Interview mit Doomshine

15.07.2010
 

 

Hallo DOOMSHINE. Mit wem habe ich das Vergnügen?

Hallo Clement. Mein Name ist Timmy, ich singe und spiele Gitarre bei Doomshine ï??. Vielen Dank für das Review, sehr schön geschrieben!

Wieso hat es eigentlich 6 Jahre mit dem Nachfolger zu eurem Debüt "Thy Kingdoom Come" gedauert? Was habt ihr in der Zwischenzeit musikalisch so getrieben?

Musikalisch gibt es bei uns bis auf ein paar klitzekleine Ausnahmen eigentlich ausschließlich DOOMSHINE. Wir sind in den sechs Jahren also
nicht fremdgegangen, haha. Die Zeit verging einfach so schnell, da wir alles schön nacheinander ohne große Eile abgearbeitet haben. Das Album ist ja im wahrsten Sinne des Wortes von vorne bis hinten eine Eigenproduktion. Jetzt ist es in den Händen von Massacre Records und
deren Vertrieb und wir können erst mal durchatmen. Beim nächsten mal wollen wir aber schon schauen, dass wir etwas zügiger vorankommen. Die sechs Jahre haben wir fast gar nicht bemerkt.

Woher kommt eure Doom Besessenheit? Doom im Namen, Doom im Titel und Doom in der Myspace-Domain. "Doom is the true essence of living" sagten schon DAWN OF WINTER!

Ja, eigentlich fast schon zu viel Doom um uns rum, da müssen wir langsam aufpassen, dass dieser Begriff nicht abgenutzt wird. Wir spielen
unseren Doom ja auch nicht so pur und rein wie beispielsweise die erwähnten DAWN OF WINTER. Sagen wir mal so: wir sind eher von schwerem,
melodischem Heavy Metal besessen. In unserer Umsetzung landen wir da natürlich beim Doom Metal.

Wenn ich euch musikalisch in einen Topf stecken müsste, dann in den von SOLITUDE AETURNUS. Wo seht ihr eure Einflüsse?

Der Topf SOLITUDE AETURNUS gefällt uns natürlich sehr gut, da wir die Band alle absolut großartig finden und ich ja auch schon das Vergnügen
hatte, die Jungs persönlich kennenzulernen. Ich wundere mich allerdings, dass wir bezüglich dem neuen Album nach wie vor mit SOLITUDE und CANDLEMASS verglichen werden. Meiner Meinung nach haben wir inzwischen eine komplett andere Grundstimmung in unseren Songs. Aber ich scheine mich wohl zu irren, da uns fast alle auf die Parallelen ansprechen. Was wir in unsere Songs einfließen lassen, kommt natürlich darauf an, was wir selbst gerne hören. Ob das nun Sanctuary, Pentagram, Dio oder Slayer ist, irgendwas davon schwingt immer mit. Das muss im Resultat natürlich nach DOOMSHINE klingen.

Auffällig auch, dass ihr kaum mit dem Tempo variiert. Dennoch ist das Album aufgrund der melancholischen Stimmung, den guten Riffs und der traurigen Stimme trotz langer Songs nie langweilig. Habt ihr nicht auch mal Lust, auf das Gaspedal zu treten?

Das mit dem Tempo hab ich jetzt auch schon ein paar mal gehört. Freut mich aber, dass Dich die Songs trotzdem unterhalten. Das war auch ein
ganz klares Ziel von uns. Auf dem Album hat es schon ganz deutlich Unterschiede. Nimm nur "Sanctuary Demon" im Vergleich zu "The Crow Pilot". Wir haben uns auch wirklich Mühe gegeben, dass es nicht zu berechnend klingt. Kann gut sein, dass wir bei einer passenden Idee auch
mal noch mehr in Richtung Power Metal rutschen. Und damit meine ich jetzt nicht das, was man heutzutage allgemein darunter versteht. Also
nicht dieser ganz hochmelodische Kram. Ich meine da eher so die guten alten Vicious Rumors, Metal Church und Helstar. Ja, doch, wir müssen
mal einen Helstar-Part einbauen, das letzte Album war ja wohl der Hammer!

