Interview mit Unearth

29.05.2006
 

 

Interview mit Buz (Gitarre) von Unearth im Backstagebereich des Herforder „X“ Clubs, am 15. Mai 2006. Mr. McGrath stellt sich als sehr angenehmer Gesprächspartner heraus und gibt gerne Bier aus, da macht das arbeiten gleich noch mehr Spaß.

Wie läuft die Tour bislang? Genießt ihr es immer noch jeden Tag auf Achse zu sein und jede Nacht auf der Bühne zu stehen?

Der Tag an sich ist ziemlich langweilig, weil man die ganze Zeit herumsitzt und wartet, dass man abends für eine halbe Stunde auf die Bühne kann. Aber wir versuchen uns gegenseitig zu unterhalten indem wir Tischfussball spielen oder uns einfach betrinken, um die Zeit tot zu schlagen.

Was werdet ihr nach der „Underground“ Tour machen?

Wir werden ein paar Wochen zu Hause verbringen können, bevor wir anschließend im Billing des „Ozzfests“ spielen, worauf ich mich sehr freue.

Wie sehr hat sich euer Leben nach dem Release von „The Oncoming Storm“ verändert? Mehr Stress? Mehr Verantwortung, Geld und Frauen?

Es hat uns auf den nächsten Level gebracht. Wir haben ja vorher schon Platten veröffentlicht mit denen wir auch auf Tour waren und haben jeher immer eine Menge Arbeit in unsere Band gesteckt. Aber als wir „The Storm“ aufnahmen, war die Musik besser, sowie das ganze Team, das involviert war und auch das Label. Und das wichtigste: Die Kids konnten es einfacher bekommen.

Als das Album herauskam wurden die Shows größer und größer, denn die Leute mochten, was wir taten und finanziell hat es sich auch gelohnt, denn keiner von uns muss mehr nebenbei arbeiten gehen. Dieser Aspekt ist doch schon sehr cool, weil es uns erlaubt, genau das hier zu tun, ohne Sorgen zu haben, wie wir die nächsten Rechnungen zahlen.

Wie sieht ein normaler Tourtag bei dir aus?

Ich wache nachmittags auf und versuche etwas zu essen und Kaffee aufzutreiben, den brauche ich für meine Verdauung. Dann suche ich eine nette, saubere Toilette und versteck mich darin eine zeitlang. Danach dusche ich und laufe umher und schaue, was um den Club herum alles so abgeht. Dann sitze ich meistens herum und quatsche mit meinen Freunden, was auch das Besondere an dieser Tour ist. Und eben weil wir alle befreundet sind und jeder sich langweilt, kann man sich immer mit vielen Leuten unterhalten.

Ihr habt gerade letzte Hand an euer neues Album „III: In The Eyes Of Fire“ gelegt. Wie habt ihr euch gefühlt, als ihr den Nachfolger zu „The Storm“ einspieltet, der euch zweifelsohne mit an die Spitze der NWOAHM-Welle brachte. Verspürtet ihr eine Menge Druck?

Oh ja, es gab eine Menge Druck, denn wir haben uns in der Welt bewiesen und wussten, dass neue Album muss überzeugen. Es den Leuten zeigen, dass wir hier nicht rumalbern, wir uns selber treu bleiben und es verdammt hart wird. Wir wollen auch nicht großartig differenzierter klingen, als vorher. Werden keine cleanen Vocalpassagen in die Refrains einbauen, um eventuell noch mehr Leute zu unseren Shows zu bekommen und wir haben die Gitarren strikt brutal gehalten. Aber ich weiche vom Thema ab.

Es gab dieses mal definitiv mehr Druck, denn dieses Album muss ein Erfolg werden, aber auf der anderen Seite machst du einfach das, was du schon immer getan hast und von daher…

Du hast eben schon ein paar Sachen angedeutet. Was können die Fans vom neuen Album erwarten?

Ich denke, es tritt dir direkter in die Eier, aber die Produktion ist diesmal anders. Sie ist roher gehalten. Das heißt nicht, dass sie maschinell klingen würde, wie das bei vielen anderen Metalbands der Fall ist, aber sie ist einfach ungeschliffener.
Ansonsten sind die Breakdowns um einiges heavier und die Gitarrenarbeit auch interessanter.

Was habt ihr noch für 2006 geplant?

Nach der Ozzfest-Tour werden wir wahrscheinlich zurück nach Europa kommen, mit einer großen Band, deren Namen ich hier noch nicht nennen will, weil noch nichts unter Dach und Fach ist. Zudem hat der Bruder von unserem Sänger Trevor ein paar Videoaufnahmen für ein Projekt in der Schule gemacht, mit jenen Sequenzen und einigen Live-Sachen planen wir eine Home-DVD rauszubringen. Aber es steht noch kein genauer Termin fest.

