Interview mit The Saddest Landscape

01.01.1998
 

 

Hallo Andy. Ich hoffe du bist guter Dinge und würde vorschlagen du stellst dich und die Band eben vor und erzählst uns wie ihr zusammengefunden habt?
Mein Name ist Andy, ich singe und spiele Gitarre in The Saddest Landscape. Meine Mitstreiter sind Si, der ebenfalls Gitarre spielt, Jeremiah bedient den Bass während Aaron am Schlagzeug sitzt. Ich habe Si durch einen gemeinsamen Freund kennen gelernt, und nachdem wir uns des Öfteren auf Partys gesehen haben, kamen wir ins Gespräch und schmiedeten den Plan eine Band zu gründen. Si ging mit Jeremiah zur Schule, der wiederum mit Aaron zu tun hatte. Wir fingen an in meinem Haus zu proben und von jetzt an nahmen die Dinge ihren Lauf.

Habt ihr zuvor in anderen nennenswerten Bands gespielt?
Ich habe bereits in zig Bands gespielt und die wohl einzig nennenswerte ist The Last Forty Seconds gewesen, die vor The Saddest Landscape aktiv war. Was die anderen angeht haben sie nicht wirklich zuvor in anderen Bands mitgewirkt. Aaron war in einen lokal recht bekannten Band, die sich The Sleep Equation nannte aktiv.

Was glaubst du ist der Unterschied zwischen deiner jetzigen Band und The Last Forty Seconds?


Ich denke man sollte beide Bands im gleichen Augenschein betrachten, denn ich singe und spiele Gitarren in beiden Bands. In dieser Hinsicht sind sich beide Bands also sehr ähnlich, da ich die gleiche Rolle ausübe. The Last Forty Seconds klingen so wie sie klingen, weil ich und der damalige Drummer die Songs zusammen schrieben. Bei The Saddest Landscape bringen jedoch alle Mitglieder sich in die Musik und das Songwriting mit ein. Also ist es nicht nur die Kreativität zweier Personen wie es zuvor der Fall war.

Das charakteristische an beiden Bands sind jedoch in meinen Augen die sehr persönlichen und intimen Texte, die sofort unter die Haut gehen und mich zittern lassen. Hast du nicht Angst dich gegenüber anderen Menschen zu sehr in deinen Texten zu öffnen?
Dankeschön! Da ist schon was dran wenn du diese Angst ansprichst. Es ist wirklich manchmal nicht leicht die Songs einzuspielen oder sie einfach nur zu hören. Manchmal habe ich Momente in denen ich mir schwöre nie wieder einen so persönlichen Song zu schreiben oder mich erneut so weit zu öffnen und Innerstes preis zu geben. Doch am Ende merke ich, dass dieses die einzige Möglichkeit für mich ist einen Song zu schreiben. Nur so bin ich zufrieden mit unseren Songs. Ich schreibe einfach was ich fühle und gehe dabei einen sehr direkten Weg und genau das ist die Art von Songwriting, die ich auch bei anderen Künstlern so sehr schätze. Andererseits liebe ich es auch diese Songs zu spielen und die Reaktion des Publikums zu sehen. Ich liebe es wenn sich die Kids das Micro greifen und sich die Songs zu Eigen machen. Es ist ein großartiges Gefühl! Und wenn du sagts, dass dir meine Texte unter die Haut gehen, dann beweist mir das nur, dass andere Menschen mit den gleichen Gefühlen zu tun haben wie ich es habe. Das ist alles menschlich und ein Teil des Am-Leben-Seins. Wir sind einfach nur 4 Menschen, die Musik machen in denen es um das Leben geht.

Was ist der Grund für die meist depressive Stimmung, die man der Musik entnehmen kann? Was sind die grundlegendsten Dinge, die dich verzweifeln lassen und dich so denken/fühlen lassen wie es in The Saddest Landscape zum Ausdruck gebracht wird?
Ich will bei dieser Frage nicht zu sehr ins Detail gehen, aber ich kann dir sagen, dass ich dazu tendiere oft depressiv zu sein. Ich hatte schon immer ein Problem damit, aber will nicht sagen, dass mein Leben besonders hart ist oder dergleichen. Es ist einfach das Menschen verschieden mit ihren Problemen umgehen und andere Lösungswege suchen. Ein Haufen Menschen flüchten sich in Depression um damit umgehen zu können. Natürlich gibt es auch Dinge, die mich glücklich stimmen, aber uns allen bleibt nicht viel anderes Übrig als die Dinge so zu nehmen wie sie kommen.

