Interview mit The Mercury Arc

25.11.2009
 

 

Hey Benny! Demnächst erscheint euer Debüt "Paint The Sun Black". Wie kam es zur Titelwahl?

'Paint The Sun Black' ist ein starkes Bild. Für mich bedeutet es, dass man manchmal, um etwas zu schaffen oder zu erreichen, auf etwas verzichten muss...eigentlich ist es sogar ziemlich oft so. Im Song heisst es weiter: 'Paint the sun black to bring the stars back...' Wir fanden, das passt!


Ihr habt euch vor kurzem erst von BUTTERFLY COMA in THE MERCURY ARC umbenannt. Warum dieser Schritt?

Das ist eine blöde Geschichte, über die ich ungern spreche. Persönliche Probleme, die diese Band hatte, in der Öffentlichkeit zu besprechen, führt zwangsläufig zu Frontenbildung, so objektiv man auch versucht zu bleiben. Das will ich nicht, und deswegen möchte ich mich in Zukunft auch möglichst nichtmehr dazu äußern. Gesagt ist alles.


In meinem Review habe ich euer Album als interessantes Stück deutschen Metalcores beschrieben. Daraufhin haben mich die Reaktionen vieler unserer Leser überrascht, denn diese sind alles andere als freundlich ausgefallen. Wundert euch das?

Nein, überhaupt nicht. Musik ist Geschmackssache...und wenn man sich der Öffentlichkeit aussetzt, muss man damit rechnen. In vielen dieser Kommentare wird es sehr persönlich, und die Argumente sind nicht immer sachlich und begründet. Aber jeder darf sich frei äußern. Ich weiss aus Erfahrung, dass in so einer Diskussion Erklärungsversuche zu nichts führen. Vielleicht werden ein paar Leute irgendwann diesen unwichtigen, aufgeblasenen Scheiss ausblenden und sich unvoreingenommen der Musik widmen.


Vor allem werdet ihr oft (in den einschlägigen Foren!) als "unsympathische" Band beschrieben. Wie kommt das? Ich kann mich gut an Zeiten erinnern, da musste eine Band wegen evilness unsympathisch sein, ist das jetzt etwa anders?

Also wir sind, wie wir sind. Wer uns freundlich begegnet, dem begegnen wir bestimmt ebenso.


Ihr scheint anzuecken! Wie geht ihr mit negativer Kritik um? Ist sie euch gleichgültig oder nehmt ihr sie euch zu Herzen?

Mir ist sehr wohl bewusst, dass ich mit dem, was ich alles tue, viel Angriffsfläche biete. Ich muss damit umgehen...und klar beschäftigt es mich...ändern werde ich mich deswegen aber nicht.
Ich denke nicht darüber nach, wie das jetzt mit meiner Szenekredibilität ausschaut. Dann hätte ich schon mal mein Instrument wechseln sollen. Damit fing es nämlich an. Also ich bin es gewohnt, Gegenwind zu haben.


Heftig wird eure Freundschaft zu Marc Terenzi kritisiert, mit dem ihr bereits ein Video abgedreht habt (noch zu BUTTERFLY COMA Zeiten) und den Benny auch produziert. Wollt ihr polarisieren oder ist Marc wirklich ein netter Kerl?

Also ich lasse mich sicher nicht in der Wahl meiner Freunde kritisieren. Dass ich musikalisch mit Marc arbeite, werde ich auch nicht rechtfertigen. Dadurch habe ich viel gelernt, und bin tollen Musikern begegnet. Auch, dass hier (in den Review-Kommentaren) so geringschätzig über meine Verpflichtung, Sarah Connor bei einem Konzert in New York am Klavier zu begleiten, gesprochen wird, trifft bei mir auf Unverständnis. Das war auch eine dieser Bereicherungen, die ich nicht missen möchte. Dazu zählt auch die Co-Produktion von Marc's Album.
Jede Produktion, jede Tour, jeder Auftrag ist eine Lehrstunde und erweitert meinen Horizont.

