Interview mit Parkway Drive

19.05.2008
 

 


Wenn Ehrenfeld’s Straßen schon nachmittags nur so vor Menschen mit Piercings im Gesicht und Tattos überall strotzt, ist klar dass es sich um ein besonderes Ereignis handeln muss. Parkway Drive spielen heute 2 Shows an nur einem Tag im Kölner Underground, Grund genug um mit dem sympathischen Sänger Winston zu quatschen.

Hallo Winston, wie geht es dir ?

Wirklich gut, danke. Und dir ?

Danke auch gut. Wie läuft die aktuelle Tour bisher ?

Großartig. Es ist bisher die beste Europa Tour die wir je gespielt haben.

Es ist nicht üblich 2 Shows an einem Tag zu spielen. Denkst du ihr seid fit genug oder hast du ein wenig Angst dass die Puste plötzlich raus ist ?

(Wird nervös und lacht) Ich habe tierisch Schiss, dass ich das nicht durchhalte oder heute Abend einfach viel zu müde bin aber andererseits sind wir das den Fans schuldig. Unsere Show war so schnell ausverkauft und nun kommen viele schon nachmittags zu der Show und es wäre unfair wenn wir da komplett versagen würden. Davon abgesehen ist es unglaublich cool dass die Shows nicht in eine größere Location verlegt wurden und das ganze im kleinen Rahmen bleibt.

Ihr seid eigentlich ständig bzw. nur auf Tour. Wo ist da der Nachteil bzw. Vorteil ?

Das Touren ist einfach super. Wir lieben es zu touren, vor allem in Europa. Hier ist wirklich der beste Platz für Live-Shows. Ich weiß, dass wir ständig hier sind und sicherlich auch ein paar Leuten auf den Sack gehen. Allerdings bleibt das nicht aus und auf der anderen Seite sind da ja auch wieder ein paar Leute die eh kommen.

Was kannst du uns über die Hardcore Szene in Australien sagen ?

Oh das ist wirklich cool. Die Leute stecken so unglaublich viel in ihre Musik und die Szene wird, wie überall in der Welt, immer größer. Es ist cool mit anzusehen wie die Shows besser besucht sind und die Bands langsam aber sicher Bestätigung bekommen.

Wie waren die ersten Resonanzen zu eurer Musik in Australien ?

Das kam alles extrem plötzlich. Über Nacht quasi. Erst haben wir vor knapp 100 Leuten gespielt und dann plötzlich die großen Hallen mit über 1000 Leuten. Das war unglaublich krass für uns.

Wann habt ihr realisiert, dass ihr Leute mit eurer Musik erreicht und den Leuten was daran liegt eure Musik zu hören ?

Nie. Das ist noch immer wie ein Schock für uns. Als wir gefragt wurden in den USA auf Tour zu gehen standen wir erstmal da und wussten so gar nicht was wir sagen sollten. Ich meine, du bist aus einem kleinen Kaff und kannst so ganz plötzlich mit deiner Band auf Tour gehen in den USA. Das ist übel.

Könnt ihr inzwischen von der Musik leben ?

Ja. Das kommt aber zum Teil auch daher, dass wir halt wirklich das ganze Jahr über auf Tour sind und höchstens 1-2 Monate in der Heimat. Aber es reicht auf jeden Fall (lacht)

Was denkst du darüber wenn treue Fans ihren Lieblingsbands nicht mehr zur Seite stehen weil sie zu einem Major Label wechseln oder bekannter werden ?

(Verzieht das Gesicht) Mhhh. Das ist eine gute Frage. Zum Teil kann ich es verstehen. Manche Bands verändern sich durch so einen Wechsel einfach unglaublich bzw. lassen sich durch den Wechsel zu sehr von der Plattenfirma beeinflussen. Das liegt aber meistens an den Verträgen. Viele Bands können da gar nichts für. Und dass Fans ihre Bands nicht mehr so mögen nur weil sie bekannter werden ist Schwachsinn. Wenn ich Bands liebe, dann tue ich das auch. Egal ob alleine, mit 20 Leuten oder 5000. Die Musik ist dieselbe. Von daher totaler Schwachsinn.

„Horizons“ ist nun schon eine Weile draußen und mich würde interessieren ob ihr unter Druck standet oder eben ganz locker an die Arbeiten für den „Killing with a Smile“ Nachfolger rangegangen seid.

Beides würde ich sagen. Wir wollten nicht wieder dasselbe Album aufnehmen aber wollten uns auch nicht von uns selbst verabschieden. Ich finde für mich persönlich, dass „Horizons“ mehr Zeit braucht aber dafür viel besser ist.

