Interview mit Emergency Gate

26.03.2013
 

 

Vor einem Monat etwa erschien euer neues Album „You“. Wie sehen die Reaktionen aus und Hand aufs Herz: Seid ihr überrascht oder enttäuscht ob der Resonanzen?

Also, wenn du schon Hand aufs Herz sagst, dann bin ich mal ganz ehrlich. Der große Wurf ist uns wohl nich gelungen. Wir sind nicht auf Platz 1 in den Charts (damn you, Heino) und wir haben wohl auch nicht das Überalbum produziert. Dennoch: Wir sind sehr glücklich mit dem, was wir zu stande gebracht haben. Wir haben 15 Tracks am Start, die alle qualitativ hochwertig sind. Keine Lückenfüller oder sowas. Und wir haben massig positive Resonanzen bekommen. 90% von allem ist positiv. Natürlich bekommt man auch mal schlechte Reviews, aber meistens von irgendwelchen Leuten, die gar keinen Bock auf die Musikrichtung haben.

Ich habe da immer so einen Vergleich: Ich persönlich hasse Fisch, und ich würde nie auf die Idee kommen eine Restaurantkritik über ein Fischrestaurant zu schreiben.

Aber irgendwie gibt es viele Journalisten, die meinen, sie müssten Reviews über eine Band aus einem Genre schreiben, das ihnen überhaupt nicht taugt. Verstehe ich nicht.

Fazit: Solange unsere Musik vielen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubert, ist alles gut. Und das tut sie.

Warum habt ihr so einen kurzen Albumtitel gewählt?

Warum viele Worte verlieren, wenn es auch einfacher geht?

Die Geschichte hinter dem Albumtitel ist gar nicht so spektakulär. Wir waren zusammengesessen und haben über mögliche Albumtitel gesprochen. Die Trackliste war eigentlich schon fertig und der Titeltrack "You" war auch schon geschrieben und hieß auch so. Als wir alle einzelnen Titel durchgingen, auf der Suche nach dem Albumtitel, erschien uns "You" einfach perfekt. Alle Songs auf dem Album haben einen Bezug: "You" für die Crowd, besonders in "Moshpit" und "Force United", "You" für Leute die man hasst in "Regret" oder "Dead Down Below", "You" für Personen, die man liebt, wie in "Breathless" oder "Lean on Words". Es passte, ob wohl es nicht so geplant war. Also haben wir uns dafür entschieden.

Auch das Coverartwork hat nicht mehr dieses Futuristische, dass noch Bestandteil der letzten Outputs war. Was verbindet den Titel, das Artwork und den Inhalt?

Wir haben ja 2 Editionen, die Limited Edition, die sehr aufwendig gestaltet wurde. Und die Standard Edition, die sehr einfach ist. Ich persönlich favorisiere ja die Standard Edition. Bei den vorherigen Alben war Covermäßig immer sehr viel los. Meine persönliche Devise ist ja: Weniger ist mehr. Und zu dem einfachen Albumtitel "You" passt einfach auch ein simples Cover besser, das ein bisschen Interpretationsspielraum lässt.

Ihr habt mit „You“ das bisher reifste Werk abgeliefert. Ihr liefert meiner Meinung nach modernen Metal mit viel Gefühl und Melodie. Euch ist dabei „das Kunststück gelungen, nach vielen Sorten zu schmecken, aber immer noch eine eigene Art zu sein“. Wie charakterisiert ihr euren Stil? Ich habe Melodic Death Metal gelesen. Das passt aber nicht so richtig, oder?

Ja, ich glaube auch nicht, dass die Bezeichnung wirklich passt. Aber mich nervt eh, dass man alles in Schubladen stecken muss. Kaum nennt man sich selbst "Metalcore" haben viele Leute keinen Bock, überhaupt mal reinzuhören. Aber irgendwie haben viele Menschen Spaß daran, die passende Bezeichnung zu finden - keine Ahnung. Wir spielen worauf wir Bock haben, und was unsere Voraussetzungen möglich machen. Durch Matthias flexible Stimme und Daniels moderne Keyboards haben wir uns, glaube ich, schon unsere kleine Nische geschaffen.