Von Anfang an stieß diese Verbindung auf viel Unverständnis...aber geleugnet wird hier nichts...wem's nicht gefällt: Feel free to hate!!!

Ich muss aber sagen, dass das Gros der Leute immer tolerant und cool reagiert hat, bzw. keinen Anlass sah, dass zu verurteilen.


Ich würde eure Musik in die Metalcore Schublade stecken. Metalcore ist die Schnittmenge aus Metal und Hardcore. Für welche Seite könnt ihr mehr Sympathie empfinden?

Das ist schwierig zu sagen. Musikalisch wohl eher dem Metal. Aber das ist höchstens eine Tendenz, im Prozess des Komponierens stellt sich diese Frage für uns nicht. Die Texte sind alledings weniger fiktiv, als aus dem politisch und persönlichen Bereich gegriffen, was durchaus thematisch eher dem Hardcore naheliegt. Aber auch nicht ausschließlich.


"Paint The Sun Black" erinnert mich streckenweise an WINDS OF PLAGUE (wegen der Einbindung diverser Stile) und DAGOBA (wegen des Wechsels Groove - Refrain). Ist das eigentlich Shawter auf "Evil Echo"? Könnt ihr das Album in ein musikalisches Schema pressen?

...nein das ist unser Dennis. Auf seine Gesangsleisung bei der Produktion bin ich besonders stolz. Wir haben viel ausprobiert...und alles hat Dennis spielerisch umgesetzt.
Über ein eindeutiges musikalisches Schema zu sprechen funktioniert bei der Platte nicht. Natürlich gibt es immer wiederkehrende Schemata, wie gewisse Takt-, Geschwindigkeits- oder Tonartwechsel, um einen Part intensiver wirken zu lassen. Was unseren Stil auch prägt, sind die Mehrstimmigkeiten im Gesang und der Einsatz von Akkordfolgen, die eher unüblich sind, um von dem weitverbreiteten und überstrapazierten Spiel auf der Leerseite Abstand zu nehmen. Außerdem glaube ich, dass wir viel progressiver auf diesem Album sind, als es beim ersten Hören auffällt.
Im Kompositionsprozess war es wichtig, dass der Song quasi aus sich selbst entsteht. Wir haben keine Parts gesammelt, und dann zu Songs verbaut. D.h. der folgende Part im Song hat seinen Ursprung immer im vorherigen. Jeder Song sollte in sich geschlossen sein. Das würde ich vielleicht als musikalisches Schema beschreiben.


Ich finde, ihr seid trotz der eingestreuten Cleanvocals relativ hart und aggressiv. Ich glaube, da könnten sich einige kiddies, die nur euer Myspace-Profil kennen, bei euren Shows erschrecken.

Aber diesen Schritt wollten wir unbedingt gehen. Ich finde es erstaunlich, wie viele sich von dem blossen Einsatz cleaner Vocals zu der Annahme bewegen lassen, es würde an Härte eingebüßt werden. Das ist ein Trugschluss. Wir haben in jeglicher Hinsicht eine ordentlich Schippe Härte draufgelegt. Die Songs sind schneller geworden, die Gitarren sind teilweise bis auf das A runtergestimmt, und wir gehen sehr viel progressiver und disharmonischer zu Werke. Im Kontrast wirkt dann ein „epischer“ Refrain eben „epischer“. Diese Zunahme an Härte wird deswegen gerne überhört. Also erschrecken kann auch Spass machen!


Was steckt genau hinter euren Texten? Was steckt zum Beispiel hinter "Kings Of Kingdom Gone"?

Wir sehen unsere Texte als Collage der Dinge, die uns beschäftigen. 'Arm The Hopeless' ist z.B. ein Song über die vielen falschen, scheinheiligen Gründe, die in den Augen unschuldiger Soldaten einen Krieg rechtfertigen, weil skrupellose Politiker das predigen.
'Kings Of Kingdom Gone' dagegen ist persönlicher Natur. Der Song soll eher Mut machen. Mut machen, sich den ganze Widerständen zu wiedersetzen, ungeachter der Meinung andere seinen Weg zu finden und zu gehen. Und dabei zu wissen, wer seine wahren Freunde sind.


