Interview mit Underoath

23.08.2011
 

 

Hallo Spencer, schön dich zu sehen. Na dann sag mal, wie lief die Tour bis jetzt? Was war bisher die beste Show?

Ja, sie war toll! Heute ist unser letzter tag in Deutschland (die Show in Stuttgart am 28.04.2011) und bis jetzt lief’s super in Europa. Die beste Show war wahrscheinlich London im Coco.

Dann erzähl mal, wie geht es deiner Stimme im Moment? Schließlich hast du jetzt ja alle Vocals im Studio aufgenommen, aber wie geht’s dir live?

Oh, meiner Stimme geht’s super – ich meine, man sollte es lassen, wenn man es nicht kann (lächelt). Na ja, ich passe sehr gut auf, wärme mich jeden Tag vor einer Show auf…

Und jetzt nachdem Aaron als Ex-Clean Sänger und Drummer die Band verlassen hat, hast du da eine Veränderung bei euren Fans bemerkt? Denkst du, dass einige euren neuen Drummer Daniel Davidson vielleicht nicht akzeptieren?

Eine Veränderung? Ich weiß nicht, vielleicht ein wenig. Klar, ein paar Leute mögen uns den Rücken gekehrt haben, weil sie uns ohne ihn nicht mehr mögen, aber das sind nur ein paar. Ich habe das Gefühl, dass alle unseren neuen Drummer mögen und dass er gut aufgenommen wurde. Wir sind jetzt glücklicher und in meinen Augen eine bessere Band. Das ist ungefähr das Einzige was zählen sollte.

Und wie ist die Beziehung zu Aaron im Moment? Seid ihr Jungs untereinander immer noch Freunde oder hat sein Ausstieg aus der Band böses Blut verursacht?

Ja, wir sind noch Freunde, genauso gute Freunde wie wir es zuvor auch waren. Wir reden zwar zurzeit wenig weil wir touren, aber wir sind immer noch Freunde.

Jetzt ist es ja so, dass Underoath in eurer Geschichte schon einige Besetzungswechsel erlebt hat. Ist euer neuer Drummer vielleicht einfach ein weiterer Abschnitt in eurer Band-Biography?

Ja, definitiv! Ich denke, wir sind jetzt endlich an dem Punkt angelangt, an dem wir immer sein wollten. Und dass wir unseren Schlagzeuger ausgewechselt haben hat letztendlich dazu geführt!

Und jetzt zu eurem neuen Album: Hat der Besetzungswechsel eure Art des Songwritings verändert? Hat Daniel irgendeinen Einfluss darauf oder ist alles beim Alten geblieben?

Ja, natürlich. Wir schreiben alle Lieder gemeinsam und eine neue Person im Team, die das gleiche will wie wir, hat das Ganze verändert. Der Songwriting-Prozess ist jetzt besser.

Wenn man sich eure Alben ansieht kann man einen gewissen Fortschritt und Wandel miterleben – ihr werdet immer weniger poppig. Könnt ihr euch aus heutiger Sicht ein Album komplett ohne Clean Parts vorstellen?

Neeeein. Ich denke, dass ist das härteste Album was wir bis jetzt produziert haben, aber es ist immer noch melodisch. Das nächste Album wird wohl auch immer noch melodisch sein, doch gleichzeitig düsterer.

Und du würdest wohl das Singen vermissen, denkst du nicht?

Ja, vielleicht. Aber es würde nicht poppig werden, schließlich sind wir keine 15 mehr. Es wird nie mehr wie die Songs auf Chasing Safety klingen. Das heißt nicht, dass es kein Gesinge mehr geben wird. Aber wir sind jetzt einfach auf einem anderen Weg und keine kleinen Jungs mehr (lacht).

So und nun ein paar Fragen zu euren neuen Videos, zuerst zu „In Division“: Sag uns doch bitte in deinen eigenen Worten etwas über das Video. Wollt ihr durch seine starken Bilder etwas ausdrücken, oder ist es für euch einfach ein Stück Kunst?

Na ja, wir schreiben die Videodrehbücher ja nicht selbst, wir engagieren jemanden, der das für uns macht. Wir sahen nur einfach das Drehbuch und dachten uns „cool!“. Wir sind nicht weiter an dem Prozess des Drehbuchschreibens mit beteiligt, außer an bestimmten Stellen zu sagen „das gefällt uns“. Wir schreiben die Musik, nicht die Videos. Für mich ist das Video wohl wirklich eher Kunst. Ich sehe es mir ab und an gerne an, auch wenn es schwer war, den Clip zu drehen (Tim murmelt im Hintergrund „aber es hat Spaß gemacht…“).

