Interview mit Caliban

03.02.2012
 

 


Hi Marc, wie geht es Dir?
Ihr steht kurz vor der Veröffentlichung Eures achten Albums und steckt quasi in den Startlöchern zur nächsten Tour. Bist Du da noch angespannt bezüglich des bevorstehenden Stresses und der Publikumsreaktionen in Anbetracht des neuen Materials oder ist das für Dich nur noch reine Routine?


Mir geht's soweit echt gut, ich komme grade aus dem Urlaub wieder und bereite mich grad für die Tour vor. Der Stress ist eigentlich gerade vorbei. Die Albumarbeiten sind abgeschlossen, das Layout ist fertig, das Bühnendesign liegt auch in den letzten Zügen und die Merchdesigns sind auch alle fertig. Das Live Spielen ist für mich das genaue Gegenteil von Stress. Ich freu mich drauf die neuen Songs endlich live zu spielen. Klar bin ich neugierig wie das neue Material rüber kommt, aber das ist wie gesagt für mich kein Stress.

„I Am Nemesis“ ist der Name Eueres neuen Albums. Ich muss sagen, dass euch damit ein verdammt abwechslungsreiches Album gelungen ist. Das Ganze klingt sehr facettenreich, durchdacht und weist zu dem die Härte des CALIBAN-Sounds auf. Man hört dem Album an, das ihr Euch mehr Zeit genommen habt. Besonders die melodischen Momente haben jetzt eher ein eigenes Gesicht, als die Sachen auf den Alben davor. Was habt ihr im Vergleich zu den Vorgängern verändert? Und was musste sich Eurer Meinung nach ändern?

Danke, das hört man natürlich gerne! Das war auch der Plan, ein abwechslungsreiches Album zu schreiben, dem trotzdem nicht der rote Faden fehlt. Ich wollte unserem Sound was Neues hinzufügen ohne die CALIBAN-Wurzeln zuvernachlässigen. Ich finde zum Beispiel, dass diesem Album an manchen Passagen etwas von der "Shadow Hearts" anzuhören ist! Ich hatte eine grobe Vorstellung, von dem was ich wollte und habe angefangen viele verschiedene Dinge auszuprobieren! Ich habe zum Beispiel mit vielen Gitarreneffekten herum experimentiert und den verschiedensten Tunings.
Alleine bis die Richtung gefunden war, die ich mich vorgestellt hatte, sind erstmal knapp 8-10 Songs in die Tonne gewandert. Danach ging es dann nach dem Auswahlprinzip weiter. Ich habe immer ca. 5 Songideen geschrieben, wovon dann meistens nur ein Song übrig geblieben ist, der es Wert war auf das neue Album zu kommen. Wir haben uns quasi selbst eine sehr hohe Messlatte gelegt! Insgesamt kann man also sagen, dass von ca. 50 Songs "nur" 12 übrig geblieben sind! Außerdem wollten wir Härte nicht immer nur durch Schnelligkeit von Songs erzeugen, wie das so oft gemacht wird, sondern auch durch die "Schwere" der Riffs, wie zum Beispiel bei "We Are The Many" oder "Modern Warfare"
Aufgenommen haben wir in zwei verschiedenen Studios. Eines war für den instrumentalen Teil und das andere für den Gesang.
Für den instrumentalen Teil waren wir für knapp 3-4 Wochen in einem Studio in Essen (Level3 Entertainment) und für die Vokals und anderen Kleinigkeiten, wie Texte zu perfektionieren, damit sie 100%ig auf die Songs passten, nochmals 4 Wochen in einem Studio in Düsseldorf. Gemixt wurde das ganze dann in Berlin.

Wie kam Euch die Idee zur Kooperation mit Marcel Neumann von We Butter The Bread With Butter? Seine Sounds sind ja schon recht „speziell“, haben sich aber dennoch sehr stimmig in Euern Sound eingefügt.

Wir haben die Jungs auf einem Festival getroffen, auf dem beide Bands gespielt haben. Ich glaube, das war das "Greenfield Festival". Zu der Zeit waren wir gerade mit den Vorproduktionen beschäftigt und ich habe Marcel 2, 3 Songs davon vorgespielt. Er meinte dann, "Hey für den Part hätte ich ne Super Keyboard Idee" und daraufhin habe ich ihn gefragt, ob er das dann nicht auch wirklich mal ausprobieren möchte, weil ich das echt Interessant fand. Daraus sind dann 2 Songs geworden. Einmal "Bogeyman" und "Dein R3.ich". Ich finde auch, dass sie sich sehr gut in die beiden Songs einfügen. Das mag aber auch daran liegen, da Marcel die Keyboards anders arrangiert hat, als er das bei seiner eigenen Band gemacht hätte. Bei uns wurden sie eher dezent eingesetzt und sind nicht so dominant.

Bezüglich des textlichen Hintergrundes und der musikalischen Absichten zu „I Am Nemesis“ konnte man im Vorfeld ja schon einiges erfahren. Was war den Euer Grundgedanke, der Euch zu der Gestaltung des Artworks und des ganzen gestalterischen Konzepts bewegte?

