Interview mit As Seconds Become Centuries

19.01.2012
 

 

1. Hallo AS SECONDS BECOME CENTURIES. Mit wem habe ich das Vergnügen?

Hallo Clement. Vielen Dank für die Möglichkeit dieses Interviews! Das Vergnügen hast du mit Juli (Bass) und Magnus (Gitarre).

2. Stellt euch und eure Band doch kurz einmal vor.

Wir sind eine 5-köpfige Band aus Limburg a.d. Lahn, einem verschlafenen kleinen Örtchen zwischen Köln und Frankfurt a.M. In der jetzigen Besetzung gibt es uns seit etwas mehr als einem Jahr, wir waren zuvor allerdings schon ein Jahr mit einem anderen Sänger unterwegs. Mit dabei sind noch Jimmy (Drums), Fabio (Gitarre/Backings) und Carlo am Mikrofon.

3. Eure EP „In Past Days“ ist letztes Jahr im Sommer erschienen. Was ist in der Zwischenzeit alles so bandtechnisch passiert?

Magnus/Juli: Abgesehen davon dass wir vor kurzem unser erstes Musikvideo zu In Past Days veröffentlicht haben, auf das wir doch echt stolz sind weil eine Menge Arbeit drin steckt, verläuft es seit dem Release eigentlich auch nicht viel anders als davor. Erfreulicherweise haben wir viel positive Kritik bekommen, was uns enorm freut, da wirklich eine Menge Schweiß in der Sache steckt. Aber abgesehen davon, dass wir ein wenig bekannter geworden sind, versuchen wir nach wie vor einfach so viel wie möglich zu spielen, zu proben und neue Songs zu schreiben. Nach dem Release ist ja schließlich vor dem Release.

4. Habt ihr eigentlich mittlerweile ein Label gefunden (bzw. seid ihr überhaupt auf Labelsuche?), das euer hoffentlich bald erscheinendes erstes „richtiges“ Album veröffentlicht? Gibt es einen Wunschkandidaten?

Magnus: Wir sind im Moment noch labellos, wären aber prinzipiell natürlich nicht abgeneigt. Grade was den Vertrieb und die Promo angeht, hat man als junge Band vom Land natürlich nicht die idealen Voraussetzungen, seine Musik möglichst vielen Leuten zugänglich zu machen. Autonomie und Mitbestimmung würden wir dafür aber nicht uneingeschränkt aufgeben wollen und stattdessen lieber wie bisher auf eigene Faust weitermachen.
Einen festen Wunschkandidaten haben wir dabei nicht, es gibt eine Menge cooler Labels hierzulande. Im Hinblick auf Roster und unseren eigenen Musikgeschmack, wäre aber Acuity/Let it Burn wahrscheinlich unser Favorit, auch wenn dafür noch ein anständiges Stück fehlt (:D).

Juli: Wir finden gade im Hinblick auf Entscheidungsfreiheit, sollte man auf jeden Fall nicht zu früh labeltechnisch unterwegs sein. Ein cooles Booking-Label, dass uns bei der Promo unterstützt, wäre aber natürlich doch der Wahnsinn. Schließlich wollen wir hauptsächlich so viel spielen wie möglich.

5. Von wem stammt eigentlich das Coverartwork? Der Künstler kann / muss dringend weiterempfohlen werden…

Magnus/Juli: Das Artwork stammt von Dani Hofer (Archetype-Design) aus Italien. Er hat auch die Designs für einige andere lokale Bands gemacht und haut uns mit seiner Arbeit jedes Mal aufs Neue um, weswegen es in der Beziehung für uns keine Alternativen gab. Wir haben bei der Konzeption der Platte sehr viel Zeit investiert, um ein stimmiges Zusammenspiel aus allen Komponenten hinzukriegen (Titel, Songs, Artwork, Video, etc.) und sehr viel Detailarbeit betrieben. Dani hat unsere Vorstellungen bei der Umsetzung noch Meilenweit übertroffen, weswegen wir darüber kaum hätten glücklicher sein können. Sehr cooler Typ und großartiger Künstler, absolut empfehlenswert!

6. Habt ihr euch mit dem Bandnamen nicht ein Kuckucksei ins Nest gelegt, dass potentielle Hörer von vornherein wegen „oh nein, Metalcore“ abschreckt?

Magnus: Ein „Nein“ wäre an dieser Stelle schlichtweg gelogen, die allererste Reaktion auf uns bei Allschools beweist das ja ausreichend. Wir waren eben jung, enthusiastisch und voller Tatendrang und wollten am liebsten sofort loslegen, weswegen wir uns möglichst schnell auf einen Namen für das Projekt einigen wollten.

Bei der Einleitung für die Review musste ich ziemlich schmunzeln, denn tatsächlich trug mein erstes Bandprojekt den Namen „In Past Days“. Leider war ich 15 und die Sache trotz jugendlicher Entschlossenheit von vornherein zum Scheitern verurteilt, aber als kleine Hommage an den Namensgeber wollte ich, dass das erste Release, an dem ich beteiligt bin, den Namen „In Past Days“ trägt.
Abgesehen davon haben wir schon die unterschiedlichsten Schreibweisen gesehen, die Länge ist natürlich auch nicht grade unterdurchschnittlich. Darum sind wir schon ziemlich froh, dass sich „ASBC“ als Abkürzung mittlerweile ganz gut etabliert hat.

