Interview mit Japanische Kampfhörspiele

01.01.1998
 

 

Hey Jungs. Schön euch für ein Interview hier zu haben. Sagt mal wie habt ihr euch auf diese Interview vorbereitet? Habt ihr was bestimmtes gegessen oder sonstige Rituale durchgeführt?
Bony: Ich habe mir gestern ein Gemüse-Risotto gekocht und verspeise gerade die Reste davon. Es befinden sich auch schon diverse Zucchini-Reste in der Tastatur.

Schildert mir doch mal bitte was um alles in der Welt euch geritten hat Instrumente in die Hand zu nehmen und Menschen musikalisch zu versklaven?
B: Ich wurde von meinen Eltern genötigt, Instrumente zu erlernen. Ich würde in meiner Freizeit auch lieber segeln oder Polo spielen. Eine Yacht oder ein Pferd waren aber früher nicht drin. Wir hatten ja nichts. Es war ja Krieg. Drum muss ich nun das machen, was mir am wenigsten Spaß macht.

Wie ist eure musiklaische Früherziehung von Statten gegangen und was reißt euch heute den Skalp weg?
Christ: Ich bin mit 6Jahren zu Klavier gezwungen worden. Schlagzeug war die Rebellion. Aber erst mit 15. Heute finde ich Pornomusik von Daniel Janin gut.

Eure erste Ep „Fertigmensch“ ist nun schon etwas her. Was hat sich für euch persönlich verändert seitdem ihr eine Platte unter die Menschheit gebracht habt?
C: Die erste Jaka-Platte haben Klaus und ich schon 1998 unter die Menschen gebracht. Sie hieß ‚Sektion Jaka’, war handgemacht und auf 30 Exemplare limitiert. Bis zum Vertrag bei BlutwurschtProduktion aus der Schweiz haben wir noch viele weitere solcher CDs gemacht. Dann 2001 bei Blutwurscht zwei in je 1000er Stückzahlen und erst dann kam die ‚Fertigmensch’ bei Bastardized. Es gab also genug Zeit für Veränderungen. Wir haben uns peu à peu an den Erfolg gewöhnt, hö hö.

B: Ich bin nach der Fertigmensch 30 geworden und musste feststellen, dass das Leben danach tatsächlich noch weitergeht.

Was genau macht ihr als Ausgleich zu euren brutal energetischen und schweißtreibenden Bühnenshows? Ihr geht doch wohl nicht arbeiten oder? Also was studiert ihr?
C: Inzwischen studiert keiner mehr bei Jaka. Ein Großteil der Band geht tatsächlich arbeiten. Paul hat aber einen schönen Sesselpuperjob.

B: Ich schreie im Plattenladen meine Untergebenen an und denunziere meine Nachbarn beim Vermieter, wenn sie wieder ihre Mülltüten im Hausflur bunkern.

Was bevorzugt ihr an Videospielen? Seid ihr mehr so die militanten 3d Splatter-Ego Shooter oder züchtet ihr euch lieber eigene Staaten auf und schickt diese in den Krieg, wo ihr sie den Gegner ohne Gnade opfert?
C: Weder noch. Computerspiele sind Zeitraub. Man hat am Ende nichts in der Hand, noch nicht einmal neue Information. Leute, spielt lieber was Produktives!

B: Ich habe vor ca. 10 Jahren Rekorde am Sega Megadrive im "Sonic"-spielen aufgestellt. Mehr auch nicht.

Findet ihr diese Frage wichtig und gibt sie Rückschlüsse auf euren musikalischen Output?
C: Schöpfen oder Konsumieren, das ist hier die Frage. Jaka ist Zucht und Egoshooter in einem. Aber eigen und einzigartig.

