Interview mit The Blackout Argument

12.04.2007
 

 

1. Bitte stellt euch (dich) doch kurz unseren Lesern vor und was euer (dein) Aufgabenbereich bei THE BLACKOUT ARGUMENT ist.

Chris: Hey, ich bin Chris, spiele Gitarre bei Blackout Argument und hab mehr oder weniger das Band-Management übernommen. Ich hab im Februar mein Studium abgeschlossen und seitdem widme ich mich voll und ganz der Musik.

2. „Munich Angst“ liegt mir vor und natürlich springt mir sofort der Titel ins Auge und erinnert mich an das damalige Attentat in München auf israelische Sportler, während der Olypmiade. Liege ich hier richtig? Warum gerade dieser Titel?

Chris: Ich finde es sehr cool dass der Titel bei fast allen Leuten unterschiedliche Assoziationen / Reaktionen hervorruft. Die Verbindung zum Olympia-Attentat höre ich das erste mal, aber es ist nachvollziehbar. Als mir der Titel eingefallen ist dachte ich an ein allumfassendes, bedrückendes Gefühl der Einengung basierend auf der Isolation des Individuums welche durch eine Großstadt wie München hervorgerufen wird. Gerade München ist hierfür ein gutes Beispiel, da die Stadt fast schon „klinisch“ darauf achtet, dass Andersartigkeit keine oder nur wenig Chance hat. Als Teil einer Subkultur, vollkommen egal welcher, wird man durch konservative Kräfte immer wieder darauf aufmerksam gemacht dass man „verkehrt“ ist und nicht reinpasst. Das Wort „Angst“ steht also für ein Gefühl der Isolation und Ausgrenzung.
Der Titel unserer neuen EP „Munich Valor“ knüpft genau hier an und beschreibt die Initiative des Individuums sich gegen diese Isolation zu wehren, nicht zu stagnieren sondern sich für die Dinge an die man glaubt stark zu machen und sie, auch gegen Wiederstand, lautstark zu artikulieren und zu leben.

3. Ihr erwähnt auf eurer Homepage, dass ihr nicht über denselben Herz-Schmerz-Kram schreiben wollt, wie andere Bands, zwar über die unangenehmen Seiten des Lebens, aber auch, wie man es verändern kann. Habe ich das richtig verstanden? Seid ihr eine dieser Bands, welche ausnahmsweise nicht nur plakative Vorwürfe ins Mikro brüllen, sondern auch gleichzeitig Alternativen vorlegen?

Chris: Eine Sache die wir mit dem emo/screamo-genre, dem wir uns sonst nicht zugehörig fühlen, gemeinsam haben, ist dass wir emotionale Texte schreiben. Sinan (Sänger) und mir ist es wichtig dass unsere Texte nicht nur aus leeren Worten bestehen sondern dass wir sie wirklich FÜHLEN. Jede Zeile entsteht aus unseren (guten und schlechten) Lebens-Erfahrungen und will früher oder später zu Papier gebracht werden. Der große Unterschied zu eben erwähnten Musik-Genre ist jedoch, dass sich unsere Texte nichts mit Selbstmitleid und „Oh mir geht’s so schlecht, dir auch?“ zu tun haben, sondern immer beide Seiten zeigen, die schmerzhafte / dunkle und die lebensbejaende, sowie den Weg der dort hinführt. Genau wie unsere Musik schreiben wir unsere Texte aus dem Bauch heraus und machen sie somit „greifbar“ für alle Leute die sich dafür interessieren.


4. Ihr bewahrt euch trotz „modern ausgerichteter“ Songstrukturen (sprich Geschrei, klarer Gesang und melodiöse, teils rythmisch orientierte Gitarren) eine sehr charmante und rocklastige Schiene, wie ich finde. Folgt ihr da einem bestimmten Grundkonzept oder ist euer Songwriting eher zufallsbedingt?

