Interview mit Matula

10.07.2010
 

 

Meine Lieben. Auch wenn ihr euch sicher schon einen Namen gemacht habt, stellt euch doch bitte kurz vor und sagt was zu eurer Bio

Beitz: Matula bestehen aus ingesamt vier Pfeifen, namentlich Robert vonner Schießbude, Thorben am Gesang und der Gitarre, Basti an der zweiten Gitarre und mir am Bass. Gegründet wurde unser Verein anno 2004 im beschaulichen Neumünster, was in Schleswig-Holstein liegt. Wir alle mögen Musik und trinken auch ab und zu einen.
Basti: Tja, mehr gibt's da wohl tatsächlich nicht zu sagen. Biografien werden ja meist erst in der Retrospektive wirklich interessant, wenn man irgendwas Großes erreicht hat, oder so - außer dass wir nun den Sprung raus aus Neumünster, nach Kiel und Hamburg, geschafft haben, ist da aber nicht viel. Doch, die neue Platte natürlich!


-Eine Frage, die sich vorallem bei mir aufdrängt: Ist der Bandname von diesem achso guten Dedektiv inspiriert, der auch noch heutzutzage in Frankfurt in "Ein Fall für Zwei" sein Unwesen treibt? Abwägig wäre es ja nicht. Schließlich muss man bei euren Texten ab und an auch mal genauer hinhören, um sie zu verstehen.

Beitz: Matula als Name hat einfach einen guten Klang und es gibt tatsächlich Leute, die den Namen noch nie zuvor gehört haben. Die denken dann wir kommen sonstwo her, ha ha!
Die Nummer mit dem genauer hinhören/sehen schwebte uns damals allerdings auch im Hinterkopf.
Basti: Tatsächlich kennen die meisten Leute den Namen Matula nicht, ist mein Eindruck. Mussten wohl nicht alle in ihrer Kindheit mit den Eltern freitags Fernsehen gucken… Gut so, dann bleibt es bei diesem kurzen Zucken im Kopf.


-"Kuddel" hat euch bekannt gemacht und euch in eine "Liga" mit Bands wie Captain Planet gehievt. Fühlt ihr euch dort wohl und was hat sich aufmerksamkeitstechnisch seitdem getan?

Beitz: Kann man noch nicht so sagen. Also entweder haben die Leute kein Geld mehr oder sie haben keinen Bock auf uns, jedenfalls ist bisher die Konzertsituation eher mau gewesen. Vielleicht korrigiert sich aber das mit der Zeit, bis die Kids bei Rapidshare auf uns stoßen…
Basti: Wohl fühlen wir uns auf jeden Fall wohl in unserer Haut und auch in unserem Proberaum, den wir uns ja mit den Kapitänen teilen. Ich hab schon eher das Gefühl, dass sich mit der zweiten Platte die Leute mehr für einen interessieren, vielleicht weil sie auf "durchhalten" stehen - das tun wir ja auch. Es geht so und so, Konzerte, die total gut sind und solche die eher mau besucht sind, Konzerte mit mega euphorischer und solche mit eher lauer Stimmung. Die Konstanz könnte gerne noch kommen - und bitte dahingehend, dass sie voll und auch euphorisch sind, alle! Aber beschweren oder rumheulen brauchen wir nun wirklich nicht. Alles cool!


-Zu "Blinker": Wie und wo ist die Platte entstanden und wie genau entstehen bei euch die Songs? Seid ihr zufrieden mit dem Ergebnis? Was hat sich im Vergleich zu "Kuddel" verändert.

Beitz: Der größte Unterschied zur Kuddel ist der, dass wir zum ersten mal eine ganze Platte am Stück geschrieben haben. Kuddel war dagegen eine Sammlung von über die Jahre entstandenen Stücken.
Geschrieben wird das alles ganz klassisch, heißt: Einer kommt mit irgendeinem Teil in den Proberaum und dann rödeln wir da dran rum, bis alles passt. Geht oftmals spontan und fix von der Hand. War bei dieser Platte natürlich etwas stressiger, wegen Mühe geben und so. Hat sich aber definitiv gelohnt, finden wir alle gut und hoffen natürlich auch alle anderen.
Basti: Ja, einen Teil der Songs haben wir sogar so richtig eigenbrötlerisch professionell in einem Ferienhaus in Dänemark zusammengeschraubt, geil oder?! Der Aufnahmeprozess im Studio war dann auch ein ganz anderer: Wir haben nicht mehr live alle zusammen, sondern jedes Instrument für sich aufgenommen, auch wenn wir alle - zumindest beim Schlagzeug - mitgespielt haben. Das hat wesentlich mehr Zeit gekostet, ist aber gerade klanglich auch eine deutliche Steigerung. Für die Live-Nummer sind wir auch (noch) nicht tight genug. Aber wir proben nun im Regelfall auch zwischen zwei Wochenenden an denen wir Konzerte spielen - eine Tatsache für die uns Captain Planet großen Respekt zollen. Mit einer neuen, geileren Scheibe muss man auch noch besser abliefern. Das läuft soweit ganz ordentlich.


