Interview mit TINY MOVING PARTS

19.02.2017
 

 

Bitte stell dich erstmal vor!

 

Ich bin Dylan, ich spiele Gitarre und singe bei Tiny Moving Parts.

 

Wie war die Tour bisher? Ihr hattet ja diesmal Chance, nach Island und Irland zu kommen.

 

Ja, das war super! Wir haben in Island im Prinzip zweimal in Rejkjavik gespielt und hatten dann noch einen Tag, um alles mal auszuchecken dort. Die Tour war auch super, wir hatten alle mega viel Spaß. Die Tour hat in Irland gestartet, also haben wir dort größtenteils gespielt bisher. Ansonsten noch UK, fünf oder sechs Shows, dann Paris und Antwerpen und nun sind wir hier. Es sind definitiv größere Show. Das letzte Mal als wir vor ein paar Monaten hier waren war mit The Fall of Troy und das war irgendwie auch ein anderes Publikum. Die Leute waren definitiv älter. Jeder bei Tiny Moving Parts ist mit Tiny Moving Parts aufgewachsen, also war das wie ein Traum, der wahr wird. Diesmal sind es viel jüngere Leute, was auch super ist. Es macht einfach Spaß, so viele verschiedene Leute durch das Touren zu erreichen.

 

Wo ihr jetzt ein paar Mal hier drüben wart, habt ihr inzwischen eine Lieblingsstadt in Europa?

 

Ich weiß nicht so genau. Auf der letzten Tour mit The Fall of Troy haben wir Berlin auf jeden Fall lieben gelernt. Deutschland im Generellen, wir haben hier immer eine super Zeit und das sage ich nicht nur, weil ich gerade hier bin. Wir haben eigentlich Spaß an jeder Show die wir spielen, aber Deutschland ist definitiv immer vorne dabei. Berlin kam mir jetzt als erstes in den Sinn, denn die Venue da war sehr cool und wir haben eine super Reaktion von den Leuten bekommen, obwohl wir Opener waren.

 

„Celebrate“ ist jetzt seit fast 9 Monaten draußen und ich habe es auf vielen Jahreslisten gesehen. Hat die Reaktion der Leute auf dieses Album eure Erwartungen überstiegen?

 

Es war definitiv verrückt für uns. Wir waren sehr glücklich und überzeugt von der Platte. Aber wir hatten nicht gedacht, dass es so gut angenommen wird. Denn jeden Abend sagen die Leute zu uns „Das ist die beste Platte, die ihr bisher gemacht habt!“. Die neuen Songs live zu spielen macht genau so viel, wenn nicht mehr Spaß wie bei den alten Songs. Und ich denke das ist bei vielen Bands auch andersherum, wenn die Leute dann sagen „Spielt was von eurem alten Kram, der war besser!“. Das ist bei uns anders, wir schreiben anscheinend mit der Zeit immer bessere Songs.

 

Mir scheint als hättet ihr inzwischen die perfekte Formel dafür gefunden, wie ihr komplexes Songwriting mit poppigen Strukturen vermischen könnt. War das eine bewusste Entscheidung?

 

Matt, Bill und ich mögen einfach verrückte Fingertapping-Sachen, aber wir lieben eben auch Pop-Songs. Mit unserer Musik versuchen wir das alles in einer Sache zusammenzumischen. Wir übertreiben es nicht mit dem Pop-Einfluss. Es ist definitiv auf der neuen Platte mehr, aber letztendlich passiert einfach was passiert. Wir wollen auch, dass alle unserer Alben von vorne bis hinten Sinn machen. Und dass trotzdem alle Songs ein bisschen anders klingen, aber eben nicht zu weit voneinander weg sind.

 

Hattet ihr denn diesmal andere, vielleicht poppigere Einflüsse?

Naja, wir hören viel Paramore und Tegan & Sara, solchen Sachen. Aber eben auch Sachen wie Tera Melos, The Fall of Troy.

 

Wer war das erste?