Immer wieder ist zu lesen, dass ihr eine Melodic Doom Metal Band seid. Und gerade die Melodiebögen, die sich allerdings erst nach diversen Runden einbrennen, tragen den Flötenspieler in andere Sphären. Was bedeuteten Melodien für euch?

Schön gesprochen, haha! Ja, also wie ich schon erwähnt habe, die Melodien sind wirklich enorm wichtig bei DOOMSHINE. Ich würde auch
gerne noch extremer mit Gegensätzen arbeiten, also hier z.B. ein Slayer-Riff mit anschließendem Solitude Aeturnus-Part- Aber das muss natürlich im Fluss auch passen. Unser Melodien-König ist der Sven. Was der Kerl manchmal auf scheinbar unspektakuläre Riffs dudelt, haut mich
manchmal echt aus den Socken. Außerdem spielt er in "Waltzhalla", das wahrscheinlich schönste Solo aller Zeiten, haha. Okay, das war jetzt vielleicht etwas zu hoch gegriffen, aber ohne unseren Sven würden wir definitiv komplett anders und vielleicht auch gewöhnlicher klingen.

Euer Album ist seit ein paar Tagen erhältlich, wie ist die Resonanz bisher?

Da ich das Album absolut nicht einschätzen konnte, bin ich insgesamt doch sehr positiv überrascht. Wir haben im Rock Hard den zweiten Platz gemacht, im Heavy den sechsten Platz. Und auch bei vielen Webzines erreichen wir meistens so um die 80 % der erreichbaren Punktzahl. Das
tut wirklich gut, wenn man für 73 Minuten Herzblut so respektiert wird.

Was wollt ihr mit dem Titel und den Texten transportieren? Das Coverartwork zeigt einen Mann, der durch eine eiserne Luke zwischen zwei Welten entscheiden kann. Welche Aussage steckt
dahinter?


Der Mann, also der Piper, zeigt uns eher das, was die Menschheit sich selbst aufgebaut haben. Eine Wahl zwischen zwei Welten gibt es zu diesem
Zeitpunkt leider nicht mehr, da muss ich Dich enttäuschen. Das eiserne Tor ist das "Gate of Doom", und wir, die Menschen, sind die Ratten,
die das sinkende Schiff verlassen. Dumm nur, dass wir in einer Welt aus Ungerechtigkeit, Gier, Armut, Macht, verkorksten Religionen und Geld
landen.

Welche Doom Alben sollten unbedingt angehört werden?

Zuerst einmal muss man das BLACK SABBATH Debutalbum kennen. Der erste und vielleicht sogar beste Doomsong aller Zeiten heißt "Black
Sabbath". Die 80er-Klassiker von CANDLEMASS sind natürlich alle wichtig. Von "Epicus Doomicus Metallicus" bis "Tales of Creation" ist alles Pflicht. "Through The Darkest Hour" von
SOLITUDE AETURNUS halte ich für deren stärkstes Album, PENTAGRAM`s "Be Forewarned" wurde leider fast vergessen, das sollte man auch mal
wieder auflegen. Und wenn es um neuere Sachen geht, kann ich "After The Fall" von FORSAKEN, "First Light" von NOMAD SON, "Mammons War" von COUNT RAVEN empfehlen. Schwabendoom in Form von "Shards" (MIRROR OF DECEPTION) und "The Peaceful Deadâ" (DAWN OF WINTER) ist ebenfalls ganz groß. Und ein kleiner Geheimtipp mit unglaublich
schönem, weiblichen Gesang: "Hour Of Judgement" von RITUALS OF THE OAK. Ich könnte noch eine ganze Reihe weiterer Scheiben empfehlen, denn
im Doom passiert einene ganze Menge.

Das möchtet ihr noch loswerden:

Ja, vielen Dank natürlich an alle, die verstanden haben, was wir mit "The Piper At The Gates Of Doom" ausdrücken möchten. Ich hoffe, wir haben damit ein schönes, buntes Doomalbum kreiert, auch wenn das an sich ja eher ungewöhnlich klingt, haha.

Ich danke euch für das Interview und wünsche euch und DOOMSHINE alles Gute!

Wir danken Dir, Clement! Shine on!!!