Interview mit Tigeryouth

18.05.2014
 

 



TIGERYOUTH ist auf Tour. Eigentlich nichts Neues, denn touren ist Tilmans Lieblingsbeschäftigung. Allein im letzten Jahr spielte er als TIGERYOUTH über 150 (einhundertfünfzig) Konzerte in ganz Deutschland. Ob alleine in deinem Wohnzimmer oder im Vorprogramm von befreundeten Bands spielt da keine Rolle. Doch dieses Mal ist etwas anders. Er hat es endlich geschafft ein Album aufzunehmen. Leere Gläser erschien am 9ten Mai auf Zeitstrafe.
Wie dieses Album entstand, wieso es auf seinem Lieblingslabel gelandet ist und was derzeit noch alles um TIGERYOUTH passiert, erklärt uns Tilman in einem Interview. Ein Interview, welches er standesgemäß auf einer Raststätte kurz vor einem weiterem Konzert gibt – wo auch sonst.

Bis jetzt läuft es echt überraschend gut. Auf allen Konzerten waren überdurchschnittlich viele Leute. Selbst montags in Lübeck, wo wir nur eine sehr kurzfristige und spontane Show gespielt haben, waren echt einige Leute, die wirklich Bock drauf hatten und schön zugehört haben. Man kann also schon sagen, dass wir bis jetzt echt ganz gut aus dem Schneider sind. Das hat denke ich auch etwas damit zu tun, dass ich letztes Jahr so viel getourt habe und mir die Leute erspielt habe. Die betreiben dann vielleicht etwas Mundwerbung und bringe ihre Freunde mit. Außerdem macht es natürlich auch insofern einen Unterschied, dass das Album jetzt bei Zeitstrafe veröffentlicht wurde und Renke (Inhaber Zeitstrafe) einen super Job macht und so mehr Leute auf mich und meine Musik aufmerksam werden.

Immer wieder veröffentlichte Tilman als TIGERYOUTH neue Musik, doch auf ein Album musste man sehr warten.

Die Lust ein Album aufzunehmen gab es schon länger. Genauer gesagt habe ich sogar schon mehrmals versucht eines aufzunehmen. Sogar schon über fünf mal. Das hat aber nie wirklich funktioniert. Entweder fand ich die Lieder nicht mehr gut, die Aufnahmen waren scheiße oder es ist etwas verloren gegangen. Ist aber, so im Nachhinein betrachtet, gar nicht schlimm, denn damals kannte ich Renke noch nicht wirklich gut und hätte Leere Gläser sicherlich nicht bei ihm veröffentlichen können.

Bei einem TIGERYOUTH Lied weiß man, was man zu erwarten hat.

Seitdem mein Kumpel, der E-Gitarre gespielt hat, nicht mehr dabei ist habe ich eigentlich einen Sound gefunden mit dem ich zufrieden bin. Deswegen will ich das auch gar nicht mehr mit Band machen, weil ich ein super schlechtes Taktgefühl habe, haha. Außerdem ist es ja mittlerweile so, dass wenn Leute zu einem Konzert von mir kommen etwas bestimmtes erwarten. Nämlich, dass ich irgendwo in einem Raum stehe, sollte er klein sein auch gerne ohne Mikrofon, und mir dann nur mit meiner Gitarre die Seele aus dem Leib schreie.

Selten hört man so ehrliche und bewegende Texte, wie die von Tilman.

Ich hab eigentlich immer, egal wo ich mich gerade befinde, mein Notizbuch dabei. Also schreibe ich dementsprechend auch täglich auf, was mir gerade so passiert. Davon ist zwar über 90% Müll aber eben nicht alles. Und dieser kleine Rest liefert mir dann die Idee zu einem Song oder findet manchmal seinen Weg in eine Textpassage. Das eigentliche Songschreiben geschieht aber komischerweise immer dann, wenn ich es eigentlich gerade gar nicht wirklich will. Ich bin zum Beispiel super schlecht darin in meinem Zimmer zu sitzen und genau dann ein Lied zu schreiben. Das geschieht viel mehr dann, wenn ich eigentlich gerade aufhören wollte oder ich etwas ganz anderes mache. Deswegen handeln auch viele Lieder von mir von Situationen aus dem Alltag, weil sie eben auch gerade dann entstanden sind.

Nachdem wir über das Album gesprochen haben, habe ich Tilman auf drei Thesen angesprochen, die ich bei Recherche im Internet gefunden habe.

TIGERYOUTH macht das Touren viel mehr Spaß als das Schreiben!

Haha, ja das kann man schon so sagen. Ich schreibe super gerne und bin da auch super dankbar für, dass ich etwas schreiben kann, was auf Gehör stößt. Aber es ist halt schon so, dass ich schreibe um zu touren. Ich könnte niemals nur zu Hause sitzen, mich ein Jahr einschließen, nur um zu schreiben. Das würde ich gar nicht aushalten.

Tilman ist im Herzen Punk. Auf eine typische Punk-Band hat er aber keine Lust!

Das stimmt nicht! Auf eine Punk-Band hätte ich mega Bock. Ich hab nur leider derzeit echt keine Zeit. Ich habe aber vor allem auch einen krassen Anspruch. Ich will keine Band als Hobby oder Zeitvertreib machen. Wenn dann schon richtig, dass das geil kommt und man damit halt auch dementsprechend rumkommt.
Ich hätte auch wahnsinnig Bock eine Pop-Punk Band zu gründen. Davon bin ich super großer Fan von. Die aktuelle WONDER YEARS oder CITIZEN höre ich eigentlich durchgängig.


TIGERYOUTH würde niemals einen JUPITER JONES - Still ähnlichen Radio Song schreiben!

Mhm. Die haben da ja nie einen Hehl rausgemacht und die wollten damit auch ins Radio, von daher finde ich das auch nicht verwerflich. Ich persönlich würde das aber nicht machen, weil ich mir nicht gerne reinreden lasse. Ich schreibe zwar auch auf Balladen oder ruhige Songs, die bestimmt schon einigen Leuten nicht gefallen haben. Aber nur, weil man so ein paar Lieder hat, die vielleicht mit ein bisschen Aufarbeitung im Radio laufen könnten, muss man das ja noch lange nicht machen. Ich sage aber auch ganz ehrlich, wenn irgendwann mal Lieder von mir im Radio laufen sollten, die ich geschrieben habe, ohne dass mir da irgendjemand reingeredet hat und die so sind wie ich sie will, dann ist das doch super. Aber extra darauf getrimmt? Ne, da würde ich mir selbst echt affig bei vorkommen. Ich sehe mich ja auch in einer Art Szene und fühle mich in As und Wohnzimmer super wohl und will da auch eigentlich gar nicht weg.

Abschließend hat Tilman nicht mehr viel über sich selbst oder seine Musik zu sagen.

Alle Menschen sollten sich alle Platten von Zeitstrafe kaufen. Denn Renke ist ein wahnsinnig guter Typ, der sich super viel Mühe gibt, für das was er liebt und geil findet und dafür verdient der Minister allen Respekt, den man ihm aufbringen kann.

Tigeryouth - Leere Glässer erschien am 09.05.2014 via Zeitstrafe auf CD/LP/Digital.