- Für mich klingt "Blinker" wie eine logische Konsequenz. Ein wenig Weiterentwicklung ist zu hören aber der Grundtenor ist der selbe wie bei "Kuddel". Ihr vertraut auf eure Stärken. Seht ihr das ähnlich?

Beitz: Also, es sollte schon nicht allzu weitweg vom “typischen” Matula-Sound sein. Hier und da haben wir absichtlich Sachen weggelassen, damit das nicht allzu doll wird, von wegen alles vollmüllen bis man den Faden verliert. Aber klar ist ja auch, dass man daran arbeitet, das was man gut kann noch mal etwas in den Vordergrund zu stellen.
Basti: Ist doch super, wenn es für dich wie eine logische Konsequenz klingt. Ich glaube die meisten Leute sehen die neue Platte so. Trotzdem gibt es mehr als nur ein wenig Weiterentwicklung: der Gesang ist doch schon ziemlich anders, mehr untenrum, nicht mehr so quietschig und schief, die Rythmusfraktion ist tighter und schiebt das ganze besser an, naja und die Gitarren sind vielleicht nicht mehr ganz so verspielt, haben aber immer noch die Melodien. Das ganze klingt deutlich runder, finde ich, noch mehr wie ein Platte sein sollte, ein Gesamtkunstwerk, das zusammen funktioniert und das man sich am liebsten auch immer im Ganzen anhört.


- Eure Musik kommt aus dem Norden und klingt nach Norden. Was genau ist in dieser Ecke so inspirierend, dass so viele Bands aus der Ecke stammen und eine ähnliche musikalische Richtung einschlagen? Fühlt ihr euch wohl mit der Bezeichnung des "Herz-Punk" oder ist euch das völlig wurscht?

Beitz: Ich halte das für Zufall. Da war halt plötzlich Jens Rachut am Start und Hamburg und Umgebung die Bands sind da drauf durchgedreht. Hätte auch in München passieren können. Und überhaupt: EA 80 kommen doch aus Mönchengladbach und sind echt ne Paradeband des Genres. Also ich hör das nie raus, woher eine Band kommt, ausser vielleicht, wenn da gesächselt wird.
Basti: Geht mir ähnlich. Klar springen vielleicht auch Bands gerne auf diesen "Nord-Zug" auf, so wie wir… Spaß, aber generell hat die geografische Lage ja wohl nichts mit Musikgeschmack zu tun. "Herz-Punk" hab ich persönlich erst selten gehört, find ich jetzt nicht schlimm, klingt aber irgendwie auch nicht soo gut. Klar, unsere Musik kommt von Herzen, wie haben und transportieren sicherlich Emotionen wenn wir Musik machen und das auch live, aber Kopf und Hand dürfen natürlich auch nicht fehlen. Klingt platt, ist es auch. Sorry. "Emo" ist ja mittlerweile echt eine, für mich, eher negativ belegte Charakterisierung von Musik, was mit dem ganzen Schmock zu tun hat, der als solches bezeichnet wird. Aber im Endeffekt ist das doch alles scheißegal und wir machen unser Ding, gerne für die Einen als "Herz-Punk" und für die anderen als "Deutschpunk" - lieg alles im Auge des Betrachters.


-Welche Bands mögt ihr privat?

Beitz: HC/PUNK/INDIE/POP/DIVERSES. Alles durch den Garten. Bei mir im Augenblick Japandroids, neue Against me, neue Rolo Tomassi und ja: Turbostaat.
Basti: Attack in Black, zur Zeit auch Hip-Hop der alten amerikanischen Schule, Dendemann. Da geht viel. Man soll sich ja keine Scheuklappen aufsetzen.


- Ihr habt schon fleißig eure neue Platte supportet. Wie waren die Reaktionen auf den Konzerten?

Beitz: Die wenigen, die da sind haben Spaß! Wir aber auch.
Basti: Die Reaktionen, die kamen, waren durchweg positiv, was uns sehr, sehr freut. Die Platte kommt, sehr gut an, wird eigentlich überall gelobt und wir sind auch spielerisch besser geworden. Wir haben auch selber viel mehr Bock, die neuen Songs zu spielen als die alten. Und die verspätete Release-Party in Hamburg vor zwei Wochen war wirklich mal ein Killer in Sachen Konzerten.


- Habt ihr ausgemachte Ziele, die ihr mit der Band nochmal irgendwann erreichen wollt?

Beitz: Gut besuchte Konzerte und mehr als drei Freibier pro Abend! Ist so eine Unsitte geworden in der letzten Zeit…
Basti: Hmm… eigentlich nichts soo Konkretes. Ich hab Bock auf viele Konzerte in kleinem wie im großen Rahmen. Und hoffentlich auch nochmals eine dritte Platte, die alles toppt, da hab ich Bock drauf!


- Last Words?

Beitz: Ein Bier, bitte!
Basti: Mach zwei!

Danke und viel Glück weiterhin.