Textlich werden ja recht viele Abgründe der heutigen Gesellschaft angesprochen, die wir als eine Art Krankheit ansehen. Sei es Rechtsextremismus, Habgier, Verdummung/Verarschung von Fake TV Shows oder Kindesmissbrauchs, um nur ein paar Themen zu nennen. Aber es haben auch 2, 3 persönliche Texte von Andy ihren weg auf die Platte gefunden. Wie zum Beispiel "Memorial" mit dem Andy den Tod seines Vaters verarbeitet der letztes Jahr an Krebs gestorben ist. Das ganze Konzept baut auf diesem "infizierten/ krankheits" Thema auf, daher auch das Cover. Auch im Video zu "Memorial" sollte das rübergebracht werden. Beispielsweise in der Szene, in der dem alten Mann die schwarze Flüssigkeit gespritzt wird, was als Sinnbild für das Schlechte stehen soll. Genauso wie unsere Video-Outfits dieses "Infizierte" darstellen sollen, von dem wir uns im Laufe des Videos befreien, was aber anscheinend von manchen als "Corpsepaint" angesehen wurde, was es aber in keinem Fall ausdrücken soll!!!
Das ganze Design, vom Artwork, übers Bühnendesign für die kommende Tour, bis hin zum Video, wurde alles Mark Krämer entworfen. Ein Designer, den wir schon sehr lange kennen und mit dem wir schon länger ein ganzes Artwork machen wollten, da er sonst immer "nur" die T-Shirt Designs für uns gemacht hat.

CALIBAN existieren jetzt seit 1997. Habt ihr da etwas Spezielles zum 15. Jährigen Jubiläum geplant?

Also wenn ich ehrlich bin gar nix! hahaha…. Da haben wir auch bis jetzt keine Zeit für gehabt, um uns Gedanken zu machen. Aber vielleicht sollten wir uns wirklich was überlegen.

Wenn Du so auf die vergangen Jahre zurück blickst, hat sich natürlich einiges verändert. Was hat sich in Deinen Augen zum Nachteil entwickelt und was zum Vorteil?

Also, in Bezug auf die Hardcore Szene, zu der ich mich immer noch selbst zähle, muss ich sagen, dass da einige Sachen abgehen, die es vor ein paar Jahren so nicht gegeben hat. Grade in einer Szene, die sich "Unity" und "Toleranz" groß auf die Fahne schreib, gibt es leider doch relativ viele intolerante Leute. Fast alles, was in irgendeiner form anders ist, wird gnadenlos nieder gemacht und gehasst wie die Pest. Es sagt ja keiner, das man alles Neue mögen muss, mir gefällt bei weitem auch nicht alles, aber man wird ja nicht gezwungen diese Bands zu hören. Aber was man manchmal im Bezug auf andere Bands so liest ist unter aller sau.
Positiv sehe ich grade diese Vielfalt die es früher nicht unbedingt in diesem Ausmaß gab! Auch, wenn mir wie gesagt nicht alles gefällt, finde ich die Entwicklungen, die durch manche Bands hinzugefügt werden, sehr interessant!

Man kann schon sagen, dass ihr Euch von Beginn der Band immer sehr engagiert habt. Ihr habt Euch sprichwörtlich den „Arsch abgetourt“ und habt mit Sicherheit viele Höhen und Tiefen durchleben müssen, um dort hin zu kommen, wo ihr jetzt als Band steht. Hast Du manchmal den Eindruck, dass einige Leute da draußen, Euch und Eurer Arbeit gegenüber zu wenig Respekt zeigen?

Da kommen wir ja quasi auf die letzte frage zurück. Na ja, was mich persönlich angeht, so stört mich das eigentlich eher weniger. Wenn jemand uns Scheiße findet, ist das sein gutes Recht und kann das auch gerne sagen. Geschmäcker sind halt verschieden. Was ich nur immer sehr dämlich finde, sind diese angeblichen "Insider" die irgendeinen erfundenen Quatsch, den sie angeblich von jemandem haben, der die Band persönlich kennt usw… das wäre eigentlich mal ein interessantes Interview „Stellungnahme zu solch dummen Aussagen! Die meisten Sachen, die man da so liest sind so was von an den Haaren herbeigeholt, dass jeder, der sie liest schon wissen sollte, dass es Blödsinn ist! Manche Dinge sind eigentlich auch eher wieder lustig. Zum Beispiel habe ich letztens diesen Satz irgendwo gelesen, "Bei CALIBAN kommen die ganzen Gesänge eh vom Band... bei der Show, die ich gesehen habe, war der Gesang schief...". (lacht!) Also, was denn nun? Schief oder vom Band? Wenn er vom Band wäre, würden wir ihn doch wohl grade und nicht schief abspielen! (hehe!)

Ich glaube, Du und Andy sind ja quasi die Ur-Mitglieder bei CALIBAN. Wie ist das, wenn man so viel Jahre zusammen Musik macht? Ist die Beziehung innerhalb der Band immer noch freundschaftlich oder überwiegt nach der ganzen Zeit eher der „professionelle Zusammenhalt“?

Die Freundschaft gibt es auf jeden fall noch! Aber außerhalb der Band habe ich zum Beispiel mit Andy nicht mehr so viel zu tun. Was aber an der Tatsache liegt, dass er jetzt mit seiner Frau in Ostfriesland wohnt und ich in Essen im Ruhrgebiet!

Was wünscht man sich als Musiker nach so vielen Jahren in denen man schon recht jung, recht erfolgreich wurde?

Eigentlich nur das wir weiterhin coole Shows spielen können und unsere Fans uns weiterhin so treu bleiben! Dafür haben wir uns mit dem neuen Album auch viel Mühe gegeben, hehe!

Die letzten Worte gehören Dir!

Einerseits danke ich natürlich unseren Fans!
Andererseits würde ich Genre auf eine Organisation aufmerksam machen, die wir auch mit unserem neuen Album unterstützen und zwar die HARDCORE HELP FOUNDATION! Die unterstützen einige wichtige Projekte! Ich will jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, einfach mal auf der Homepage vorbei schauen! (http://hardcore-help.com/).