Ich möchte euch noch mit ein paar Kommentaren belästigen und bitte euch, diese zu kommentieren:

"Ich schnall einfach nicht die Motivation hinter solchen Sachen. Damit ist doch echt nix mehr zu verdienen....bis auf die paar Big Seller in dem Genre, wird eh nix mehr nachkommen, was musikalisch oder kommerziell noch halbwegs relevant sein wird."


Wir haben das Album mit Dollarnoten in den Augen und nach dem Verkauf unserer Seele geschrieben, um noch ein letztes Mal auf den 'Metalcore'- Zug, der ja eigentlich schon keine Plätze mehr frei hat, aufzuspringen, um in den Bahnhof des Erfolgs einzukehren. Was ein Schwachsinn! Wir haben halt das gemacht, was uns genau jetzt ausmacht, und uns gefällt...musikalische und kommerzielle Relevanz sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Leider braucht kommerzielle nicht zwangsläufig musikalische Relevanz. Wer meint, Musikalität bewerten zu können, begibt sich auf dünnes Eis. Da gibt es nämlich zahllose Kriterien. Seinen eigenen Geschmack kann einem allerdings keiner streitig machen. Geschmacksäußerungen lassen wir ohne Einschränkung gelten. Hier allerdings großspurig über musikalische Relevanz zu urteilen, halte ich für etwas überzogen.


"das die ihre fanclub seite selbst betreiben... haha. wie peinlich!!!!!!!"

Ich weiss nicht, wie man darauf kommt. Aber diese Fanclubseite macht die Susi...und der danken wir dafür ganz herzlich!


"besonders der möchtegern mädchenschwarm aus der marc terenzi band, der noch bei papi und mama wohnt."

Das ist ein starkes Argument...was soll man da sagen. Gruß an meine Eltern.


Folgende aktuelle CD-Tipps sind neben euch zurzeit bei Allschools.de gepostet:

Moneen The World I Want To Leave Behind
Defeater Lost Ground EP
Abandon The Dead End
Seed Of Pain Blindfolded And Doomed
Shook Ones The Unquotable A.M.H.
Bane Dublin 11.58PM
Blueneck The Fallen Host
The Fall Of Troy In The Unlikely Event
Between The Buried And Me The Great Misdirect

Mit welchem Album könnt ihr etwas anfangen?



Between The Buried And Me kenne ich, deren Musik weiss ich sehr zu schätzen...viel mehr ist mir aber nicht bekannt.


Welchen Stellenwert hat die aktuelle Metalcore Szene für euch? Fühlt ihr euch irgendeiner Szene angehörig?

Ich freu mich in einer Band zu sein, die Potenzial in viele Richtungen hat. Ich mag vieles, was dieses Genre hervorgebracht hat, und fühle mich Ihr auch verbunden, weil ich schon in Ihren Anfängen dabei war. Da spreche ich für die ganze Band. Aber wir fühlen uns noch in vielen anderen Ecken der extremen Musik wohl.

Richtig ist, dass diese Szene überlaufen zu sein scheint. Richtig ist auch, dass zu viel Kopie und zu wenig Originalität stattfindet. Aber ich finde, dass diese Szene sehr viel musikalisches Potenzial birgt. Meistens kommt man bei der Bewertung vieler Metalcore-Bands nicht ohne Querverweise in andere musikalische Genres aus, was für musikalische Offenheit und Toleranz spricht, die diesem Genre originär ist. Es wird viel Interessantes aus diesem Genre erwachsen, was dann irgendwann nicht mehr den gleichen Namen trägt...und dann wird man sich auch wieder ohne schlechtes Gewissen für dieses Genre aussprechen.


Wann kommt ihr mit "Paint The Sun Black" auf Tour?

Wir planen eine kleine Trour im Februar...aber die Tinte ist noch nicht trocken.


Ich dir und wünsche THE MERCUY ARC alles Gute für die Zukunft!

Wir danken Dir!