Was tut ihr neben der Band, um euren Kühlschrank gefüllt zu halten? Seid ihr in einer lokalen Szene aktiv oder dergleichen?
Alle Bandmitglieder außer mir sind Full-Time Studenten, wofür die meiste Zeit bei ihnen draufgeht. Das ist auch einer der Gründe warum es so schwierig für uns ist zusammen zu kommen um zu proben. Si ist politisch sehr aktiv und ist oft auf Protestmärschen anzutreffen. Er tut viel, und immer das was er kann. Ich selber arbeite in einer Pharma-Gesellschaft, schreibe Rezepte und schlage mich mit Doktoren und Versicherungen herum, während ich täglich feststellen muss wie sehr unser medizinisches System verbessert werden muss.

Ich frage mich oft ob Musiker ihre Musik als eine Art Spiegel ihres Inneren benutzen, oder ob alles was sie tun und sagen nur Charade ist. Sprich: ob es real ist oder einfach nur ein Image welches man versucht darzustellen. Kannst du mir sagen was Musik, und speziell eure Musik, für dich ist?
Es gibt auch durchaus Bands die von beidem genannten ein wenig haben. Also sowohl Seriosität besitzen als auch ein Image verkörpern wollen. Es ist jedoch ziemlich leicht eine Band auszumachen, die versucht etwas zu sein was sie nicht ist. Wenn man sich von vornherein so definiert ist das aber völlig okay.

Für mich ist Musik ein Vehikel welches mir hilft mich auszudrücken. Manche Menschen malen, andere dekorieren ihr Haus… Ich spiele in einer Emo-Band. Ich reagiere zu Musik; Musik weckt mich auf, Musik motiviert mich und lässt mich tanzen. Musik bringt mich zum weinen… Musik ist die sich ewig veränderte Konstante in meinem Leben.


Wie kamst du in Kontakt mit Musik? Und wie kam es dazu, dass du ein Instrument in Hand genommen hast und in Bands spielst? Was hat dich damals beeinflusst und was liegt heute auf dem Plattenteller?


Oh man ich bin mir nicht sicher. Ich habe als Kind viel Pop-Radiosender gehört mich auch viel mit 80er Jahre „Hair-Metal“ beschäftigt. Später habe ich Bands wie The Clash, The Smiths, Sonic Youth entdeckt bevor ich anfing Fugazi und Bikini Kill zu hören. So peinlich es auch ist, aber der einzige Grund warum ich damals anfing Gitarre zu spielen war, dass ich genauso rocken wollte wie Motley Crue oder die Guns´n´Roses. Ich liebte diese Bands und verbrachte Tage damit ihre Songs nachzuspielen. Als ich begann Punkrock zu hören und als plötzlich ethische Aspekte mit ins Spiel kamen wurde mir relativ schnell klar, dass es um mehr geht als einfach nur zu posen und zu rocken.Ein Paar meiner musikalischen Einflüsse habe ich oben bereits genannt. Ich höre viel Bright Eyes und Kind of Like Spitting und besonders Against Me! Haben es mir angetan. Ich wünschte es würde mehr Bands geben, die so unglaublich engagiert und leidenschaftlich ans Werk gehen. Großartig sind auch noch Off Minor, City of Caterpillar (R.I.P.), La Quiete, Yage und Yaphet Kotto. Die aktuelle Thermals Platte ist auch kaum noch vom Plattenspieler runter zu bekommen. Jeremiah hat mir Xiu Xiu näher gebracht. Aber auch Hip Hop Acts wie Atmosphere, Sage Francis oder Sole höre ich mir gerne an. The Pine haben uns schon prophezeit, dass wir auf der Tour jede Menge Iron Maiden und Motorhead hören werden.