Juli: In der Tat ist der Bandname sehr lang und wie sich bisher gezeigt hat, birgt er auch einiges an Potential ihn falsch zu schreiben oder auszusprechen. Das ist natürlich bitter. Aber nichts desto trotz können wir unsere Musik damit nach wie vor gut identifizieren und neben dem Zungenbrecher gibt es ja wie gesagt noch die Abkürzung „ASBC“. Außerdem rede ich mir auch immer wieder ein, dass er, wenn einmal eingeprägt so schnell nicht mehr aus dem Gedächtnis verschwindet (; .

7. Wie ich zu eurer Musik stehe, habe ich bereits in meinem Review beschrieben. Auf jeden Fall spüre ich eure tiefe Verbundenheit mit dem Genre und auch eine deutliche progressive ader, die jedoch immer songdienlich ist. Auch seid ihr sehr gefühlvoll und scheut euch nicht, fast zärtlich vorzugehen. Was genau wollt ihr mit eurer Musik ausdrücken?

Magnus/Juli: Zuerst einmal vielen Dank für deine Einschätzung unseres Outputs. Da unsere Intentionen beim Songwriting doch ziemlich der Review entsprechen, freut es uns natürlich ungemein, dass wir anscheinend nicht ganz am Ziel vorbeigerutscht sind.

Ein gesundes Tempo und ein stetiger Drang nach vorne ist uns schon wichtig, allerdings versuchen wir dabei immer, in jeden Song eine Spannungskurve zu integrieren, so dass jeder Song für sich seine eigene kleine Geschichte erzählt, mit Hochs, Tiefs, einer Klimax und der schlussendlichen Katharsis. Wahrscheinlich haben darum die meisten unserer Songs auch Überlänge. Ein angenehmer Hörfluss ist uns dabei aber genauso wichtig. Wir versuchen auch viel Detail Arbeit zu betreiben, damit möglichst jeder Part etwas Neues zu bieten hat und trotzdem das Thema des Songs beibehalten wird. In wie weit wir unser selbst gestecktes Ziel erreichen, bleibt aber natürlich dem Hörer selbst überlassen.
Ansonsten überschätzen wir uns Skill technisch auch sehr gerne mal. Das frustet zwar immer ganz ordentlich, aber zwingt einen zum Üben (:D).

8. Auffällig gut auch der integrierte Klargesang. Denn ihr benutzt ihn nicht in typischer hart/weich Gegenüberstellung, sondern lasst ihn als einen Höhepunkt des Songs erklingen. Mich erinnert er teilweise an ein melancholisches Gitarrensoli, aber halt mit Stimme.

Magnus/Juli: Ich weiß nicht, ob das grade einfach gut geraten war. Wenn nicht, dann auf jeden Fall Respekt für dein Hörvermögen! Tatsächlich entstehen die meisten Gesangsparts wirklich auf der Gitarre. Für uns lässt sich mit dieser Arbeitsweise der Gesang als gleichwertiges Instrument am besten songdienlich einbauen und direkt fürs weitere Üben niederschreiben. Hat sich bisher ziemlich gut bewährt, aber da führen natürlich viele Wege nach Rom.

9. Entgegen vieler Kommentare bei Allschools sehe ich eure Musik nicht als „Standardware“ an. Wie ist es eigentlich so, gegen Vorurteile zu kämpfen gegen Waffen, die nicht eure Musik gehört haben, sondern z. B. nur nach dem Aussehen in einem Video urteilen?

Magnus: Ach, da kämpft man gegen Windmühlen. Wir sind eine kleine Band aus Deutschland und machen Metalcore. Es wäre ein Ding der Unmöglichkeit, nicht von vielen Seiten dafür gehasst zu werden. Um zu dieser Feststellung zu kommen, reichen dann auch die ersten 30 Sekunden unseres ersten Videos von unserer ersten Platte. Aber schließlich muss man jegliches junge Bestreben, etwas zu starten und Zeit und Geld nicht in Party und Drogenkonsum zu stecken umgehend im Keim ersticken. Andernfalls bliebe keine Möglichkeit sich darüber zu beschweren, dass mit den Kids heute nichts mehr los ist. (:D)

Aber im Ernst: ist die Meinung erst mal gebildet, steht sie felsenfest. Dafür langt auch ein einziger Song oder laut irgendeinem Kommentar auch die Tatsache, dass wir keine Bandshirts im Video tragen (übrigens das nächste Mal etwas genauer hinschauen bitte, ich hab extra mein Muff Potter Shirt von der Abschiedstour angezogen ;).
Interessant zu lesen sind die Kommentare aber auf jeden Fall, und ich persönlich freue mich über eine negative Reaktion immer noch mehr als über gar keine.

