenbarende Glücksgefühl bei der Rückkehr, endlich nicht mehr dieser schrecklichen Konsensmusik im Tourbus ausgeliefert sein zu müssen.

Ihr habt das Album auf Zeitstrafe veröffentlicht!Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Label?

Tobn: Ganz gut. Er vermittelt uns Interviews mit Onlinemagazinen.

Denkt ihr dass kleinere deutsche Bands ohne Label überhaupt eine Chance haben beachtet zu werden?

Mat: Klar. Man kann seine Songs ins Internet stellen, versuchen viele Konzerte zu spielen oder auch selbst Shows veranstalten. Wenn die Musik gut und interessant ist erfährt sie früher oder später Beachtung. Davon bin ich überzeugt.

Tobn: Sofern du mit „klein“ nicht die Anzahl der Musiker meinst, sondern die geringe öffentliche Wahrnehmung, erklärt sich das ja eigentlich schon von selbst. Eine Band, welcher eine grosse Aufmerksamkeit zu teil wird, wird mehr beachtet als eine, die weniger beachtet wird. Das klingt jetzt ziemlich blöd. Allein schon weil ich 3 mal „wird“ in einem Satz geschrieben habe. Ich lass das trotzdem mal so stehen.

Was würde passieren wenn Antitainment auf einer Bravo Hits landen würden?

Mat: Das wäre ziemlich geil!

Tobn: Und hätte die unmittelbare Bandauflösung zur Folge. Gemäss des landläufigen Gemeinplatzes der besagt, man solle aufhören wenns am schönsten ist.

Gibt es im Punk und im Hardcore Klischees, die euch total zuwider sind?

Mat: Nein.

Tobn: Ja. Aber ich muss jetzt los.

Weitere Pläne fur 2010/2011?

Mat: Wir planen generell ziemlich kurzfristig. Das wurde uns in der Vergangenheit häufig zum Verhängnis, lässt sich aber nicht ändern. Diesen Herbst werden wir noch einige Konzerte spielen, aber was 2011 passiert steht in den Sternen. Hoffentlich ein exklusiver Song auf "Bravo Hits".

Any last words?

Mat: Powerfrauen küssen keine Prinzen!. (Soeben gesehener Heckscheibenaufkleber)