Interview mit Try To Infect

04.12.2010
 

 

Hallo TRY TO INFECT. Mit wem habe ich das Vergnügen?

Hallo Clement. Mein Name ist Stefan. Ich spiele Bass und bin Student in Aachen.



Ich durfte eure EP „Fractures“ reviewen. Wie oft habt ihr seit Veröffentlichung der Songs schon wieder auf der Bühne gestanden?

„Live“ spielen wir die Songs schon seit gut einem Jahr, aber viele Shows hatten wir seit der Veröffentlichung noch nicht. Auf unsere CD Release-Show waren etwas mehr als 300 Besucher. Das hat uns wirklich sehr gefreut. Die Leute und wir hatten eine Menge Spaß. Wir haben viele CDs und Shirts verkauft, das ist deshalb für uns so wichtig, damit wir unseren nächsten Studioaufenthalt bezahlen können. Zudem hatten wir diesen Monat das Vergnügen, mit Bury My Sins und ByFear bei uns in Düren zu zocken. Sehr sympathische Leute, die guten Metal spielen. Sie haben uns viel von ihrer Bandgeschichte erzählt und warum sie sich leider auflösen. Unser Sänger Daniel hat sie auch schon vor gut 10 Jahren unter dem Namen Eyesless View bei uns hier in Düren gesehen. Man muss bedenken, dass ist auch eine lange Zeit. Wir haben noch eine Show am 23. Dezember im JKC in Troisdorf. Wir freuen uns darauf. Wir würden gerne mehr Shows spielen, vielleicht bekommen wir ja 2011 die Chance dazu.

Gibt es viele Windmühlen-Freaks vorne im Pit und was sagt ihr generell zum Violent-Dancing?

Da wir auch mal gerne auf der Bühne oder einem Konzert einen Ausraster bekommen, können die Leute gerne oder sollen sogar auf unseren Shows abgehen können. Die Windmühler sind auch vertreten. Bei uns hält sich das auf Grund unserer Musik in Grenzen. Wir hatten aber auch schon Shows mit Bands aus dem Pott oder Holland, wo mir das Dancen zu gefährlich wäre. Jeder soll seinen Spaß haben, aber nicht auf Kosten anderer Leute. Wer vorne steht, muss schauen, dass er sicher steht, aber in Leute absichtlich rein treten, nur weil sie ein Shirt einer angeblich uncoolen Band tragen, geht zu weit. Die Konzertbesucher greifen dann auch meistens ein und unterbinden den Quatsch.



Fühlt ihr euch einer „Szene“ dazugehörig und wenn, welcher und warum, und wenn nicht, warum nicht?

Ich habe keine Tattoos, keine Tunnel, keine Röhrenjeans und lebe nicht alkoholfrei oder vegan, aber manche meiner Freunde schon. Ich würde niemals sagen der ist Hardcore, Rock, Indie oder der ist Metal. Ich will überhaupt niemanden in eine Schublade stecken oder einer Gruppe zuordnen. Wir selber sehen uns als Hardcore Band, weil wir mit vielen Bands aus dieser Musikrichtung befreundet sind. Ich würde mit diesen Menschen auch verkehren, wenn sie nicht diese Musik hören würden, aber ich habe sie nun mal dadurch kennengelernt. Wenn einer sagt, ihr macht Metal oder Rock, soll er das. Solange demjenigen unsere Musik gefällt, kann er dahin uns stopfen, wohin er will, denn es ändert sich ja nichts an der Musik selbst.

Auf Allschools hat allein euer Anblick für negative Kommentare gesorgt. Was sagt ihr zu solchen unqualifizierten Äußerungen? Oder ist das besser als gar kein Feedback?

Ich lese schon länger bei Allschools und Beleidigungen gibt es hier überall und fast bei jeder News und Review. Im Internet fühlt sich man stark, ist aber auch unbedeutend, von daher juckt das nicht. Uns hat einer angesprochen auf unser Release Show, er kommt aus Köln mit seiner Freundin und hat hier von der Show gelesen und sich entschieden, zu kommen. Es hat also etwas gebracht!

Musikalisch deckt ihr eine große Spannbreite moderner Musik ab. Sogar etwas verspielte, leicht jazzige Töne lassen sich entdecken. Grenzen scheinen euch einzuengen, oder?



Das Problem besteht darin, dass die meisten Bands, meiner Meinung nach, noch viel mehr in ihre Songs einbauen könnten. Sie legen sich in ihrer Richtung viel zu sehr fest. Wir haben einfach geschrieben, wie es uns gefiel. Wir bekommen auch viel positives Feedback für unsere Sachen und das freut uns sehr. Es gibt auch einige, die meinen, dass unsere Songs zu viele Elementen und keinen roten Faden besitzen. Wenn wir kürzen würden, wären wir besser. Leider stimmt das nicht, zumindest nicht für uns. Der rote Faden gibt dem ganzen eine gezwungene Note und sobald Musik gezwungen klingt, klingt sie langweilig. Musik kann auch mit mehr als drei Parts wie aus einem Guss klingen. Man muss sich mit der Musik auseinandersetzen.
Wir haben schon Grenzen. Wir würden nie elektronische Elemente einbauen oder zu starke andere Elemente, die nicht aus dem Rock kommen. Was wir gerne einmal versuchen würden, wäre vielleicht einen Chor oder eine Violine irgendwo einzubauen. Es stehen uns immer viele Möglichkeiten offen. Wir schreiben und schauen dann, was wir machen wollen.