Juli: Ich gehe mit Soetwas derweil recht nüchtern um. Es gibt immer und überall Hater und es wird sie immer geben, umso mehr umso bekannter man wird. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Das beste was man in der Hinsicht tun kann ist solche Kommentare nicht zu nah an sich ran lassen oder mit Humor nehmen, denn ändern kann man es sowieso nicht.

10. Ich sage AUGUST BURNS RED und ARCHITECTS, ihr sagt…

Magnus: August Burns Red haben wir mittlerweile schon öfters gehört, was uns natürlich enorm freut, da sie für mich Gitarrenmäßig einen riesen Einfluss darstellen und ich ihre Musik die letzten Jahre ziemlich hart abgefeiert hab. Architects höre ich intensiver erst seit der Kurskorrektur ihrer aktuellen Platte, aber der Vergleich ist natürlich trotzdem ein großes Kompliment. Ansonsten gibt es zumindest von meiner Seite gar nicht so viele weitere große Einflüsse. Neben den obligatorischen Parkway Drive bleiben vor allem noch die Misery Signals, auch wenn man da schwer bis überhaupt nicht rankommt.

11. Was genau bedeuten euch die typischen HC-Werte? Oder seht ihr euch mehr im Metal? Oder scheißt ihr auf die „Szene“?

Magnus: Im Metal sehen wir uns nicht, aber ich denke das Genre ist dabei gar nicht so wichtig. Auch wenn Limburg und der Westerwald schon eine ziemlich verschlafene Ecke ist, ging hier Szenetechnisch vor einigen Jahren noch tierisch der Watz ab. Bands wie A COMMON GROUND oder BUBONIX sind vielleicht manch einem noch ein Begriff. Da wurde echt eine Menge gestartet, es gab regelmäßig Punkrock Shows mit kleinen Bands aus dem nahen europäischen Ausland und die Konzerte waren immer `ne mega Party. DIY wurde also riesengroß geschrieben, was man als Kiddy natürlich genauso mitbekommt und für uns immer noch eine riesen Rolle spielt. Ich persönlich fühle mich auf Punkrock Shows nach wie vor am wohlsten, aber ich drifte grade in nostalgische Gedanken ab…

Juli: Ich sehe uns in dieser Hinsicht ein wenig hin und her gerissen. Wir machen zwar die entsprechende Mucke und das tun wir auch echt gerne, aber was das typische Klientel angeht und gerade auch im Hinblick auf die Beziehung zwischen den Bands, wären wir doch viel lieber woanders aufgehoben. In der Niesche, in der wir uns bewegen zeigt sich leider immer wieder starkes Konkurrenzdenken. Deswegen versuchen wir uns von Contests, Votings oder anderen Ablegern dieser Art fernzuhalten. Etwas mehr familiäres Feeling wäre auf jeden Fall wünschenswert.

12. Wenn ihr das aktuelle Geschehen in der Welt betrachtet, worüber würdet ihr jetzt am liebsten einen Song schreiben? Was beschäftigt euch, worauf zielen eure Texte?

Magnus: Uff, ich glaube aus diesem Repertoire spezifisch was rauszugreifen wäre eine harte Entscheidung. Da gibt es so viele verschiedene Themen, dass sie fast stündlich wechseln könnten. Mir persönlich kam das letzte Mal der richtig große Hass im Zusammenhang mit der Abschlachtung der Straßenhunde in der Ukraine.
Aber in der Beziehung kann ich schlecht für den Rest der Band reden.

Die Texte drehen sich bei uns größtenteils um persönliche Erlebnisse, Introspektion und die kleinen Geschichten, die das Leben so schreibt. Allerdings durchaus auch im Zusammenhang mit globaleren Sachverhalten. Aber was man letzten Endes da reininterpretieren möchte, bleibt wie immer jedem selbst überlassen.


13. Wenn ihr ein Tourpackage zusammenstellen könntet mit 5 Band und ihr an erster Stelle auf die Bretter müsstet, welche 4 anderen Bands sollten nach euch spielen?

Magnus: Das sähe bei mir momentan tierisch zusammengewürfelt aus, aber meine Präferenz wäre wahrscheinlich THIS IS A STANDOFF, COUNTERPARTS, MISERY SIGNALS und PROTEST THE HERO. Aber da ist die Schnittmenge zwischen uns 5 nicht sehr groß (:D).

Juli: Gute Wahl Magnus. Bei mir sähe es aber dennoch ein bisschen anders aus: PROTEST THE HERO, THE HUMAN ABSTRACT, ALL SHALL PERISH (aber doch bitte noch einmal mit Chris Storey) und zu guter letzt noch BORN OF OSIRIS.

Magnus: Wie gesagt, kleine Schnittmenge ;)

14. Das müsst ihr noch loswerden:

Nochmals vielen Dank für das Interview, es war uns eine Freude! Wir hoffen 2012 wird auch für Allschools ein super Jahr.
Wir danken auch allen Lesern und Leuten, die sich unsere Platte zu Gemüte geführt haben oder sich in einer anderen Form mit uns auseinandergesetzt haben. Wir wissen das sehr zu schätzen und hoffen natürlich, dass ihr Spaß beim Hören habt. Vielen, vielen Dank!