Was würdest du sagen sind die grunlegendsten Veränderungen bezüglich der Zeit als du anfings Musik zu hören, und den heutigen Zuständen? Wie hat sich die Szene verändert und wie hat sich Hardcore in deinen Augen verändert?
Was zu erst ins Auge sticht ist sicher der Part den das Internet in der Verbreitung von Musik eingenommen hat. Als ich das erste mal mit Hardcore in Berührung kam, war die Szene winzig und überschaubar, Mundpropaganda war die einzige Möglichkeit von neuen Bands zu erfahren und du konntest deine Platten nur über vereinzelte und mickrige Mailorder beziehen. Die Menschen hörten sich die Musik intensiver an und supporteten Bands, die auf Tour waren sehr viel stärker als es heute der Fall ist. Anfang der neunziger war es hart überhaupt auf Tour gehen zu können. Heute ist es einfach eine Platte aufzunehmen, zu touren, an Songmaterial zu gelangen usw. Ich will nicht sagen, dass das Internet Hardcore schadet, sondern nur dass es einiges verändert hat. Die meisten meiner Lieblingsbands sind lange gesplittet, aber ich entdecke immer wieder Bands, die mit einem solchen Engagement und mit Leidenschaft ans Werk gehen, dass es schwer ist das Interesse an Hardcore zu verlieren. Das ist es was es für mich aufregend gestaltet.

Es ist ziemlich verrückt wie deine Band quasi aus dem Nicht kam und mittlerweile in aller Munde ist. Ein Haufen Menschen kann es kaum erwarten bis ihr endlich rüberkommt. Kannst du kurz euer bisheriges Schaffen resumieren und uns erzählen was uns erwarten wird?
Wow das ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass es Menschen gibt die auf uns warten und sich freuen uns zu sehen. Wir haben bisher eine Cd selber rausgebracht, die später als die „Cover Your Heart“ 7´´ erschien. Anschließend kam die „Sound Of The Spectacle“-Lp welche bei euch in Deutschland über Narsharda mit einem Extrasong erhältlich ist. Desweiteren haben wir eine Split mit Funeral Diner und ein weiteres Splitrelease mit The Pine. Außerdem werden wir eine neue 10´´ dabei haben wenn wir auf Tour sind, die sich „Lift your burdens high for this is where we cross“ nennen wird. Also Augen offen halten!

Was die Tour angeht, bin ich einfach nur froh mit meinen Freunden unterwegs sein zu können, zu spielen, zu reisen und von weit weg von der Arbeit zu sein. Ich freu mich riesig auf all dies. Wir haben uns vorgenommen uns jede Nacht so intensiv wie möglich auf der Bühne zu zeigen, und hoffen dass es die Leute anschließend zu schätzen wissen.


Wie sind eure Shows in den Staaten? Und was meinst du sind die grundlegendsten Unterschiede zwischen Konzerten in Europa und den USA?

Ich war bereits mit The Last 40 Seconds auf Europa-Tour und musste feststellen, dass es hier sehr viel professioneller zugeht. Ich meine das nicht im negativen Sinne, doch europäische Veranstalter sich viel intensiver um uns gekümmert haben. Sei es die Bewirtung, seien es die Plätze an denen man uns unterbrachte, oder die Art und Weise wie die Shows promotet werden. Man nimmt es hier sehr viel ernster und die Veranstalter investieren eine Menge Zeit und Schweiß in was sie tun und an was sie glauben. Wir wissen das sehr zu schätzen! Ich will nicht sagen, dass Kids in Amerika weniger engagiert sind, aber in den Staaten sind eine Menge mehr Shows und das Engagement ist nicht so lokal komprimiert wie es in Europa der Fall ist. Bei uns werden viele Shows erst gar nicht angekündigt und es gibt keine Flyer. Wenn du Leute fragst was sie getan haben um die Show zu promoten wirst du Dinge wie „Ich hatte keine Zeit, aber habe es auf einem Internetboard gepostet“ hören. Aber es gehört schon eine Menge mehr dazu eine Band zu etablieren, und darüber ist man sich hier weit aus mehr bewusst.


10Ich habe mich sehr gefreut, dass du dir die Zeit genommen hast die Fragen zu beantworten und freu mich mindestens genauso euch bald live zu erleben. Das letzte Wort gehört dir.


Kein Problem! Danke dass DU dir Zeit genommen hast das Interview auszuarbeiten. Ich hoffe ein Paar von euch auf der Tour mit The Pine zu sehen und freue mich wenn der ein oder andere das Gespräch mit uns sucht oder einfach nur „Hallo“ sagt. Ansonsten lege ich euch folgende Links ans Herz:

www.geocities.com/thesaddetstour/thesaddestlandscape
www.trapdoor-tourz.de