Interview mit As I Lay Dying

26.09.2007
 

 

AS I LAY DYING haben wohl den endgültigen Durchbruch geschafft. Nach dem bereits ihre beiden letzten "Frail Words Collapse" und "Shadows Are Securty" ordentlich Staub aufgewirbelt haben, schaffte die Band mit ihrem neusten Werk "An Ocean Between Us" sich endgültig an der Genre-Spitze des Metals zu etablieren. Doch nicht nur musikalisch stimmt es bei AS I LAY DYING, auch der hohe kommerzielle Erfolg ist beachtlich und mutet fast surreal an, wie Drummer Jordan Mancino im Interview zugibt. Doch seht am besten selbst, was der gläubige Trommler zu erzählen hat:

Wie war die Tour bisher und wie kommt ihr mit den anderen Bands zurecht?

Die Tour läuft super! Die Shows waren allesamt besser, als wir es erwartet haben und allen voran in Deutschland haben wir einfach die besten Reaktionen bisher erhalten. Die Kids sind wirklich großartig und geben alles. Es ist alles sehr intensiv und wie gesagt, es läuft besser als wir uns es je erträumt hätten. Wir kommen auch wunderbar mit den anderen Bands klar. Es ist das erste Mal, dass wir mit Darkest Hour touren und das gefühlte fünfte Mal, dass wir mit Himsa unterwegs sind und beide Bands sind echt super und sehr freundlich. Vor allem mir Himsa kommen wir sehr gut zurecht, da wir uns bereits echt lange kennen. Wir mögen die Jungs und selbst Maroon, die zu der Tour auf dem europäischen Festland zugestoßen sind, erzeugen einen sehr angenehmen und positiven Vibe. Es ist im großen und ganzen betrachtet wirklich alles super bisher.

Du hast gerade das deutsche Publikum sehr gelobt! Ihr seid hier mit eurem aktuellen Album „An Ocean Between Us“ auf Platz 24 gechartet und in den USA sogar auf Platz 8! Fühlt sich das nicht ziemlich komisch an, als extreme Metalband auf einmal so weit oben in den Charts zu stehen?

Das ist in der Tat sehr komisch und sicherlich hätten wir uns das vor ein paar Jahren niemals erlaubt zu träumen. Als wir die Band gestartet haben, haben wir niemals erwartet einen nennenswerten Erfolg mit unserer Musik zu haben. Wir waren ein paar Jungs, die auf Punk, Hardcore und Metalmusik abgefahren sind und letztens Endes sind wir mit dem Genre gewachsen. Irgendwie ist das schon cool zu sehen, dass die Musik, die man selbst spielt, einem Haufen anderer Leute gefällt und es war auch recht surreal als wir von der Platzierung erfahren haben. Es war so ein „Hey, cool, aber aus irgendwelchen Gründen will ich das jetzt nicht so recht glauben“-Gedanke (lacht), aber erwartet hätte ich sowas echt niemals! Das Genre ist im Allgemeinen gewachsen und so ist es im Allgemeinen auch cool, dass nicht nur wir so einen Erfolg erleben dürfen. Es ist für das ganze Genre ein wichtiger und großer Erfolg.

Lass mich raten, die Sellout-Vorwürfe haben auch nicht lange auf sich warten lassen, oder?

Ach, mich stört das gar nicht mehr. Ich mein, die Leute sollen doch denken was sie wollen. Wir sind keine anderen Menschen geworden und wir versuchen immer noch die härteste Musik zu schreiben, die wir uns vorstellen können. Ich denke, dass vor allem „An Ocean Between Us“ wesentlich härter ausgefallen ist, als die Alben zuvor. Die Leute denken immer gleich das Schlimmste, wenn man eine „Chartband“ geworden ist, dabei kann man doch nicht kontrollieren wie viele CDs man verkauft. Das ist doch Quatsch, sollen wir den Leuten sagen: „Kauft euch nicht unsere Platten, wie wollen Underground bleiben“? Das macht zum Glück keinen Sinn und geht auch nicht. Ich denke, du weißt worauf ich hinaus will – solange man es nicht, wie manche Pop-Bands, nur für das Geld macht, sondern um den Leuten etwas zu bieten was vom Herzen kommt, ist es doch vollkommen okay damit in den Charts zu sein. Wir verstellen und nicht wegen eines solchen Erfolges und wir sind im Grunde immer noch die gleiche Band und die gleichen Menschen wie zuvor.

