Interview mit The Sorrow

16.11.2010
 

 

Hallo THE SORROW. Mit wem habe ich das Vergnügen?

Hallo Clement, hier ist der tobi, bassist von the sorrow.

Gleich am Anfang muss ich gestehen, nie ein Fan deiner Band gewesen zu sein. Dafür habt zwar handwerklich geschickt, aber zu wenig eigene Momente in eure Alben eingebracht. Deshalb bin ich von eurem dritten Album echt positiv überrascht! Was unterscheidet "The Sorrow" eurer Meinung nach von den beiden Vorgängern?

Generell ist zu sagen, dass wir einfach reifer, erwachsener geworden sind. Wo früher manchmal ein haudrauf-part verwendet wurde, um einen song zu vervollständigen, haben wir mehrere varianten ausprobiert, um die stimmigste möglichkeit zu finden. Ausserdem haben wir uns diesesmal wirklich zeit mit allem genommen, da unser letztes album retrospektiv betrachtet doch etwas ein schnellschuss war. Trotzdem kam am schluss dann noch stress auf… ein weiterer unterschied liegt in den texten. Wo früher noch fiktive geschichten erzählt wurden, beläuft sich dieses mal alles auf persönlicher ebene. Es ist doch einiges geschehen in letzter zeit, dass diese platte geprägt hat.

Erst einmal die Frage, warum ihr das dritte Album selbst betitelt habt? Damit füttert ihr doch alle Nerds, die immer nur sagen, ihr seid KSE-Klone (schließlich haben die ihr letztes Album auch selbstbetitelt). Oder wollte ihr das "make it or break it" Album mit einem Statement versehen und dementsprechend von Beginn an eine klare Sprache sprechen?

Wir hatten für das album massenhaft titel parat, aber unser bandname passt einfach perfekt zu der stimmung, die das album vermitteln soll. Was die nerds denken, ist uns egal, wir mussten uns von anfang an mit den vorwürfen zurechtfinden, dass wir zu wenig identität hätten. Ein album nach uns selbst zu betiteln war dann aber auch ein ganz ein logischer schritt weiterhin zur selbstfindung.

Auch noch eine Frage zum Artwork: Warum ein Wolf? Der ist doch in den letzten Jahren covertechnisch mehr als strapaziert worden?

Das artwork wurde von jonas valtysson, einem jungen isländischen grafiker entworfen. Ich habe ihm die texte zum album rübergeschickt und er ist mit diesem konzept um die ecke gekommen, wir waren sofort begeistert und er machte einen sensationellen job. Vielleicht ziert ja die nächste KsE auch ein wolf, die nerds wären wohl etwas verwirrt;)

Meiner Meinung nach ist das neue Album deshalb interessanter als die Alben davor, weil ihr ein wenig mehr über den Tellerrand geschaut habt. Auf dem letzten Album waren bereits einige NWOBHM-Anleihen vorhanden, die weiter verfeinert wurden. Dann seid ihr etwas progressiver, verspielter geworden. Das wird meines Erachtens vor allem dadurch ermöglicht, dass ihr euch technisch verbessert habt und sogar manchmal ein wenig Post-Hardcore Sequenzen auftauchen.

Die klassischen elemente waren schon immer in unseren sounds vorhanden, sie haben sich mittlerweile schon so integriert, dass sie mir ehrlich gesagt nicht mehr auffallen. Das mit der progressivität und der detailverliebtheit bejahe ich gerne. wie schon erwähnt, wir haben uns zeit gelassen, viel mit sounds und effekten herumgetüftelt und uns auch keine tabus auferlegt. Die post-HC parts wie du sie nennst, haben wir ebenfalls bewusst eingebaut, um eine andere seite von uns zu präsentieren. Teile der band sind grosse cult of luna fans, aber wir haben an keine dieser bands beim schreiben gedacht, sondern an unseren song.

Dann muss ich die dunkle, melancholische Grundstimmung hervorheben, denn die verleiht dem Album mehr Tiefgang als den letzten Outputs. Was hat euch so deprimiert?

Eine solche stimmung zu erzeugen war uns wiederum sehr wichtig, damit das gesamtbild der platte nicht getrübt wird. Seit dem release der letzten platte ist so manches vorgefallen, ende 2008 ist unser drummer dominik an krebs erkrankt, weshalb damals nick von maroon an den kesseln gesessen hat. Dominik hat aber gekämpft wie ein löwe und ist jetzt wieder topfit und besser als je zuvor. Anfang 2009 ist schliesslich noch mein vater gestorben. Diese themen und die konsequenzen dieser ereignisse werden in den texten verarbeitet und diesen in den sounds die tife verliehen. Diese platte war für manchen von uns reine katharsis.

Hinzu kommt natürlich (mal wieder) eine perfekte Leistung eures Sängers, der meiner Meinung nach einer der besten Metalcore-Frontleute ist. Auch er konnte sich steigern.

Definitv, wie jeder sich in seinem bereich gesteigert hat. Mätze hat sein gesangsspektrum aber nochmals ausbauen können und überzeugt vollauf. Viele leute geben in foren von sich, wie sehr sie doch cleanvocals bei bands. Ich kann darüber nur lachen, wenn wir zu mätze sagen würden er solle nur noch schreien, wäre das wie wenn wir ron jeremey sagten, er muss sich seinen zipfel zwischen den schenkeln verstecken. Der vergleich hinkt, finde ihn aber trotzdem gut, hahaha;)

Als letztes ist mir aufgefallen, das trotz einer Laufzeit von über 60 Minuten (für eine Metalcore-Platte sehr viel) keine Langeweile aufkommt.

So soll es ja auch sein. Wir hatten nicht geplant ein so langes album zu produzieren, aber die songs sind gewachsen und voila… eine stunde schon rum!

Ich durfte euch mal kurz vor einem Konzert in Herford bei Bielefeld kennenlernen, und ich fand euch sehr sympathisch und auf den ersten Eindruck bodenständig. Macht es euch viel aus, wenn manche Leute im Netz euch permanent angreifen? Was sagt ihr zum immer wieder gemachten Vorwurf, dass ihr eine Trittbrettfahrerband seid?

Ich erinnere mich, da hat mätze anschliessend seine gitarre geschrottet;) früher hab ich mir zu herzen genommen, was zum teil geschrieben wurde. Jetzt lese ich es eigentlich nicht mehr und stolper ich über was, lache ich drüber. Wir durften mit dieser band seit ihrem bestehen soviele irrsinnige dinge erleben, von denen wir nie gewagt hätten, davon zu träumen. Warum sollte mich dann interessieren, was ein anonymer typ vor dem bildschirm zu unserer musik zu sagen hat, dessen primärer tagesinhalt ist, bands runterzumachen? Das mit der trittbrettfahrerei ist mir ebenfalls egal. Ja, wir mögen KsE, berechtigt. Seit drei jahren wird behauptet das wir im fahrwasser von bands fahren, die einem aussterbenden genre angehören. Ich habe das gefühl, dass das ganze sehr vital ist und wir einen guten beitrag unsererseits leisten können.

Kannst du noch kurz auf die Texte eingehen. Was steckt hinter den Songtiteln? Gibt es einen roten Faden, ein Konzept?

siehe frage nr. 6. Es gibt keinen roten faden, nur themen, die uns beschäftigt haben wurden verarbeitet.

Das muss ich unbedingt noch loswerden:

Danke clement für das interview, danke euch fürs lesen! Hoffentlich sieht man sich bald auf ner show und einem bier oder einer bionade. Hört euch bei zeiten unsere neue platte an, dem einen oder andern gefällt sie vielleicht