Chris: Ich freue mich immer wenn sich leute unsere Songs genau anhören und (so wie du) die Vielschichtigkeit erkennen. Ein wirkliches Grundkonzept gibt es nicht, die Songs entstehen wie schon erwähnt so gut wie alle aus dem Bauch heraus und sind in der Regel auch nach 1-2 Proben im Kasten. Dennoch war es uns wichtig einen Stil zu spielen der den Hörern die Möglichkeit gibt ihr Schubladendenken mal außen vorzulassen und eine Band, unabhängig von ihrer „Genre-Zugehörigkeit“ einfach nur cool zu finden. Wir sehen das am besten an einigen Hardcore-Kids die sonst niemals melodische Sachen hören würden, aber trotzdem Blackout Argument gut finden. Aber auch an emo-kids die sonst nur sehr softe musik hören und trotzdem mit unserer Band etwas anfangen können.


5. Ihr seid eine der glücklichen Bands, die BOY SETS FIRE dieses Jahr begleiten dürfen, was wohl ihre Abschiedstournee ist. Wie kam es zu diesem beneidenswerten Umstand?

Chris: Stimmt, wir werden zusammen mit Dear Tonight aus den USA Boy Sets Fire auf ihren letzten Europa-Dates begleiten und freuen uns riesig auf diese Shows! Robert Ehrendbrand, der Bassist von BSF hat uns gefragt ob wir Bock drauf hätten mitzukommen und wir haben natürlich sofort ja gesagt. Ich kenne Robert schon einige Jahre da er ja ursprünglich aus München kommt (wo er jetzt auch wieder wohnt). Er hat sich Anfang Februar das erste mal mit Blackout Argument auseinandergesetzt als der den Bass für „Munich Valor“ eingespielt hat (unser fester Basser war zu dieser Zeit in Australien). Die Songs haben ihm gut gefallen und auch menschlich hat das super funktioniert. So kam das wohl dass er an uns gedacht hatte bezüglich des Support-Slots für die BSF-Abschiedstour. An dieser Stelle geht ein fetter „Chuck“ raus an Robert für seinen Support!!

6. Wie beurteilt ihr im Moment die Trendbewegung der Massen zu harten Gitarrenmusik? Einmal als Musiker, der sich an wachsenden Umsatzzahlen zurecht freuen darf und einmal aus der allseits angestrebten und leidenschaftlich verteidigten Integrität eines „Underdogs“.

Chris: Du hast recht, das sind zwei unterschiedliche Sichtweisen die gerade am Punkt „Kommerzialität“ oftmals konträr laufen. Müssen sie aber meiner Meinung nach nicht. Erstens weil gute Musik einfach gute Musik ist, egal auf welchem Label und egal mit welchen Verkaufszahlen und zweitens weil es gerade die punk/hardcore-community bisher IMMER geschafft hat sich durch Abspaltung eine gewisse Integrität gegenüber dem Mainstream zu bewahren. Dieser Selbstschutz-Mechanismus funktioniert seit jeher ganz hervorragend und ist eines der charakteristischsten Merkmale der hardcore-szene. Seit ca 2000 ist Metalcore richtig groß geworden, Bands wie Unearth, As I Lay Dying, Killswitch Engage und Bullet for My Valentine verkaufen Schubkarren-weise Platten. Die Reaktion der Hardcore-Szene darauf war ein großes 80er-Hardcore Revival. Natürlich auf einem Underground-Level und auch nicht bewusst als Gegenbewegung zum Metalcore, aber es ist dennoch Hand in Hand gegangen mit der Mainstream-Etnwicklung. Ich denke man sollte sich nicht allzuviel den Kopf zerbrechen über Verkaufszahlen und Co., jeder der sich für, sagen wir mal „härtere Gitarrenmusik“ begeistern kann erkennt früher oder später den Unterschied zwischen Bands die mit Herzblut dabei sind und Bands die nur versuchen schnell ein bischen Geld zu verdienen.


7. Mit „Munich Valor“ habt ihr eine neue EP in den Startlöchern stehen, deren Songs ihr in sechs Wochen aufgenommen habt. Meint ihr nicht, es wäre an der Zeit euren Fans zwöfl Wochen zu gönnen und ein ganzes Album auf den Markt zu bringen?

Chris: Hahaha, da hast du recht! Das Album war zum Zeitpunkt der „Munich Valor“-Recordings bereits komplett im Kasten. Die Idee hinter „Munich Valor“ war die Zeit bis zum Album-Release mit einer weiteren MCD zu überbrücken damit die Hörer nicht so lange auf neuen Stuff von uns warten müssen. Das Album heisst „Decisions“ und erscheint im September auf Lifeforce Records.