Okay, kommen wir doch mal dann zu eurem neuen Album, „An Ocean Between Us“, dass wesentlich kompletter und nach euren Vorstellungen zu klingen scheint, als es noch „Shadows Are Security“ tat. Wie siehst du das?

Ich stimme dir absolut zu und ich denke es hatte vor allem was damit zu tun, dass wir diesmal wesentlich mehr Zeit hatten, um alles in die Wege zu leiten. Wir waren sonst immer sehr unter Druck die Arbeiten an unseren vorherigen Alben sehr schnell umzusetzen und bei „An Ocean Between Us“ war es genau umgekehrt. Dieses Album entspricht wirklich unseren Vorstellungen eines Albums, dass wir schon immer so produzieren wollten. Früher habe ich unsere alten Alben auch gemocht, aber irgendwie stachen immer nur ein, zwei Songs wirklich heraus. Dieses Mal ist das Gesamtergebnis viel besser ausgefallen und entspricht meinem persönlichen Bild wie wir klingen sollten.

Andererseits lieben die Leute vor allem eure beiden Songs ‚94 Hours’ und ‚Forever’, die von einem eurer älteren Alben stammen. Findest du das nicht komisch?

Nicht wirklich – Für mich ist es eine gute Sache, denn es zeigt ja das wir vorher auch was richtig gemacht haben. Es ist wirklich ein gutes Gefühl, dass die Leute heute noch diese beiden Songs mögen. Es hat was Zeitloses. Wenn die Leute immer noch auf ‚Forever’ abfahren ist eine wunderbare Bestätigung für mich und meine anderen Bandmitglieder das wir das richtige machen. Wir versuchen halt immer das Beste aus uns herauszuholen und solche Songs beweisen das auch zum Teil.

Wie ist es für euch so lange auf Tour zu sein? Vermisst ihr nicht bestimmte Dinge oder eure Freunde, Familie und so weiter?

Hm, manchmal möchte man schon gerne einfach nach Hause fahren, aber wenn man dann mal zu Hause ist wird es so schnell langweilig, dass ich es persönlich kaum abwarten kann wieder auf Tour zu fahren. Ich liebe es einfach Shows zu spielen und das ist einfach das Beste an diesem Ganzen Stress. Der Kontakt zu den Fans und die Atmosphäre sind uns sehr wichtig. Es lenkt auch von vielen Problemen ab, wenn man erstmal auf der Bühne steht. Es hat gewissermaßen etwas befreiendes. Natürlich ist es zu Hause auch schön, ach was eigentlich ist es so wie es ist perfekt. Ich denke wir dürfen uns nicht beschweren in dieser Hinsicht…

Was waren den für euch bisher die besten Momente, die erleben durftet und welche Shows sind euch für immer Gedächtnis erhalten geblieben?

Hm, dass klingt jetzt wirklich ziemlich cheesy, aber eigentlich ist jede Show was besonderes für uns und es ist überall sehr überwältigend wie die Kids uns empfangen. Es ist im Grunde genommen egal, ob wir auf der Warped-Tour unterwegs sind, oder in einem kleinen Club spielen – die Shows sind immer was besonderes. Ich finde es ja immer sehr aufregend, wenn ein Starbucks in der Nähe ist (lacht…

Dann wird dir Münster ja sehr gut in Erinnerung bleiben, denn hier gibt es sogar einen…

Ja, stimmt! (lacht)

Du hast gerade die Warped-Tour erwähnt und ich würde gerne wissen, ob ihr ähnliche Probleme mit den anderen Bands hattet wie Underoath. Es hieß ja, die Band wäre sehr oft aufgrund ihres christlichen Glaubens angepöbelt worden sein. Letzten Endes war es ja auch ein Grund, warum Sie die Tour abgebrochen haben. Was denkst du darüber?

