Interview mit Malcolm Rivers

26.04.2012
 

 

Die Münsteraner Band MALCOLM RIVERS erkennt man kaum noch wieder – zumindest was die Besetzung angeht. Als alte Mitglieder kann man nur noch Gründer und Gitarrist Jan, sowie Gitarrist Till nennen, die restlichen drei Bandposten wurden im letzten Monat neu besetzt.

Doch der Reihe nach: Ende Februar entschied sich Marvin (Drums) dazu, die Band zu verlassen. Er stand nicht mehr voll und ganz hinter der Musik, die MALCOLM RIVERS in der letzten Zeit geschrieben hatte. Fünf Kandidaten meldeten sich für den Platz hinter den Drums. Diese sollten der Reihe nach in Bandproben getestet werden. Einen Tag vor der ersten Probe mit Drummerkandidat Leo teilte Sänger Christian der Band mit, dass sich seine Lebensprioritäten verschoben hatten und er MALCOLM RIVERS verlässt. Ein Telefonat und eine Testprobe später hatte man für den Mann am Mikro schon Ersatz gefunden: FELL ASLEEP Sänger Andi.

Kurz vor der ersten Testprobe erklärte aber auch Bassist Manuel, dass er die Band verlässt. Auch hier für brauchten die übrigen MALCOLM RIVERS nur ein Telefonat und eine Testprobe um den Platz in der Band neu zu vergeben – an Elle, der vorher bei WILLSCHREY gespielt hatte. Für die Drums machte Leo das Rennen.

Besetzung MALCOLM RIVERS
Drums: LEO ersetzt Marvin
Bass: ELLE ersetzt Manuel
Vocals: ANDI ersetzt Christian
Gitarre: TILL (seit einem Jahr dabei)
Gitarre: JAN (Gründer von Malcolm Rivers)

Im Interview heißt es MALCOLM RIVERS ALT gegen MALCOLM RIVERS NEU. Die alten Hasen Jan und Till fragen die Neubesetzungen, wann sie das erste Mal von MALCOLM RIVERS gehört haben, wie die ersten Proben verliefen und was ihnen jetzt schon bandintern auf den Sack geht. Die neuen Mitglieder Andi, Elle und Leo fragen die beiden Alt-Gitarristen, was überhaupt an MALCOLM RIVERS und der Musik so gut sein soll.



MR-Alt fragen MR-NEU:
1. Wann habt ihr überhaupt das erste Mal von Malcolm Rivers gehört?


Leo:
Eine Geschichte, die beweist wie klein Münster doch ist: Der Ex-Schlagzeuger von MALCOLM RIVERS spielte damals in einer Band namens SCARS OF SUICIDE. Die Jungs lernte ich knapp ein Jahr nach seinem dortigen Ausstieg kennen und gründete mit ihnen die Metaltruppe THY SUMMERDAYS TRAGEDY. Als ich dann von seinem Ausstieg bei MALCOLM RIVERS gelesen habe, habe ich mich direkt beworben! Im Grunde übernehme ich jetzt schon zum zweiten Mal die Position von Marvin an den Kesseln.

Elle:
Ich habe mit Jan schon vor einigen Jahren zusammen die Bühne gerockt. Die Band trug den fantastischen Namen WILLSCHREY und stand zuletzt Ende 2007 auf der Bühne. Kurze Zeit später gründete Jan die Band MALCOLM RIVERS. Ich habe das Bandgeschehen stets beobachtet. Ich kenne diese Band also bereits seit ihrer Geburtsstunde.

Andi:
Ich habe den Jan 2007 über irgendeinen Kumpel in Münster im AMP kennengelernt. Schnell kamen wir unter Musikern ins Gespräch und er fragte mich, ob ich nicht neben meiner anderen Band FELL ASLEEP noch Bock auf eine Hardcore/Metalcore Band in MS hätte. Ich habe mir die ersten Ideen damals mal angehört und schon vor dem Casting abgesagt, da ich musikalisch anders orientiert war. Als dann die EP fertig war, habe ich zum ersten Mal wieder etwas von MR gehört und war deutlich überrascht. Mittlerweile kannte ich Jan schon etwas besser und habe seitdem die Aktivitäten von MR ebenfalls stets verfolgt.