Manchmal geht ihr „gefährlich nah an den Tellerrand des Kitsches, aber kurz bevor ihr an der Gaststätte „Ganz Schön Cheesy“ einkehrt, holt euch Gevatterchen Aggressivität mit dem Stock wieder in die Spur“. Insgesamt stellt ihr manchmal die Extreme extrem gegeneinander. Ist das Absicht oder ergab sich das so?

Das ist schon Absicht. Aber irgendwie ergibt es sich auch einfach so. Haha.. Spaß beiseite. Wir haben einfach gewisse Zutaten. Gerade durch Matthias Stimme haben wir einen sehr großen Spielraum, und zwei Dinge sind uns wichtig: Dass die Crowd abgehen kann und dass die Crowd mitsingen kann. So einfach ist das. Diese beiden Komponenten versuchen wir unter einen Hut zubekommen. Natürlich gibts auch noch andere Elemente, wie die Synthie Parts oder irgendwelche Solos. Aber im Grunde: Bangen und Singen!

„Die Besonderheit an diesem Album ist zudem seine ausgewogene Mischung aus Stadionrock affinen Passagen und unbeherrschten Ausbrüchen, auf der einen Seite Eleganz, auf der anderen aggressive Penetranz, wobei beide Seiten untrennbar homogen miteinander verbunden wurden.“ Was sagt ihr dazu?

Wie schon gerade gesagt: Genau das ist das Ding! Agressiviät, wo die Menge einfach ausrasten kann, aber auch Stadiongesänge, wo man auch nach drölf Bier noch mitgröhlen kann. Das miteinander zu verschmelzen ist aber gar nicht so einfach.

Der Schluss meiner Rezension endete so: „Das Gesamtpaket für Gestrige zu modern und für Moderne zu gestrig ausgefallen ist. Aber den Vorausschauenden wird es gefallen...“ Gerade auch die Tatsache, dass ihr einen Sänger habt, der mit seiner tiefen, ausladenden Singstimme fast Stadionrock tauglich ist und vielen modernen Metaljüngern etwas zu altbacken daherkommen könnte.

Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich lese viele Reviews. Und dein Review war glaube ich das erste, was ich gelesen habe. Und genau diesen letzten Satz fand ich sehr sehr treffend. Es gibt im Metalbereich einfach sehr viel Leute, die nichts Neues akzeptieren, die keinen Bock haben mal die Scheuklappen abzunehmen. Und es gibt die jungen Leute, denen unser Scheiss nicht krass genug ist. Aber ich glaube, dass schon eine gewisse Nachfrage existiert. Das Problem ist einfach nur, dass die Leute einen erstmal mitbekommen müssen. Ich habe viele Leute getroffen, die gesagt haben: "Geiler Scheiß, warum habe ich noch nie etwas von euch gehört". Aber dahinter Stecken halt noch ganz andere Mächte, die vor allem duch Geld beeinflusst werden können. Heutzutage reicht es nicht gute Musik zu machen, du brauchst auch das nötige Kleingeld. Wir sind alle arme Schlucker und geben trotzdem unser Bestes!

Wann werdet ihr „You“ und mit welchen Bands zusammen deutschlandweit vorstellen?

Gute Frage. Unsere Releaseparty hat Anfang Februar stattgefunden und die neuen Songs sind echt perfekt angekommen. Mit am Start waren u.a. unsere Freunde von Graveworm. Im Sommer sind wir für viele Festivals bestätigt, z.B. für das Metaldays in Slovenien oder das Rock Harz. Tour und Zusatzgigs sind in Planung, allerdings ist noch nix bestätigt. Sobald etwas fix ist kann man es auf www.emergency-gate.com auschecken!

Welche Alben sollten unbedingt angetestet werden?

Wenn es um Metal geht empfehle ich die Bring me the Horizon von 2011: "There is Heaven..".

Außerdem läuft bei mir grade die CD von einer Supportband, mit der wir auf Tour waren. Supernette Jungs und das Album heisst "N.O.A.H." von KADAVRIK. Hammergeile Scheibe.

Mehr will ich gar nicht empfehlen. Klasse statt Masse!

Die letzten Worte gebühren euch:

Ich langeweile mal und sage das was alle Bands sagen: Checkt unser neues Album "You" aus .. wir haben viel Arbeit investiert und es lohnt sich wirklich.

Danke für das Interview und danke fürs Lesen.

Man sieht sich auf Tour und auf ein Bier oder zwei oder dreizehn!