Wie seid ihr denn beim Dreh mit den ganzen Unterwasserszenen klar gekommen?

Uns war kalt. Wir waren den ganzen Tag im Wasser – und es war kaltes Wasser, wirklich sehr kaltes Wasser.

Und jetzt zu eurem kürzlich veröffentlichtem Video „Paper Lungs“. Es scheint auch auf den ersten Blick sehr kryptisch. Selbe Frage, nur Kunst oder auch Message?

Für mich auch eher nur Kunst. Es ist einfach ein Drehbuch, das jemand schreibt und an dich schickt. Wir fanden die Idee super und haben einfach dem Regisseur vertraut. Ich denke, dass es unser bestes Video ist. Also ich finde es zumindest sehr schön. Mir gefällt das verkehrt herum fallende Wasser - mal wieder (auch im Video zu In Division fällt das Wasser gegen die Schwerkraft).

Wir haben lange überlegt, ob wir euch nun die nächsten Fragen stellen, weil wir das Gefühl haben, dass sich in absolut jedem Interview mit euch die Fragen irgendwann nur noch um euren Glauben drehen. Aber was soll’s: Ihr Jungs habt eine sehr spezielle Haltung von wegen „Das ist unser Glaube und wenn du zustimmst, ist es cool, wenn aber nicht, dann hindert uns das nicht daran, Freunde zu werden“. Auch auf der Bühne praktiziert ihr ein sehr liberales Christentum und vielleicht liegt es daran, dass ihr viele nicht-christliche Fans habt. Was denkt ihr sind die sie Vor- und Nachteile an diesem Fakt? Wie kommt ihr damit zurecht, oder wünscht ihr euch gar was?

Wir sind auf dem christlichen Musikmarkt unterwegs und viele da denken anders, als wir es tun. Wir mögen das Etikett „Christliche Band“ nicht, man fühlt sich schlichtweg abgestempelt. Zu unseren nicht-christlichen Fans: Ich denke jeder sollte sich die Musik suchen, die er mag, wo er die Melodien und Texte mag. Musik ist meiner Meinung nach eine universelle Sprache, etwas besonderes, und je mehr Etiketten man drauf klebt, desto weniger Menschen kann man manchmal damit erreichen. Ich will einfach versuchen es offen zu halten. Wenn es die Leute berührt, dann ist es genial, und wenn nicht, dann muss man sich die Musik nicht anhören.

Nun seid ihr in der Band ja allesamt Christen. Was denkt ihr über die eher anti-christliche Atmosphäre in der Metalszene?

Was soll’s? So was kümmert mich einfach nicht.
Wärt ihr dann bereit mit Bands wie Suicide Silence oder The Amitiy Affliction zu touren?
Ouh, wir waren schon mir Suicide Silence auf Tour! Und es war gut… jeder war der Ansicht, dass jeder einfach sein Leben leben soll. Wenn du mich nicht nach meiner Meinung fragst, dann werde ich nicht sagen, wie sie zu leben haben – das ist nicht mein Job. Ich bin nicht Gott. Es ist nicht mein Job überhaupt irgendwen zu beurteilen, oder gar der Job von irgendeinem anderen Christen. Das erweckt einen falschen Eindruck von der Religion. Naja… Wenn mich jemand nach meiner Meinung fragt, dann werde ich sie ihm sagen. Aber wenn man glücklich ist, so wie man ist, dann sollte einen meine Meinung nicht kümmern.

Gut, und unsere quasi letzte Frage, die uns brennen interessiert ist einfach: Was habt ihr so für Musik auf dem iPod? Was hört ihr privat?

Puh, also wir hören alle unterschiedliches Zeug. Ich hab eigentlich gar nicht viel auf meinem iPod, ich höre immer noch CDs – ganz oldschool. Da hör ich vor allem klassischen Rock, also Led Zeppelin, Pink Floyd, aber auch Deftones, Nince Inch Nails, Radiohead, Alice In Chains, Nirvana, Foo Fighters… Aber ich hör auch viel von dem, mit dem ich aufgewachsen bin, also Led Zeppelin und The Rolling Stones. Als Kind war ich sogar ein Beatles-Fan, aber nicht so sehr wie von den Stones. Man kann nicht beides gleichzeitig sein (lacht).

Dann Danke für das Interview und viel Spaß euch noch bei der Show!

Interview geführt von Rina und Mitch