MR-Neu fragen MR-Alt
2. Wie lange spielt/singt ihr schon?


Jan:
Ich habe sehr früh mit der Musik angefangen. Ganz klassisch mit musikalischer Früherziehung inkl. Blockflöte. Meine erste Gitarre bekam ich vor ungefähr 23 Jahren.

Till:
Ich bin definitiv ein Spätzünder. In einem kleinen 600-Seelen-Dorf (Kühe mitgerechnet) und ohne ältere Geschwister braucht man Zeit, um zu bemerken, dass es auch gute Musik da draußen gibt. Mit knapp 19 habe ich mir dann eine Klampfe besorgt und mir sozusagen alles selbst beigebracht. Da man aber sonst nichts Besseres zu hatte aufm Dorf, ging der Lernprozess recht schnell.


MR-Alt fragen MR-Neu
3. Was war euer peinlichstes Bühnenerlebnis in euren bisherigen Band? (Eigentlich wollen wir ja nur wissen, auf was wir uns da auf der Bühne mit euch gefasst machen müssen.)


Leo:
Es war tatsächlich mein allererster Bühnenauftritt im Jahr 2007 und es ging so ziemlich alles schief, was schiefgehen konnte. Ich war so nervös, dass ich mir vorher extra ein Magazin kaufte, in dem Schritt für Schritt wichtige Tipps für den ersten Gig gegeben wurden. Ich befolgte penibel jeden einzelnen Tipp davon. Wir hatten eine Setlist aus zum Teil eigenen Metalcore und SYSTEM OF A DOWN Liedern zusammengestellt und spielten als Opener für BORN BY TEARS im Triptychon in Münster. Als es dann losging versagte unserem Frontmann direkt die Stimme woraufhin er die Location panisch verließ. Wir machten trotzdem weiter. Mehr schlecht als recht: Dem Gitarristen riss eine Saite, mir brachen die Sticks am laufenden Band. Wir wurden tatsächlich neben den Buhrufen noch mit irgendwelchen Sachen beworfen und am Ende haben wir dreimal Toxicity hintereinander gespielt, weil der als einziger Song wohl einigermaßen ankam. Zu guter Letzt war meine beigefarbene Hose an recht ungünstigen Stellen auch noch pervers durchgeschwitzt. Und das ohne Wechselklamotten. Man lernt aus seinen Erfahrungen!

Elle:
Hmm, etwas Peinliches? Da kann ich an dieser Stelle nichts Spezielles berichten. Ich denke, jedem Gitarristen sind schon häufiger Saiten, Gurthalter, usw. gerissen/gebrochen. Passiert halt, wenn man ordentlich abgeht!

Andi:
Wir haben damals mit FELL ASLEEP in Bochum in der Zeche unser bis dato größtes Konzert gespielt, 16 x 8m Bühne und die dann noch sau hoch. Meiner einer wusste leider die Stabilität der großen Monitorboxen, die doch kippelten, nicht richtig einzuschätzen und ich machte im ersten Song nach ca. 10 Sekunden den Flattermann frontal vorne rüber, fast zwei Meter in die Tiefe. Nix passiert, aber der Videobeweis ist immer noch der Kracher.

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4. Was ist das Besondere an der Musik, die ihr mit MALCOLM RIVERS macht? Und wie würdet ihr die Bandatmosphäre beschreiben, die da jetzt auf uns zukommt?


Jan:
Ich finde es gut, dass wir uns mit der Musik austoben können. Wir machen die Art von Musik, die wir gut finden. Und das Genreübergreifend, wobei der Schwerpunkt schon im Hardcore/Metal liegt. An den MR-Jungs finde ich gut, dass wir uns auch privat sehr gut verstehen und so ein super Klima innerhalb der Kapelle haben und wirklich alle sehr motiviert ans Werk gehen.

Till:
Genial ist, dass jeder seinen Input geben kann, egal ob kritisch oder musikalisch. Wenn einem MRler etwas nicht gefällt, posaunt er es raus, wenn er etwas geil findet, dann genauso. Und das Beste ist natürlich, dass wir alle Bock haben! Das spürt man eben auch beim Proben.


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5. Wie haben euch die ersten Proben mit uns gefallen?


