Interview mit United We Fall

22.04.2013
 

 

Hallo, wer beantwortet meine Fragen?

Hi! Max (Drums) und Ruben (Vocals)

Vor gut einem Monat erschien euer erstes Album, wie waren die Reaktionen darauf bisher?

Max: Bisher ist die Resonanz sowohl von der Presse als auch von der Internetgemeinde und dem Publikum sehr positiv ausgefallen. Es sind schon einige gute Reviews erschienen und wir freuen uns natürlich über weitere. Der „neue“ Sound scheint den Leuten gut zu gefallen, was uns persönlich sehr freut. Es tut einfach gut Feedback zu dem Material zu erhalten in das man viel Herzblut hineingesteckt hat.

Wie fühlt ihr euch nach dem Release? Gibt es im Nachhinein Elemente, die ihr nun gerne noch einmal überarbeiten würdet?

Ruben: Ich denke, wir fühlen uns alle sehr befreit. Wir standen bereits während des Recording unter enormem Zeit- und Erwartungsdruck, vor allem an uns selbst. Zudem bin ich persönlich sehr erleichtert darüber diese ganzen Geschichten nun in physischer Form hinter mir lassen zu können. Ich bin sehr schlecht darin alle meine Songinhalte von Angesicht zu Angesicht erläutern zu können, von daher hoffe ich einfach, dass die Songs allesamt für sich selbst sprechen werden. Ansonsten kann man mich aber natürlich auch gerne darauf ansprechen - Selbst wenn ich dann nur vor mich her stammeln sollte. Aber den Versuch ist es wert. (lacht)
Musikalisch gesehen gibt es, wie ich denke, in fast jeder Band bzw. nach jedem Release Aspekte, die man im Rückblick eventuell anders gestaltet hätte. Ich hätte vielleicht einzelne Gesangspassagen noch etwas weiter ausgebaut oder eben höhere Töne darüber gesungen. Ansonsten bin ich aber sehr zufrieden mit dem, was wir hier zusammen geschaffen haben.
Max: Als Musiker muss einem bewusst sein, dass eine Aufnahme nur eine Momentaufnahme der derzeitigen Fähigkeiten ist. Natürlich denkt man ein paar Monate später: "Mann, an der Stelle hätte ich auch den Fill spielen können oder vielleicht wäre der Ton da cooler!", aber im Endeffekt sind das nur Kleinigkeiten. Ich denke wir können für jeden unserer Bandkollegen sprechen wenn wir sagen, dass das Album zu 100% das widerspiegelt was wir sind und wir sind echt froh was aus den anfänglichen Ideen geworden ist.

Erzählt mir doch etwas zum Songwriting zum Album. Wie lange hat es gedauert, wie schreibt ihr eure Songs?

Max: Das Songwriting ist in unserer Band nicht nur fest an eine Person gekoppelt. Sowohl unsere beiden Gitarristen Max und Simon als auch unser Bassist Philipp haben unabhängig voneinander ihre Songideen eingebracht. Unser Sänger Ruben hatte eine ziemlich genaue Vorstellung von dem Album und dem Konzept dahinter. Er vermittelte die Stimmung, die er für einen bestimmten Text hatte und wir arbeiteten so lange daran bis jeder zufrieden war. Insgesamt hat das Schreiben am Album ein gutes Jahr gedauert, in dem wir wöchentlich einige Stunden mit dem Material verbrachten.

Im Gegensatz zu eurer EP/ Demo ist die Musik auf dem Album doch etwas „progressiver“ geworden. Wie kam es zu diesem Wandel?

Ruben: Der Wandel kam für uns eigentlich ganz natürlich, da unsere Musik genauso wie wir auch mitwächst. Ich beispielsweise höre momentan nur noch sehr geringfügig die Bands, die ich zum Zeitpunkt unserer damaligen EP gehört habe. Ich denke, das hat ebenso einen großen Faktor bei uns gespielt – der Einfluss der neuen Bands, die wir in den letzten Jahren lieben gelernt haben. Das führte dann im Rückschluss wohl dazu, weshalb wir nun auch mehr im Bereich Melodic Hardcore etc. mitmischen. Was die Zukunft eventuell bereithält, bin ich auch sehr optimistisch, dass wir noch einige Schritte weitergehen werden und auch etwas mehr Alternative mit einfließen lassen werden… Wer weiß. Bisher haben wir uns aber noch keine konkreten Vorstellungen gemacht, von daher stehen uns noch viele weitere Optionen offen.

