Interview mit Frank Turner

26.05.2011
 

 

Hallo Frank, ich hoffe Dir geht es gut?

Hi, geht es mir. Der zweite Promo-Tag heute, was natürlich anstrengend ist. Aber alles ist fein.

Als ich dich das erste Mal interviewt hatte war das in Köln, in einem Hotel, eigens für dich angemietet und einem Tag Promo-Marathon. Schon da war das komisch für dich, sagtest du. Wie ist das jetzt, wenn Du extra für mehrere Tage rüberkommst und quasi als Nebensache und kleines Special noch zwei Mini-Clubshows spielst?

Man, echt. Das wird immer verrückter, aber ich mag das schon. Man lernt ja immer neue Leute kennen von denen man ja manche auch wiedertrifft. Würden wir gerade nicht telefonieren wäre es doch auch schon das dritte Mal.

Ich bin überrascht, dass Du das weißt.

Naja, ich versuche mir die meisten Menschen einzuprägen, was natürlich schwer ist weil es irgendwie immer mehr werden und manche natürlich auch wieder verschwinden. Wir haben halt Regina Spektor als gemeinsame Leidenschaft, nicht wahr? Aber mal ehrlich: die Shows in Köln und Berlin sind für mich keine „Nebensache“. Ich liebe es live zu spielen und darauf konzentriere ich mich auch. Dass der Tag mehr Interviews einnimmt ist natürlich logisch, aber eigentlich freue ich mich ja jede Sekunde auf der Bühne zu stehen.

Das merkt man ja auch immer wieder. Aber kommen wir zum Eigentlichen. Sagte man dir, dass die eigentliche Interviewerin kurzfristig krank wurde? Ich hatte leider nicht die Möglichkeit das Album zu hören, daher haben wir einen kleinen Plan B entwickelt. Einer unserer Leser wollte zum Beispiel wissen, was an dem Gerücht dran ist, dass du TOM WAITS nicht magst?

Das hörte ich. Richte ihr schöne Grüße aus und gute Besserung. Hoffe ihr geht es bald besser. Und zu TOM WAITS. Ohje. Mein bester Freund wird mich killen wenn er das hört. Er ist der weltgrößte Fan von WAITS. Dass ich ihn nicht mag ist aber definitiv falsch. Ich weiß, dass seine Werke ganz großartig sind, nur ich persönlich habe nie den Zugang gefunden. Weißt Du was ich meine? Ich weiß, dass ich das eigentlich lieben müsste. Aber trotzdem hat mich das nie gepackt. Aber ich respektiere natürlich seine Musik total. Ein großer Musiker!

Gut, dass wir das geklärt haben. Aufgrund der Kurzfristigkeit konnte ich die Platte ja leider noch nicht hören. Vielleicht kannst Du mir was zum Album selbst erzählen?

Gerne. Ich hoffe den Leuten gefällt das Album. Mehr weiß ich eigentlich auch nicht. Ich habe mir ziemliche Mühe gegeben und wollte, dass die Platte voller klingt und deshalb ist die Band wieder stärker vertreten. Ebenfalls wollte ich mal was neues ausprobieren. Du wirst klassische Momente erleben, ebenso wie traditionellen Folk-Kram aus Irland. Da stehe ich persönlich auch sehr drauf. Ansonsten glaube ich, dass das Album eigentlich ganz schlüssig geraten ist.

Ich bin gespannt. Ich finde ja ehrlichgesagt, dass die Band auf Platte durchaus passt, live aber leider gar nicht so..

Ehrlich? Ich mag den druckvollen Sound sehr gerne und all die Künstler die mich beeinflussen, ob direkt oder indirekt, haben eigentlich bis auf wenige Ausnahmen auch Bands mit auf der Bühne. Natürlich ist es wesentlich intimer, wenn da einer alleine auf der kleinen Bühne steht. Aber zum Beispiel auf den ganzen Festivals kommt man sich dann ja auch sehr verloren vor.

Ich fand den Text zu „Nights Become Days“ sehr erschütternd. Ein persönliches Erlebnis?

Leider ja, so wie fast all meine Lieder auf eine Art und Weise.

Im Gegensatz zu dem Song hat mich auch „English Curse“ sehr verwundert

Warte bis du ihn hörst und nicht nur die Lyrics gelesen hast. Der Song erzählt die Geschichte eines alten irischen Königs. Eigentlich ist es eine Liebesgeschichte voller Rachsucht. Ich mag die Geschichte sehr gerne, also dachte ich, warum nicht auch einen Song darüber aufnehmen.

Mit „I Still Believe“ hast Du ja einen Song auf dem Album, den man ja schon kannte. Was denkst Du, wäre dein Leben ein anderes ohne Punk?

Oh man, aber auf jeden Fall! Punk hat mir fast alles beigebracht was mir bis heute etwas bedeutet. Ich will nicht wieder denselben Kram erzählen aber nichts ersetzt diese Energie von Punk. Das wird auch niemals aufhören.

Wie war das zu Anfang für deine Eltern?

Wie überall, denke ich. Erst eher uncool, dann, als sie merkten, dass es funktioniert, immer besser. Inzwischen ist meine Mutter großer Fan und kauft jedes Album.

Mit „I Am Disappeared“ kann man ja schon einen ersten Song von Dir hören. Was will der Song einem eigentlich sagen? Ist das ein klassisches Liebeslied oder eher ein Song der vom „weg hier“ handelt?

Ich glaube beides bzw. möchte das natürlich dem Hörer überlassen. Ich glaube da ist viel Spielraum für eigene Interpretationen und das sollte man keinem nehmen.

Ich mag den Song übrigens sehr. Was kann man von dem Rest des Albums erwarten? Eher dieser nachdenkliche Ton oder vermehrte Folk-Momente?

Beides, denke ich. Lasst Euch überraschen.

Ich finde ja, dass dein bisheriges Werk enorme und großartige Parallelen zu BRUCE SPRINGSTEEN zulässt.

Puh, das ist ein sehr mächtiges Kompliment. Vielen Dank, ich weiß das zu schätzen.

Sehr gerne. Frank, es war super mit dir zu quatschen. Vielen Dank für deine Zeit und entschuldige die mangelnde Vorbereitung.

Kein Problem, ich danke dir. Alles Gute an deine Kollegin und bis bald