Leo:
Bis jetzt machen wir enorme Fortschritte, was sicherlich an der Motivation jedes Einzelnen und an dem Engagement der Oldies uns Newbies den Kram möglichst schnell einzutrichtern liegt. Die Proben haben von Anfang an reingehauen und Bock auf mehr gemacht, weswegen wir auch sicherlich bald wieder mit dem Booken anfangen können! Unser Ziel ist es schließlich das neue Bandgefüge MALCOLM RIVERS nach vorne zu bringen!

Andi:
Ich habe zuvor noch nie Songtexte gesungen, die ich nicht selbst geschrieben habe (außer früher im Kirchenchor). Das ist schon etwas komisch. Zudem gibt es natürlich klangliche Vorgaben, die man als Shouter nie zu hundert Prozent kopieren kann, wie z.B. als Instrumentalist. Mittlerweile sitzt schon einiges, es bleibt aber immer die Frage, wie viel Eigenes man in die Songs einbringt und was man versucht eins zu eins zu übernehmen.

Elle:
Es macht seit der ersten gemeinsamen Probe unfassbar Spaß. In jeder Probe wächst die Vorfreude auf zukünftige Live-Shows und Aufnahmen.


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6. Jeder hat mindestens einen Hass-Song. Bei welchem Hit ergreift ihr panisch die Flucht?


Jan:
"Killing in the name of" geht absolut gar nicht!

Till:
Wenn ich "Lemon Tree" von FOOLS GARDEN höre, möchte ich mich am liebsten erschießen. Ich meins ernst, da stellen sich mir vor Ekel die Nacken- UND Nasenhaare auf!


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7. Was macht ihr unmittelbar vor einem Auftritt? Gibt es ein Ritual, das zur Routine geworden ist vor einer Show?


Leo:
Ich wärme mich zehn Minuten lang auf, mache Liegestütze und Rudimentübungen, einfach um die Gelenke aufzulockern. Dann hau ich mir einen Whiskey rein und zieh mich aus!

Elle:
Ich springe im Dreieck und hüpfe hin und her. Danach mache ich meine Fingerübungen und schreie laut: "BIER BIER BIER!"

Andi:
Ich singe mich mit komischen "TuuooOOTAAOOootuus" warm, lege dann meine Wertsachen ab, zieh mir ein schickes Shirt an, tue so als würde ich mich dehnen und warm machen und springe dann wie bescheuert auf die Bühne, glaub ich.

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8. Mit welchen/welcher Band(s) würdet ihr gern mal eine Show spielen?


Jan:
Ich würde gerne mal mit ARCHITECTS spielen. Eine der besten Livebands, wie ich finde. Die Shows sind unfassbar energiegeladen und Sam Carter ist als Kind wohl in einen Topf voller Charisma gefallen. Ein großartiger Frontmann und sehr geile Musik!

Till:
Mit PARKWAY DRIVE würde ich liebend gern mal die Hütte abreißen! Ich kenne kaum eine Kapelle, die so sympathisch und im selben Moment so herrlich brutal ist. Live scheint den Jungs die Sonne aus dem Allerwertesten und gleichzeitig walzen sie einfach ALLES nieder!

MR-Alt fragen MR-Neu
9. Was geht euch bei uns bandintern jetzt schon auf den Sack?


Leo:
Wir feiern nicht genug.

Elle:
Also mir gehen Jan, Till, Andi und Leo tierisch auf die Nüsse!

Andi:
Siehe Leo.

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10. In welche Richtung wird der MR-Weg weitergehen? Habt ihr persönliche Ziele, die ihr mit der Band erreichen wollte?


Jan:
Ich will schnellstmöglich ins Studio und ein paar Songs aufnehmen. Anschließend geht es mit dem Booking wieder los und dann hoffe ich, dass wir bald wieder auf der Bühne stehen. Aber kurzfristig ist es erst einmal wichtig, dass wir wieder so richtig fit werden. Tightness ist ein langer Prozess, aber ich finde, dass wir auf einem sehr guten Weg sind.

Till:
Wir erzeugen gerade eine unfassbare Energie und die möchte ich möglichst schnell mit den Jungs auf der Bühne rauslassen! Spielen, spielen, spielen! Ansonsten freue ich mich einfach auf die Zukunft von MR und auf unsere neuen Aufnahmen.