Interview mit Maroon

30.05.2009
 

 

Jetzt wo ihr „Order“als kompletes Werk vor euch habt, was sind eure Gedanken und Gefühle zum Album?

Tom: Wir sind sehr stolz darauf! Wir haben viel Zeit, Energie und Arbeit in das Album gesteckt und nun zahlt sich das aus. Es ist immer eine gewisse Befreiung wenn das Album dann endlich draußen ist. Wenn die Reviews und Reaktionen dann auch noch so positiv sind ist das natürlich eine tolle Sache. Wir sind also sehr zufrieden mit dem neuen Album.


Die Gitarren sind wesentlich melodischer als auf den Vorgängern und die Stimmung ist atmosphärischer, wie kam es zu dem Sound?

Tom: Das weiß ich auch nicht. Und ich würde das so auch nicht sagen. Aber da hört halt jeder etwas anderes! Ich kann dazu nicht viel sagen. Manche der Songs auf dieser Platte sind zum jetzigen Zeitpunkt in ihrer Grundform schon wieder fast ein Jahr alt, man schleppt die also schon wieder eine halbe Ewigkeit mit sich rum und hat sie dank des Schreibens und des Studios mittlerweile schon wieder hunderte Male gehört. Danach kann man einen Song gar nicht mehr richtig beschreiben. Die Platte ist halt irgendwie am Ende so geworden. Dahinter steht keine bestimmte Absicht.

Bei der Wahl des Produzenten habt ihr euch für Markus Stock, seines Zeichens als Ulf Theodor Schwadorf und Mastermind der Dark Metaller The Vision Bleak, entschieden. Wie kam es zur Zusammenarbeit, mit diesem vielleicht nicht all zu nahe liegenden Produzenten?

Tom: Wir lieben EMPYRIUM und THE VISION BLEAK! Und gerade der Sound auf der letzten VISION BLEAK hat uns sehr gefallen. Also wollten wir auch so einen ähnlichen Sound haben. Deswegen sind wir zu Markus gegangen!

Wie lief der Produktionsprozess ab?

Tom: Anders als die letzten aber sehr entspannt und gut. Diesmal waren wir wirklich nur 5 Tage die Woche im Studio und sind am Wochenende nach Hause gefahren. Dies ist eben Markus‘ Arbeitsweise und das hat sich auch angeboten weil Mellrichstadt, da wo sein Studio ist, nicht allzu weit von Nordhausen entfernt ist. Also sind wir jeden Montag wieder aufgebrochen und Freitagabend nach Hause gefahren. Ein bisschen wie auf Montage ha ha! Anfangs war ich da durchaus skeptisch. Ich dachte da muss man sich jedesmal aufs Neue rein arbeiten und die Wochenenden bringen einen total aus dem Arbeitsrhythmus aber genau das Gegenteil war der Fall. Es war richtig entspannt und produktiv weil man am Wochenende zu Hause den Kopf wieder frei bekommen hat und montags wieder frisch und mit neuen Ideen starten konnte! Und überhaupt war es ein sehr entspanntes Arbeiten weil wir uns auf Anhieb prima mit Markus verstanden haben und er immer genau wusste was wir von ihm wollen!

Mit „Schatten“ ist auch zum ersten Mal ein deutschsprachiger Song auf einem MAROON-Album und der Text ist ein Gedicht von Friedrich Rückert. Wie kam es dazu?

Tom: Das war Andres Idee. Er hat das Gedicht entdeckt und ich fand es auch schnell richtig gut. Ursprünglich war der Song als Instrumental geplant, aber wir sind nie so richtig zufrieden mit der Idee gewesen. Andre hatten dann die Idee textlich was Neues zu probieren und ich war anfangs gar nicht so sehr von der Idee überzeugt einen deutschen Text zu singen. Aber als wir den Song im Studio dann das erste Mal mit Gesang probiert haben fanden wir es alle sofort richtig gut! Der Song und dieser heftige Text passen einfach perfekt zusammen! Gemeinsam erzeugt das genau die Stimmung die wir für diesen Song haben wollten.

Warum habt ihr euch ausgerechnet für ein Gedicht von Friedrich Rückert genommen und nicht eins von den ganz großen wie Goethe, Schilling oder so?

Tom: Ach nee. Weil Goethe oder Schiller zwar wirklich großartig waren, meistens jedenfalls, aber weil genau dies jeder gemacht hätte. Das wäre einfach nicht aufregend genug gewesen! Und dieser Gedichtzyklus von Rückert ist einfach fantastisch und passt genau zum Lied.

Da das Album wie gesagt etwas anders klingt als andere MAROON-Alben; gab es neue Einflüsse? Angeblich sollen neben dem offensichtlichen Einfluss von The Vision Bleak auch Bands wie Have Heart Einfluss auf euch gehabt haben.