Erzählt mir von eurem neuen Album „Hardcore aus der ersten Welt“ und was euch zu Songtiteln wie „Im Schlafanzug zum Plus“ oder „Zieh die Jacke falschrum an“ bewegt und erklärt den Lesern den tieferen sozialkritischen Ansatz dieser Songs.
C: ‚Zieh die Jacke falschrum an’ ist ein sehr persönlicher Text. Alles original so erlebt. ‚Im Schlafanzug zu Plus’ auch. Die Platte ist vor allem bunt, nicht in erster Linie sozialkritisch. Und wenn sozialkritisch, dann im sinne von beschreibend, nicht im Sinne von anprangernd. Die Texte sollen Spaß machen und für ein bisschen mehr Bewusstsein sorgen ... Ich kann das hier nicht mal eben so erklären. Nicht in dieser Runde.

B: Ich erinnere mich lediglich noch an die Grippe, die ich während der Studiozeit hatte und die daraus resultierenden Kopfschmerzen beim Einspielen. Frag also nicht nach Songwriting oder Texten.

Im Song „8.0“ fühle ich mich als Pixelknecht persönlich angegriffen. Warum wollt ihr das Non-Plus-Ultra in Sachen digitaler Photobearbeitung für Amputationsretuschen zweckentfremden?
C: Zweckentfremden? Das Wegretouchieren von Pickeln und Cellulite kann man doch auch Amputation nennen, das machen doch alle Pixelknechte. Im Text wird der Amputationsnutzen dieses Bildbearbeitungsprogramms einfach nur umgedreht. Wie vieles bei Jaka. Was genau arbeitest du denn mit Photoshop? Ich meine, man kann ja durchaus auch Gutes tun mit Photoshop.

B: Ich hab früher mal einen Rentner fotografiert, der, weil er nicht anders konnte, in einen Blumenkübel an der Hauptstrasse gekackt hatte. Heute kann man sowas ohne Mühe mit Photoshop zusammenfaken. Ist doch doof!

Wie klingt Hardcore aus zweiter oder dritter Welt? So wie aus zweiter oder dritter Hand? Abgelutscht? So wie Atreyu und andere bösartige und furcht einflößende Kapellen?
C: Ich bin mir nicht sicher zu welcher Welt Brasilien zählt. Von dort kommt aber eine Band namens ‚Acao Direta’ welche supersympathisch dahergrooved. Wir haben die Jungs neulich durch Zufall kennengelernt ...

B: Unsere neue Platte klingt ja gar nicht hardcore. Sie heisst ja nur so. Mit der Musikrichtung hat der Titel gar nix zu tun.

Könnt ihr es verstehen wenn Leute an eurer Glaubwürdigkeit zweifeln oder diese gar in Frage stellen?
B: Natrülich. Wir halten uns ja selbst nicht für glaubwürdig und werden auch nicht müde, dies zu betonen. Wie ich schon oft sagte, entsprechen wir der von uns geübten Kritik ja selbst. Um ganz ehrlich zu sein: wir prangern zwar an, haben aber selber auch keine Lösung parat.

Als ich euch die Tage live sah wart ihr mindestens 8 Leute auf der Bühne. War mein Alkoholkonsum an diesem Abend bedenklich hoch oder lügt ihr im Booklet eures neuen Albums bei der Bandmitgliederangabe?
B: Wir waren 6. Manchmal ist der Hofi noch als Sample-Mann am Mischpult dabei. Bisher hat sich das Line up auch ständig verändert. Bei der Fertigmensch waren wir noch 5. Vielleicht sind wir 2005 auch wieder ein Quartett. Wer weiss das schon?

Was erwartet uns in Zukunft von einer Band namen Japanische Kampfhörspiele?
B: Das wissen wir selber nie so ganz. Geplant sind 1-2 Split Singles, ein Album mit deutschsprachigen Coverversionen und ein neuer regulärer Longplayer. Desweiteren werden wir die Broschüre: "Ich soll 20 Sachen schaffen- wie schaffe ich zwei?" herausgeben. Mal schauen, was davon alles klappt.

Das letzte Wort gehört wie immer euch. Ich bedanke mich für eure Stellungnahme zur aktuellen Problematik und werde mit weiteren wichtigen und sachkundigen auf euch zukommen wenn ich es für richtig halte. 1000 Dank!
C: Bekriegt euch mit Pelzwerkzeug, Verbrennt Schweinefleisch und esst Kindermäntel.
B: Was ich privat mache, geht niemanden etwas an.