So ging es mir auch. Ich habe es gehört und war verwundert darüber, dass es nicht so schnell hängen blieb und diese Eingängkeit weg war, allerdings fand ich im Nachhinein das so an Atmosphäre gewonnen wurde und finde es auch besser als den Vorgänger.

Ja genau das meine ich. So habe ich das auch gesehen. Ich würde lügen wenn ich sagen würde dass wir das so wollten, aber im Endeffekt find ich es halt echt gut. Und so schlimm finde ich es auch gar nicht dass wir solche Eingängigkeiten wie z.B. ein „Cry me a fucking river, bitch“ nicht so häufig auf dem Album verwenden wie es noch auf dem Vorgänger war.

Was denks du über die Hardcore-Szene ? Ihr selbst habt euer Lager in der Hardcore Ecke und habt selbst mitbekommen wie eine Musikszene zu einer Art Laufsteg wurde.

Naja das ist wirklich ein Problem. Ich mein, ich finde es unglaublich cool dass all diese Kids auf unsere Shows kommen und dafür auch viel Geld hinblättern. Allerdings ist es wirklich oft so, dass man sich bei bestimmten Leuten erstmal fragt ob die wegen der Musik oder eben einer Art Trend hier sind.
Die Hardcore Shows sind derzeit so groß wie nie zuvor. Niemals in der Geschichte der Musik oder eben des HC sind jemals so viele Hardcore Shows besucht worden. Allerdings glaube ich auch, dass von manchen Leuen so wenig wie nie zuvor auf die Texte und die Musik geachtet wir. Was wirklich sehr schade ist.

Morgen spielt ihr beim Groezrock Festival (Schon bevor ich die Frage zu Ende formuliert habe bekommt Winston funkelnde Augen wie ein kleines Kind). Soweit ich weiß ist das euer erstes Mal dort, freust du dich ?

(Völlig euphorisch zählt er auf) Sick of it All, No Fun at all, This is Hell, Face to Face..

Hot Water Music

Ja, ach, es ist unglaublich. In den USA ist das Festival sehr bekannt und eine Art Legende. Alle Bands mit denen wir mal zusammen gespielt haben, haben uns erzählt was das für ein unglaubliches Festival sein soll und wie cool es dort ist. Und jetzt ? Jetzt stehen wir morgen selbst dort auf der Bühne. Ich freue mich tierisch darauf.

Erzähl mir etwas über die Bands mit denen ihr heute zusammen spielt.

Die sind alle sehr cool. Musikalisch wie auch menschlich. Ich würde niemals eine Tour spielen mit Bands die zwar total gut spielen, aber menschlich die größten Arschlöcher sind. To Kill sind unglaublich gut und unglaublich nette Kerle und Mädchen. Suicide Silence sind einfach nur das pure Chaos. Ich weiß nicht recht wie die das machen. Bury your Dead sind auch verdammt coole Typen und This is Hell sowieso. Ich fand die Tour mit ihnen riesig und nicht zuletzt wegen denen ist es so unglaublich gut gelaufen.

Ihr werdet die nächste „Never Say Die!“ Tour headlinen. Weißt du schon mit wem ihr da zusammen spielt ?

Ich weiß nicht ob alle schon bestätigt sind, aber ich weiß dass Unearth und (beginnt aufzuzählen und wird unterbrochen. Scheinbar darf das Line-Up zu der Zeit noch nicht veröffentlicht werden). Naja tut mir Leid. Hätte dir gerne Auskunft gegeben.

„Never Say Die“ hat euch scheinbar letztes Mal sehr gut gefallen.

Ohja. Das war unglaublich genial. Ich liebe unser Booking dafür, dass sie immer so geniale Touren auf die Reihe bekommen.

Wird die Tour wieder in einem solchen Rahmen ablaufen wie die letzte ? Sprich, verhältnismäßig große Locations, viele Städte etc. ?

Ich glaube, dass sie diesmal sogar noch größer abläuft aber bevor ich hier gleich wieder angeschwärzt werde, sage ich lieber erstmal gar nichts (lacht).

Wie schaut die Zukunft bei euch aus ? Touren oder auch mal etwas Urlaub ?

Wir werden demnächst eine kleine Pause machen bzw. 3 Wochen touren, 3 Wochen Pause usw. Und irgendwann soll es ja auch mal eine neue Platte geben (lacht).

Okay super, die letzten Worte sind deine.

Danke für das Interview und danke an ganz Europa für die unglaubliche Tour.