Wie fühlst du dich, zu wissen, dass deine Musik tausende Fans weltweit erreicht und du Teil der großen Metalfamilie sein darfst?

Wir sind hier, weil wir uns immer treu geblieben sind und nur dass gespielt haben, was wir selber hören wollten. Wir haben aber auch eine Menge Glück gehabt. Der Zeitpunkt war günstig, die Leute waren hungrig und alles lief wie von selbst. Ich hoffe natürlich, dass das so bleibt, denn die Kids und die Musikindustrie sind oft sehr schwer einzuschätzen und unberechenbar. Ich bin einfach nur froh, dass ich es soweit geschafft habe und würde mir wünschen, dass die gesamte Schar an Metalfans noch weiter wächst.

In den Medien wird ja immer wieder gern das Thema Gewalt bei Konzerten, in Form von Violent Dancing, aufgegriffen. Mich würde vielmehr interessieren, wie sicher du dich als Musiker auf der Bühne fühlst, nachdem Dimebag Darrel 2004 auf den Brettern, die die Welt bedeuten, durch einen Schuss sein Ende fand. Macht es dir kein Kopfzerbrechen, dass jemand mit ner Knarre in einen Club kommen kann, obwohl es Securities gibt?

Das ist schon verrückt, obwohl ich mich noch nie wirklich unsicher auf der Bühne gefühlt hab. Was Dime passiert ist, war so verrückt. Ich meine, niemand hätte gedacht, dass da jemand eines Tages mit einer Waffe aufkreuzen könnte.
Eigentlich hat sich nicht viel geändert. Manchmal gibt es mehr Securities, aber meiner Meinung nach, kann immer irgendwas passieren. Und nicht jeder Club fährt die gleichen Sicherheitsbedingungen. Aber wenn ich auf der Bühne stehe, denke ich eigentlich nicht darüber nach.

Könnt ihr euch vorstellen eines Tages ein Konzert vor euren Enkelkindern zugeben oder habt ihr vor irgendwann häuslich zu werden und das Tourleben hinter euch zu lassen?

Keine Ahnung, das wäre natürlich schon krass, wenn ich das hier in 20 Jahre noch machen könnte. Ich werde nächsten Monat 30 und fühle mich schon recht alt, aber solange es mein Körper mitmacht, werde ich weiter auf Tour gehen.

Möchtet ihr den Leuten da draußen etwas Bestimmtes mitteilen?

Ein ganz großes Dankeschön an alle, die unsere Alben kaufen und zu unseren Shows kommen. Freut euch auf das nächste Album, das am 8. August hier in Deutschland, über Metal Blade, in die Läden kommt und tut mir einen Gefallen und kauft es, haha!

Wie sieht dein Privatleben bei dem ganzen Stress aus? Wenn du in ein paar Wochen nach Hause kommst, wartet dann da jemand auf dich oder sind da eventuell nur ein Hund und Freunde?

Ich bin seit fünf Jahren verheiratet und habe außerdem einen Hunde und zwei Katzen, die zuhause auf mich warten. Die Zeit, die man von einander getrennt ist, ist natürlich ziemlich hart, besonders, wenn man nach Europa kommt und man nur alle zwei Tage kurz telefonieren kann, weil es doch sehr teuer ist. Aber wenn wir in den Staaten unterwegs sind, dann kommt sie manchmal mit, was alles wesentlich einfacher macht. Viele Beziehungen und Ehen halten nicht lange in diesem Business, weil du ständig unterwegs bist, aber meine Frau und ich versuchen uns immer so nah wie möglich zu sein, wenn ich auf Tour bin. Letztes Jahr konnte sie uns ein paar Wochen begleiten, was sehr schön war, denn immer wenn du nach Hause kommst, nachdem du für zwei Monate weg warst, musst du dich erst wieder an den anderen gewöhnen, weil du so lange weg warst. Wir haben ein gemeinsames Haus und ich kann es kaum erwarten mit ihr und den Tieren zu feiern.

Was wäre, wenn du dich eines Tages entscheiden müsstest? Viele Musiker behaupten ja immer, sie würden sich, vor die Wahl gestellt, immer für die Musik entscheiden. Was würdest du tun?

Ich würde mich immer für meine Familie entscheiden. In 50 Jahren wird vielleicht mal einer sagen: „Hey, bist du nicht der Typ von Unearth?“, aber meine Familie würde immer für dich da sein.

Hab vielen Dank für das Gespräch, es war sehr angenehm und ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft und viel Spaß heute Abend!

Ich danke dir und nimm dir noch ein Bier mit auf dem Weg nach unten.

Linc