8. Was ist euch an dieser Band und am musizieren, selbst verständlich an der Musik selbst, das Wichtigste?

Chris: In meiner vorherigen Band Paint the Town Red hatten wir den Fokus primär auf das live-spielen gelegt. Wir haben irre viele Shows und Touren gespielt und waren eigentlich ständig unterwegs. Bei Blackout Argument spielen wir auch viele Shows, allerdings ist uns das Songs schreiben und Platten rausbringen mindestens genauso wichtig. Ich habe gemerkt dass das eine ohne das andere keinen Sinn macht. Weder die Konzerbesucher noch die Musiker auf der Bühne freuen sich darüber immer die gleichen Songs zu spielen / zu hören. Ich bin froh dass das Songwriting bei Blackout Argument so gut läuft und am Ende alle mit den Songs glücklich sind.
An den Songs selbst ist mir am wichtigsten, dass sie einen Teil von mir wiederspiegeln. Ich will in 10 Jahren „Munich Valor“ aus dem Regal ziehen, einen Song wie „Matchless“ oder „Forever Yours“ hören und genau das Gefühl haben das ich hatte als ich den Song / Text geschrieben habe. Das ist wie eine Art Tagebuch oder Photoalbum, nur eben inform einer CD.


9. Währt ihr bereit euer bisheriges Leben über Bord zu werden, um auf Tour zu gehen und alles daran zu setzen, unter Umständen, eines Tages halbwegs durch die Musik finanziell auszukommen?

Chris: Hier muss man unterscheiden zwischen Dedication und Hirnlosigkeit. Jeder in der Band ist bereit große Einschnitte in ihrem „alltäglichen Leben“ hinzunehmen um die Band so professionell zu betreiben wie wir das gerade tun. Das hat man beispielsweise an der Boy Sets Fire Tour sehr deutlich gesehen. Es gab nicht eine einzige Diskussion in Richtung „Oh, da muss ich erst schauen ob ich Urlaub bekomme“ oder „Im Mai wollte ich eigentlich was anderes machen“. Alle bei Blackout Argument ziehen da an einem Strang was ich sehr zu schätzen weiss. Hirnlosigkeit fängt jedoch dort an wo man einfach ins Blaue hinein seinen Job kündigt und einen auf Rocker macht. Das geht, vor allem in Europa, in der Regel nach Hinten los. Man muss als Band schon SEHR etabliert und erfolgreich sein damit das funktioniert, und selbst dann reichen die Einnahmen gerade um die Miete zu bezahlen. Ich hab keine Ahnung wo das mit Blackout Argument hinführen wird, aber im Moment wäre es dumm alles über Board zu werfen und die Band zum Lebensmittelpunkt zu machen.

10. Was sind eure Pläne für das verbleibende Jahr 2007?

Chris: Oha da steht noch einiges an hahaha. Am Samstag werden wir eine Live-Show mit 5 Kameras filmen die dann eventuell irgendwann auf DVD erscheinen wird. Am Sonntag drehen wir das Video zu „Remain in Silence“, einem Song vom kommenden Lifeforce Records Album. Danach werden wir uns auf die Boy Sets Fire Tour vorbereiten, die dann im Mai statt findet. Am 1.6. haben wir unsere offizielle „Munich Valor“ Releaseparty in München zusammen mit unserne Freunden von Teamkiller, Come Closer und Roger Rekless. Im September kommt wie bereits erwähnt unser Debut-Album „Decisions“ raus, was wir im Oktober / November dann im Rahmen einer weiteren Tour supporten werden. 2007 wird mit Sicherheit ein erfülltes Jahr für The Blackout Argument aber wir freuen uns drauf!!

Vielen Dank für eure Geduld und ich wünsche euch alles erdenkliche Gute für die Zukunft!

Chris: Vielen Dank für das Interview und euer Interesse an Blackout Argument. Wir freuen uns über jedes Feedback, also schreibt uns, quatscht uns auf Shows an oder postet was auf myspace.

Chris for THE BLACKOUT ARGUMENT – www.theblackoutargument.com – info@theblackoutargument.com – www.myspace.com/theblackoutargument - www.lifeforcerecords.com – www.bastardizedrecordings.de