 

Tera Melos. Das sind 3 Leute aus Kalifornien, und die sind einfach verrückt. Eine Math-Band. Richtig beeindruckend.

 

Dein Spielstil auf der Gitarre hat für mich einen hohen Wiedererkennungswert. Wie kamst du denn dazu? Was waren deine Einflüsse, als du Gitarrespielen gelernt hast?

 

Tera Melos zum Beispiel. The Fall of Troy war da definitiv die erste Band, die uns zu diesem technischen Songwriting brachte. Ich sah Thomas Erak irgendwann spielen und das war einfach so super schnell, dass ich mir dachte, ich will das auch können. Ich habe also als erstes die Songs von ihnen gelernt und ich erinnere mich daran, wie verdammt hart das war. Irgendwann hatte ich es dann raus und habe es meinen Freunden gezeigt, die es kaum glauben konnten. Das war also definitiv ein Einfluss und eine Inspiration, mich selbst herauszufordern und einfach besser zu werden. Dasselbe gilt für Matt und Bill. Deren Spielstil ist ebenfalls durch diese Bands beeinflusst. Wir wollten als Musiker einfach besser werden.

 

Habt ihr schon neues Material geschrieben?

 

Ja. Wenn wir nicht auf Tour sind, schreiben wir permanent. Denn wir wollen niemals in einer Situation sein, in der wir sagen „Unsere Platte ist fertig, also können wir jetzt eine Pause machen“ und dann ein Jahr oder so nichts machen. Denn wenn dann das nächste Jahr kommt, in dem man schreiben will, hat man Zeitdruck. Wir zwingen uns nie, etwas zu schreiben. Was passiert, passiert eben. Ich spiele oft in meinem Zimmer Gitarre und ich gehe da nicht rein und sage „Ich schreibe heute eine Melodie oder einen Teil“, sondern ich fange einfach an zu spielen und ich denke, das ist sehr wichtig. Denn das ist weniger stressig und dabei kommen bessere Songs heraus. Das meiste Zeug schreiben wir zuhause, manchmal kommt aber auch bei einem Soundcheck etwas heraus. Was Lyrics angeht, schreibe ich auch gerne auf Tour im Van was auf. Aber das kommt alles ganz natürlich. Wenn wir eine Art Formular für unsere Songs haben würden, würde das eben auch irgendwann alt und langweilig werden. Also bleibt alles spontan und natürlich. So macht es auch mehr Spaß.

 

Was wolltet ihr beruflich machen, bevor ihr mit der Band erfolgreich wurdet?

 

Wir wollten eigentlich immer in einer Band sein. Ich habe im College in Computerprogrammieren und Web Design graduiert. Das mochte ich immer, aber das mache ich jetzt nicht mehr, da die Band ein Vollzeitjob ist. Matt hat Grafikdesign gemacht, und er macht immer noch Designs für unsere Band. Er macht also immerhin etwas daraus, was er gelernt hat. Und Bill hat in einem Lebensmittelladen gearbeitet. Er fand es gut dort, aber er würde sicherlich auch nochmal etwas Richtiges anfangen, wenn er die Chance dazu hätte. Aber als die Band richtig mit dem Touren anfing, mussten wir alles andere dafür liegen lassen.

 

Mit welchen 3 Bands würdet ihr auf Tour gehen wollen, mit denen ihr noch nicht unterwegs wart?

 

Paramore, Joyce Manor und Thursday.

 

Kannst du uns eine Band empfehlen, die Europäer vielleicht noch nicht kennen, weil sie bisher nicht hier waren?

 

 

Was mir als erstes einfällt ist eine Band namens Dry Jacket. Sie haben vor ein oder zwei Monaten eine neue Platte rausgebracht und sie sind sehr gut. Ich kann mir gut vorstellen, dass aus denen richtig was wird. Sie sind jetzt auf Hopeless Records in den Staaten. Sie sind ein bisschen mathy, aber auch catchy. Checkt sie mal aus.