Plattenkritik

N.W.A. - Straight Outta Compton

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Release Date: 08.08.1988
Datum Review: 05.01.2010

N.W.A. - Straight Outta Compton

 

 

Hip-Hop auf Allschools, Teil 4: N.W.A. - Straight Outta Compton

Jede PR ist gute PR. Eine Phrase, welche für die Hip-Hop-Combo N.W.A. sowie die Hip-Hop-Welt der mal eben nächsten 20 Jahre ungeahnt plötzlich zum Leitspruch werden sollte. 1989 kam das FBI auf die nicht unlukrative Idee, den damals noch recht unscheinbaren und im Underground agierenden N.W.A. einen Beschwerdebrief bezüglich ihres Songs „Fuck Tha Police“ vom Album „Straight Outta Compton“ zu schicken. Er würde zu Gewalt gegen die Polizei aufrufen, müsse sofort vom Plattenlabel zurückgezogen werden. Doch das Label zog die Platte nicht zurück. Was in einem Desaster hätte enden können wurde plötzlich zum Besten, was N.W.A. je hätte passieren können: Das Label veröffentlichte den Brief in den Medien. Und plötzlich interessierte sich jeder für diesen Song, der so anstößig, so verboten sein sollte. Das Ende des Lieds: Die Verkaufszahlen von „Straight Outta Compton“ verdreißigfachten (!) sich.

Das Sprungbrett für MCs wie DR. DRE oder ICE CUBE zu einer der größten Karrieren im Hip-Hop-Buisness. Vor allem DRE sollte nach der Auflösung von N.W.A. noch ein wichtiger Faktor werden, veröffentlichte über sein neues, eigenes Label beispielsweise Klassiker wie „Doggystyle“ von SNOOP DOG, sollte später noch den zum Weltstar avancierten EMINEM unter Vertrag nehmen und (wieder-)entdeckte zusammen mit ihm weitere 10 Jahre später den längst nicht minder bekannten 50 CENT. Ein weites Hallen, welches die FBI damals wohl nie im Leben auszumalen gewagt hätte.

Auch inhaltlich war „Straight Outta Compton“ wichtig. Als erstes wirklich erfolgreiches West Coast Gangstarap-Album bestach es durch sehr direkte und aufrufende Texte, eine damalig „neue“ Attitüde (welche auf die Zukunft des Hip-Hops im positiven wie im negativen Sinne immensen Einfluss nahm), starke Posse-Cuts der rund sieben MCs und letztlich einfach einer großen Anzahl wichtiger und qualitativ großartiger Songs. Nebst dem bereits eben erwähnten „Fuck Tha Police“ stechen dabei vor allem wohl der beattechnisch sehr herausstechende Titeltrack sowie das eingängige und medial nicht unbekannte „Express Yourself“ heraus, welches jeder sicher irgendwann schon mal gehört hat.

Beattechnisch ist „Straight Outta Compton“ sicher noch im Verhältnis zu dem was noch kommen sollte Steinzeit, erweckt jedoch gerade dadurch irgendwie auch seinen ganz eigenen Charme. Ferner ist „Straight Outta Compton“ ebenso weit davon entfernt das perfekte Hip-Hop-Album zu sein: viele Tracks tummeln sich nach eigener und natürlich höchst subjektiver Beurteilung im guten Mittelmaß, vieles wirkt noch relativ suboptimal und teils einfach unausgereift – zugleich aber auch irgendwie unantastbar. Dennoch gehört „Straight Outta Compton“ in jede gut sortierte Hip-Hop-Sammlung; denn bei aller Kritik sind Charme, Hitkatalog und nicht zuletzt Bedeutung noch heute wichtig.

Tracklist:

1. „Straight Outta Compton“ (Eazy-E/Ice Cube/MC Ren)
2. „Fuck Tha Police“ (Ice Cube/MC Ren/Eazy-E/Dr. Dre)
3. „Gangsta Gangsta“ (Eazy-E/Ice Cube/MC Ren)
4. „If It Ain't Ruff“ (MC Ren)
5. „Parental Discretion Iz Advised“ (The D.O.C./Dr.Dre/Eazy-E/Ice Cube/MC Ren)
6. „8 Ball [Remix]“ (Eazy-E)
7. „Something Like That“ (MC Ren/Dr. Dre)
8. „Express Yourself“ (Dr. Dre), mit samples aus „Express Yourself“ von Charles Wright & the Watts 103rd Street Rhythm Band
9. „Compton's n the House“ [Remix] (MC Ren/Dr. Dre)
10. „I Ain't tha 1“ (Ice Cube)
11. „Dopeman [Remix]“ (Ice Cube)
12. „Quiet on tha Set“ (MC Ren)
13. „Something 2 Dance 2“ (The Arabian Prince/Dr. Dre)

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Olivier H.

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"They said, Do you believe in life after death? I said I believe in life after birth" - Cursed