In den Videoblogs, die ihr vor dem Albumrelease herausgebracht habt, ist zu sehen, dass ihr einen Teil des Albums anscheinend zuhause aufgenommen habt. Berichtet doch mal.

Max: Also die Drums haben wir gemeinsam mit Alex Adelhardt in den Ghost City Studios in Nürnberg aufgenommen. Mir persönlich hat das Studio schon seit längerem zugesagt, da viele befreundete Bands (ELDERSTREAM, THE AUGUST, TOGETHER) dort aufgenommen und uns viel positives darüber berichtet haben.
Die restlichen Instrumente und Vocals haben wir selbst zuhause bei unserm Gitarristen Max aufgenommen. Dies hatte zum einen natürlich finanzielle Gründe, andererseits war es angenehm sich ohne Zeitdruck auf gewisse Instrumentalparts zu konzentrieren. Viele Gesangsmelodien und Piano-Arrangements beispielsweise sind so spontan entstanden.
Mixing und Mastering haben wir dann bei Chris Curran von Apparition Sound in den USA machen lassen, der unter anderem mit Künstlern wie FOUR YEAR STRONG, LIONS LIONS, A LOSS FOR WORDS und THEREFORE I AM zusammengearbeitet hat.

Um was geht es in euren Texten? Was wollt ihr mit ihnen vermitteln?

Ruben: Lyrisch gesehen hat sich da während der Zeit zwischen EP und Album einiges getan. Damals hatte ich bei den Texten noch sehr darauf geachtet, dass man sich mit ihnen eigentlich immer mehr oder weniger gut identifizieren konnte. Das war mir damals äußerst wichtig. Dieses Mal schrieb ich die Texte allerdings mit einem weit persönlicheren Bezug, und nahm daher auch kaum ein Blatt vor den Mund. In den Texten setze ich mich größtenteils mit meiner eigenen Depression, gewissen Schuldgefühlen, meiner Familiensituation bzw. einigen Familienmitgliedern auseinander, oder auch diversen Abhängigkeiten – Seien es nun Alkoholkonsum, die Liebe oder verlorene Freundschaften. Ich denke, wenn man mit seinen inneren Dämonen abschließen möchte, muss man sich bewusst mit den Geschehnissen auseinandersetzen, sich seine eigenen Fehler eingestehen und vor allem genau das schreiben, was man denkt, fühlt und meint. Das habe ich diesmal nun auch getan. Von daher entstanden viele der Zeilen auch zeitlich gesehen sehr nahe an den Geschehnissen. Das Schreiben ist neben meiner Familie und meinen Freunden der bisher erfolgreichste Weg für mich gewesen, um mit all diesen Problemen fertig zu werden – warum also mich selbst beim Schreiben anlügen und auf irgendwelche alten Floskeln zurückgreifen, die nicht exakt meinen Standpunkt beschreiben.
Ich bin mir aber dennoch sicher, dass die Zuhörer irgendetwas aus den Songs und deren Text mitnehmen können, sei es letztendlich nur ein Satz oder eine einzige Melodie. Allein dafür wäre ich schon äußerst dankbar.

Auf dem Album habt ihr mit Mike Perez von NO BRAGGING RIGHTS und David Albert von TOGETHER auch zwei Features vertreten. Wie kamt ihr auf die beiden?