„Fractures“ macht vor allem Spaß! Ihr scheint euch ausgetobt zu haben und habt alle Fünfe in Bezug auf roten Faden gerade sein lassen. Ist das nächste Output etwas strukturierter?

Wie oben gesagt, gibt es keinen Faden. Wir haben angefangen, neue Songs zu schreiben und bisher sind sie ziemlich an Fractures angelegt. Wir möchten auch nicht zu viel ändern. Da wir viel, wie du sagst, zum Austoben haben, können wir ruhig in unserer Richtung weitermachen. Vielleicht sind die Songs etwas härter, aber die Elemente sind die gleichen geblieben. Da wir noch nicht fertig mit dem Schreibprozess sind, kann ich dazu leider nicht mehr sagen. Wir freuen uns aber schon auf die Zeit im Proberaum, um unsere verschiedenen Ideen zusammenzusetzen.

Was wollt ihr mit eurer Musik erreichen und wann erscheint das erste Fulllength?

Wir verfolgen einfach Ziele: Viel Ehrgeiz und Spaß in unser Hobby Musik zu stecken, um viele damit erreichen zu können. Wir würden gerne mehr Konzerte spielen, vielleicht einmal eine richtigen Tour. Das wäre toll. Ein Label mit Budget, das sich an einem Teil der Studiokosten beteiligen könnte, wäre unser absoluter Traum.
Nächstes Jahr nehmen wir unser erstes Fulllength auf. Wir schreiben fleißig und haben noch viele Ideen und Sachen, die wir versuchen wollen. Es macht uns sehr viel Spaß, Songs zu schreiben und im Proberaum zu tüfteln. Wir sind selber sehr auf die neuen Songs gespannt.

Wenn ihr Produzent, Label und Coverkünstler aussuchen dürftet, welche wären das?

Wenn wir träumen dürften, würden gerne zu Kurt Ballou ins Godcity Studio gehen. Der Sound von Kvelertak ist einfach der Hammer und viele andere Platten aus seinem Studio schmücken unsere Plattenregale. Wir hätten gerne so einen warmen und knalligen Sound, aber das Deadbull Studio gibt uns, was wir brauchen. Wir sind mit der Arbeit sehr zufrieden und Aljoscha hat sehr viel Ahnung von Sound. Er ist wirklich ein sympathischer Mensch.

Mit dem Label ist eine schwere Frage. Wir würden gerne ein Label finden, das weiß, dass wir nicht wie eine andere Band von dem Label klingen wollen und vor allem uns das Vertrauen schenkt, dass wir mit den anderen Bands mithalten können, obwohl wir noch nicht so bekannt sind. Meine Lieblingslabels im Metal/Hardcore sind Lifeforce Records, Epitaph Records und Let It Burn Records, Labels, die auf Abwechslung achten und Bands, deren Leidenschaft man für die Musik heraus hört. Das finde ich persönlich wichtig.
Wir alle lieben die Artworks von John Baizley. Ich habe ein riesiges Poster seines Artworks für Baroness in meinem Zimmer hängen und auch sein Artwork für die Pig Destroyer Platte ist einfach Klasse. Unser Artwork hat ein polnischer Künstler namens Mateuzs Kowalski gemacht von Panzerkorps Design. Wir sind durch Zufall auf seine Seite gekommen und fanden seine Motten- Motive sehr gut. Wir haben ihn gefragt und er hat uns eins zugesendet.



Welche Bands hört ihr gerade?

Ich persönlich höre gerade gerne The Saddest Landscape und gestern ist meine bestellte Lucky Me von Killing The Dream angekommen. Ich bin von beiden Bands sehr begeistert. Zwar gibt es für mich keine Platte des Jahres, aber Lucky Me werde ich mir gerne öfters anhören. Wobei 2-3 Songs mehr auch nicht geschadet hätten. Unser Sänger hat mir eine Band namens The Contortionist empfohlen. Diese CD werde ich mir auch noch zulegen. Das ist eine Band, die dem langweiligen Deathcore eine eigene Note aufgesetzt hat. Unbedingt mal rein hören. Wir alle finden die neue The Chariot wirklich gut und die neue The Ocean hat es in sich. Diese Band ist eine der besten in Deutschland und hat allen Respekt verdient.

Das muss noch gesagt werden?

Wir danken dir dafür, dass du uns die Möglichkeit geben hast, hier schreiben zu können. Wir danken dir für das Lesen und Aushalten bis zum Schluss. Unser Musik kannst du dir


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anhören.

Wir spielen gerne Konzerte. Schreibt uns an. Wir würden uns sehr freuen.