Interview mit Macbeth

25.08.2009
 

 

Guten Tag MACBETH! Mit wem habe ich das Vergnügen?

Mit dem Gitarristen Ralf Klein, auch Zeidler genannt.


Seit Mitte der 80er Jahre ist MACBETH aktiv. Dennoch ist "Gotteskrieger" erst euer 2. Album. Hattet ihr Ladehemmung?

In der DDR gab es keine Möglichkeiten Platten aufzunehmen. So machten nur Demotapes die Runde oder auf Kassette aufgenommene Livegigs. Durch den ersten Selbstmord und und den Mauerfall 1989 löste sich die Band auf. Und die Reunion 1993 war zu kurz um irgendwelche Aufnahmen zu realisieren. Nach dem zweiten Selbstmord war auch gar nicht mehr daran zu denken, irgendetwas aufzunehmen. Es war mehr ein Zufall, der uns wieder zusammenführte.


Welcher Zufall?

Unser alter Tontechniker Steini wollte, daß wir zu seinem 40.Geburtstag spielen. Da haben wir ein paar Freunde gefragt, ob sie Bock dazu hätten, ein paar alte Klassiker zu spielen. Während der Proben merkten wir, daß es wieder Spaß macht.


Ihr habt einen geschichtsträchtigen Namen, seid eine geschichtsträchtige Band. Als eine der ersten Metalbands der ehemaligen DDR geht ihr in die Annalen ein. Wer ist vom Original Lineup noch dabei?

Hanjo, der Bassist und ich sind noch vom Original Lineup übrig.


Auf eurer Homepage ist zu lesen, dass sich bereits 2 Bandmitglieder von MACBETH das Leben genommen haben. Werdet ihr oft darauf angesprochen? Wie geht ihr damit um?

Eigentlich werden wir eher selten dazu befragt und es ergibt sich meistens zwangsläufig aus dem Gespräch, wenn man über die Zeit vor dem Mauerfall spricht. Ein Selbstmord läßt viele Fragen offen, die man sich immer wieder stellt. Meistens verdrängt man es, aber alleine durch die Musik wird man immer wieder davon eingeholt. Tod durch Unfall oder Krankheit würde man besser einordnen und verarbeiten können. Bei zwei Selbstmorden aber macht man sich schon Gedanken, was da schief gelaufen ist und die Spekulationen über die Ursachen belasten uns immer noch. Mit den Jahren wird nur Schmerz etwas dumpfer und es zieht einen nicht mehr so stark nach unten. Der Song „Am Grab“ ist ein Versuch, einen Teil davon zu verarbeiten.


Ich möchte kurz Kritik üben am rollenden rrrrrrrrr eures Sängers, der ansonsten über eine starke Metalstimme verfügt. Ist das nicht ein wenig abgeschaut von anderen thüringischen Bands? Ich finde, es passt einfach nicht zu den Songs.

Die Nordlichter stolpern halt über den spitzen Stein und in einigen Teilen Deutschlands wird das R gerollt, so auch im Südwesten Thüringens. Es ist glaube ich mehr eine Frage des Geschmacks. Der eine mag es, den anderen stört es. Die Amis fahren z.B. voll darauf ab.


"Gotteskrieger" besticht durch ein starkes Artwork. Wer war dafür verantwortlich?

Danke für die Blumen! Das Artwork ist auf meinem Mist gewachsen.


Inhaltlich befasst sich das Album mit Krieg und Tod, dieses Thema scheint euch zu beherrschen. Warum?

Es heißt ja immer man lebt nur einmal und man soll seine Zeit nicht nur mit ernsten Sachen verschwenden. Die Spaßgesellschaft und die oberflächliche Scheiße, die jeden Tag über uns ausgekippt wird, ist aber auf Dauer nicht mehr zu ertragen. Da wollten wir wenigstens musikalisch einen Gegenpol bilden. Der letzte große Supergau in Form des Zweiten Weltkriegs ist noch gar nicht so lange her und trotzdem haut sich die Menschheit ständig den Schädel ein und bewegt sich geistig auf Steinzeitniveau. Irgendwie faszinierend, mit welcher selbstzerstörerischen Kraft der Mensch sich durch die Geschichte bewegt.


Zu loben ist auch der Einfallsreichtum, z. B. Lilli Marleen Ausspann, New York auf der Drehorgel, "Maikäfer flieg..." von einem Mädchen gesungen und natürlich der Doldinger "Das Boot" Soundtrack als Metalversion. Mich haben diese dazu bewogen, mich noch mehr mit den Texten zu beschäftigen (z. B. ist "Maikäfer flieg..." der Schwur des letzten Hitler-Jugend-Jahrgangs vom April 1945).

Ob die Hitlerjugend den Maikäfer gesungen hat, wage ich zu bezweifeln, weil mein Onkel mir erzählte, das sie immer eine hinter die Ohren bekommen haben, wenn sie die Nummer gesungen haben. Den nach offizieller Lesart der Nazis durfte doch gar nichts abgebrannt sein. Ein gewisser Herr Göring wollte dann Meier heißen. Das Lied ist aus dem Dreißigjährigen Krieg und wir fanden, das passt wie der Arsch auf dem Eimer, um das Grauen des Krieges noch besser zu illustrieren.


Musikalisch ist das Album ein straightes Metalalbum mit Energie und Kraft. Streckenweise ist "Gotteskrieger" richtig hart, immer aber ist es aggressiv. Die dunklen Lyrics habt ihr dadurch ausgelebt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr zu Beginn von MACBETH auch so ein Brett gefahren seid.

Sicher haben wir uns auch entwickelt. Das erste Album 2006 ist aber wesentlich zahmer ausgefallen als die letzten Sachen aus der Zeit von 1988/89. Textlich war unser Zeug aber im Wesentlichen ähnlich. Kleine Kostprobe von 1985: „Wo kaltes Blut auf Kriegsmaschinen von falschen Helden stumm erzählt, von Syphilis auf Feldlatrinen, wo sich die Haut vom Knochen schält.“ Das klingt glaube ich auch nicht viel zahmer.


Für mich ist "Gotteskrieger" ein überraschend starkes Album. Wie sehen die Resonanzen aus?

Die Resonanzen sind bis auf wenige Ausnahmen sehr positiv. Über den 8.Platz und damit 10x Dynamit im Rockhard haben wir uns auch sehr gefreut. Auch aus dem Ausland kamen sehr viele positive Reviews.


Drei Alben dürftest du mit in den Sarg nehmen. Welche?

Slayer - Reign in blood
Metallica – Master of Puppets
Peter Gabriel - Passion


Wie immer sind die letzten Worte bei der Band:

Wir danken allen, die uns über die Jahre die Treue gehalten haben.
Bleibt sauber und Hell awaits!