Tom: Ich muss zugeben, dass ich noch nie einen Ton von HAVE HEART gehört habe obwohl mir schon oft von deren super Live-Qualitäten berichtet wurde! THE VISION BLEAK wurde im Zuge des Songwritings oft von manchen von uns gehört aber auch nicht von allen! Aber natürlich beeinflusst so etwas und wenn man dann noch mit einem von THE VISION BLEAK aufnimmt kann es schon sein, das man diese Band als Einfluss hören mag! Aber bewusst machen wir sowas nicht. Es sind halt soviele Dinge, Bands, Filme, Bücher etc die den Prozess des Songschreibens beeinflussen, aber eben nicht direkt sondern immer ohne das man es merkt!

Die Straight Edge Thematik scheint auf „Order“ auch etwas in den Hintergrund gerückt zu sein. Bewusst oder wolltet ihr diesmal nicht wieder die Hörer provozieren?

Tom: Wir sind jetzt alle zwischen 6 und 15 Jahren Straight Edge, da ist es einfach kein Thema mehr für einen Song. Wir haben mehr als einen Song gemacht der irgendwie dieses Thema behandelt und manche Texte die ich dazu in der Vergangenheit geschrieben habe würde ich so heute nicht mehr schreiben. Ich stehe nach wie vor dazu aber heute, nach 13 Jahren die ich nun schon diesem Modell widme, ist es einfach ein ganz normaler Teil meines Lebens! Ich habe einfach nicht mehr das Bedürfnis Texte über diesen Lebensstil zu schreiben! Es schreibt ja auch keiner 15 verschiedene Texte über seine liebste Chipssorte. Man entwickelt sich weiter, es passieren jeden Tag, jedes Jahr soviele neue schöne, schreckliche oder ungerechte Dinge, das es Verschwendung wäre sich ständig nur mit einer Sache zu befassen!


Straight Edge ist bekanntlich eher eine Sache aus dem Hardcore, eure Musik ist allerdings immer mehr Metal geworden. Wo seht ihr euch?

Tom: Überall! Ich weiß es nicht. Über sowas versuche ich nicht nachzudenken! Es gibt mittlerweile viele Namen für uns und ich bin mit jedem davon zufrieden. Am ehesten würde ich sagen wir sind Punk, denn wir machen was wir wollen aber versuchen dabei immer uns treu zu bleiben und vielleicht doch noch etwas Message mit reinzubringen!

Ihr spielt ja vornehmlich vor einem Hardcore-Publikum, allerdings auch mit Metal-Bands wie Arch Enemy oder dem ROCK HARD FESTIVAL. Wie beurteilt ihr die beiden Szenen?

Tom: Beide Szenen verändern sich rasend schnell. Heute ist fast nichts mehr von der so militanten Vegan Straight Edge Szene übrig in der wir damals anfingen! Die Leute die damals am militantesten waren sind nun schon seit geraumer Zeit verschwunden. Dafür sind ganz neue, andere Leute gekommen! Und diese Entwicklungen gab es jetzt schon mehrmals! Leider ist es in beiden Szenen so, dass die Kids die neu dazu kommen alles immer sehr genau machen wollen und eine sehr klar abgesteckte Vorstellung von ihrer Szene haben, was zu dieser gehört und was eben nicht. Das ist im Metal so genau wie im HC. Diese Kids sind manchmal ganz schön anstrengend, sie sind es aber auch die die Szenen am Leben halten und frischen Wind bringen. Und schließlich waren wir früher genauso!

Ihr habt neulich bei den Give It A Name Festivals gespielt. Wie war es für euch die einzige Metal-Band auf dem Billing zu sein inmitten lauter Emo- und Post-Hardcore-Bands? Wie haben euch die anderen Bands aufgenommen bzw. wie denkt ihr über die Bands und wie nahm das sicher meist Scheitel-tragende Publikum auf?

Tom: Es war wirklich fantastisch! Ich gebe ehrlich zu, dass ich echt Angst hatte auf die Bühne zu gehen weil ich dachte die werden uns hassen ha ha! Aber das Publikum war toll! Es war wirklich super! Die Konzerte waren mehr als ausverkauft und es hat sehr viel Spaß gemacht! Einige der anderen Bands waren gut und es waren ja auch ein paar Freunde von uns mit dabei wie FIRE IN THE ATTIC oder TALK RADIO TALK! Viele haben unser Set angeschaut ha ha! Aber ich weiß immer noch nicht was ich von UNDEROATH halten soll. Sehr nette Leute aber ich glaube die haben einen ziemlichen Hang zur institutionalisierten Religiosität. Und sowas macht mich immer skeptisch! Aber ich weiß nichts über diese Band.

Was kann man in diesem Jahr noch von euch erwarten. Ein neues Album denke ich eher weniger, aber gibt es schon irgendwelche Tourpläne neben den Sommerfestivals?

Tom: Nein. Ein Album wird es dieses Jahr hoffentlich nicht schon wieder geben! Wir sind viel in Übersee unterwegs und für Ende des Jahre steht eine große Europa-Tour mit einer Band an mit der wir schon lange befreundet sind!