Ruben: Ich wollte jeweils Stellen bei unseren beiden Songs „Love/Lust“ und „My Own Deceiver“ explizit hervorheben und war daher auf der Suche nach besonders prägnanten Stimmen, die den Text gleichzeitig aber auch authentisch herüberbringen würden. David’s Stimme war daher für „Love/Lust“ perfekt – auf der einen Seite so fragil, auf der anderen wiederum so ausdrucksstark. Er half zudem nachträglich beim Recording den Feature-Part etwas umzugestalten und kam außerdem auch mit der Idee auf den Songtitel in den Song einzubinden. Von ihm stammt nun das wunderbare, nahezu hymnische „Love. Lust. You’ve torn me apart.“ Wohl eine unserer Lieblingsstellen auf dem gesamten Album.
Mike hatte sich schon damals auf NBR’s erstem Album bei mir Gehör verschafft, und seither konnte ich immer wieder seine großartige Stimm-Entwicklung begutachten. Als dann schließlich das neueste Album „Cycles“ herauskam, war für mich klar, dass er Teil unseres Albums sein müsse. Ich schrieb ihn also einfach an und wir kamen schnell ins Gespräch. Danach nahm er seinen Part in den USA auf und schickte ihn mir anschließend. Ich saß dann nachts vor dem Computer und konnte nicht glauben, was ich da hörte. Wohl erst dann realisierte ich wirklich, wer hier auf unserem Album mitgesungen hatte: Es war wirklich magisch.
Wir waren zudem nun ganze drei Male zu Besuch auf der FOR-HE-FALLEN-DREAMS-Tour, auf der NO BRAGGING RIGHTS Opener waren. Und ich kann wirklich mit Fug und Recht behaupten, dass Mike einer der nettesten Bandmenschen ist, die ich je kennenlernen durfte. Alleine wie er mit Menschen umgeht und mit ihnen spricht, ist etwas, von dem sich viele Bandmitglieder oder besonders Frontmänner eine Scheibe abschneiden dürften. Mal abgesehen davon, dass die Band live wirklich die Bombe ist. Ich durfte zudem ein paar Male bei ihrem Song „Legacy“ featuren. Wirklich großartiges Gefühl mit solch einer Band auf der Bühne zu stehen, wenn auch nur kurz.

Wie schaut es allgemein mit der Aschaffenburger Hardcore-Punk-Szene aus. Für eine Zeit schien diese ja ganz schön zu florieren, mittlerweile hört man eher selten von Bands aus der Gegend – TOGETHER mal ausgenommen.

Max: Das ist richtig. Eine Zeit lang war es echt ruhig in Aschaffenburg, doch auch durch unsere Freunde von Recovery Showcase& Booking kommt langsam wieder etwas mehr Bewegung in die Sache. Es werden regelmäßig Konzerte mit internationalen Bands wie beispielsweise BRUTALITY WILL PREVAIL oder TERROR veranstaltet und nach und nach formieren sich auch neue talentierte Bands wie z.B. HIEROGLYPHS. Ich denke in nächster Zeit wird die Hardcore-Szene in A‘Burg wieder von sich hören lassen. Es gibt ja bekanntermaßen überall mal Durststrecken.

Wie schaut es in nächster Zeit auf der Live-Front bei euch aus? Wo seid ihr zu sehen?

Ruben: Da ich voraussichtlich von Juni bis Anfang September nach Kanada verreise, wird es die kommenden Monate wohl etwas ruhiger um die Band.
Max: Dennoch ist für den Hochsommer unsere zweite Europatour in Planung.

Danke für das Interview! Die letzten Worte gehören euch!

Ruben: Vielen Dank an alle diejenigen, die bisher die Chance ergriffen haben in unser Album hinein zuhören. Wir haben sehr viel Zeit und vor allem Nerven geopfert um dieses Projekt realisieren zu können und wir hoffen natürlich euch gefällt das Endprodukt! Ansonsten nochmal großes Dankeschön an alle Freunde und Fans, die wir in den letzten drei Jahren gewonnen haben. Wir wären ohne euch sicherlich nicht an dem Punkt, wo wir jetzt stehen.
Max: Danke an Allschools, dass ihr uns beim Promoten von Album und Tour so unterstützt habt! Und an alle Leute da draußen: GEHT WIEDER MEHR AUF LOKALE SHOWS!