Wir hatten nie ein Problem mit den anderen Bands aufgrund unseres Glaubens. Es war halt nie der Big Deal für die Leute. Die Leute sollen unsere Musik mögen und uns aufgrund unserer Musik beurteilen – nicht aufgrund unseres Glaubens. Wir glauben an Gott – und? Wir tragen das nicht so stark nach außen und wir zwingen keinem unseren Glauben auf. Wir sind wie jede andere Band und ziehen unser Ding durch. Manchen Leuten kann man es einfach nicht Recht machen. Die suchen doch förmlich nach irgendeinem Grund, um dich runterzuziehen - sei es dass du SXE bist, Christ bist oder Satanist bist. Sowas bestätigt mich nur in meinem Glauben und – ach ich weiß es doch auch nicht... (überlegt kurz) Ich weiß auch nicht was mit den Leuten los ist! Ich lebe halt mein Leben, wie ich es für richtig halte und von mir aus soll jeder denken was er will. Generell war es aber echt großartig ein Teil der Warped-Tour zu sein – die Leute waren super, alle waren freundlich zu uns. Wir können uns wahrlich nicht beschweren. Wir haben mit herausragenden Bands gespielt, zum Teil sogar mit Bands, mit denen ich aufgewachsen bin. Es war großartig! Wir hatten immens viel Spaß und es lief ausgesprochen gut.

Um noch mal auf euren christlichen Glauben zurück zukommen: Ihr seid eine der Bands, die zwar einen tiefen christlichen Background hat, der aber selten von Fans angesprochen wird. Bei anderen Bands, wie bei den gerade angesprochenen Underoath, ist es aber eben der Big Deal für die Leute und mitunter ein Grund sie nicht zu hören. Wie beurteilst du das? Warum denkst du haben die Leute so ein immensen Problem mit Bands, die einen christlichen Hintergrund haben?

Irgendwo geht das ja auch mit jeder Religion und jedem kulturellem Background einher: Die Leute suchen sich förmlich die schlimmsten historischen Erlebnisse aus und brandmarken einen dafür. Bei den Christen werden immer die Kreuzzüge herangezogen. Es gibt so viele Stereotypen, aber für uns spielt das keine Rolle. Wir glauben und folgen dem, was wir für wahr halten. Wir beurteilen Leute jedenfalls nicht nach ihrem Glauben und wir denken, dass sollten andere Leute auch nicht mit uns machen. Für uns ist es das Wahre. Es ist interessant, wie Leute, die nicht an das Selbe wie wir glauben, reagieren wenn Sie uns mal treffen. Sie merken dann meistens auch, dass wir eigentlich ganz normale Menschen sind. Es ist kurios, dass die Leute denken, dass ich ernsthaft ne Bibel in der Hand halten würde und sie auf die Köpfen der Leute schlage. Das ist halt eine der Sachen, die mich aufregen. Die Leute sollen durch unsere Musik selbst darüber nachdenken, woran Sie denken und woran Sie glauben möchten.

Eigentlich ist es auch verwunderlich, dass sich tolerante Subkulturen gerade bei einem solchen Thema sehr aufständisch zeigen.

Es gibt halt immer Leute, die einfach nur nach irgendeinem Grund suchen, dir eins auszuwischen. Wir sind sicher nicht mit jeder Band, mit der wir touren einer Meinung, aber wir haben so etwas wie einen unsichtbaren Respekt, der selbstverständlich ist. Wir prügeln uns ja nicht Backstage, aufgrund unsere Ansichten über Gott und die Welt. Es geht um die Community und nicht darum woran man letztendlich glaubt. Das ist ein wichtiger Punkt, den sehr viele Leute leider vergessen. Darum geht es doch in der Musik, die Ohren, Augen und Arme für jeden offen haben, der sich in ihr engagiert.

Okay, dass ist das doch ein schönes letztes Statement! Willst du abschließend noch ein paar Worte an unsere Leser richten?

Danke an alle die uns so viele Jahre bereits unterstützen und uns so viel Support erfahren lassen. Ohne diese Menschen, wären wir nie so weit gekommen. Deswegen danken wir Ihnen.