Plattenkritik

United Nations - Never Mind The Bombings, Here’s Your Six Figures

Redaktions-Rating

Info

Datum Review: 21.10.2010

United Nations - Never Mind The Bombings, Here’s Your Six Figures

 

 

Eigentlich ist es mittlerweile doch recht egal, wer oder was hinter UNITED NATIONS steckt. Eruptive, durchschüttelnde, durchdachte, hochemotionale Songs stehen absolut für sich. Wenn Veteranen durch die Zeit reisen.

Die alten Tricks halt: langsam aber tragfähig einen Mythos aufbauen, dann kleckerweise mit vermeintlich harten Fakten bezüglich der Bandkonstellation rausrücken. Ein bisschen Pastiche (das indizierte BEATLES-Cover der Debüt-LP), ein paar Wortklaubereien (der Titel der aktuellen 7-Inch) und knietief in der emotionalen Vergangenheit graben. UNITED NATIONS, das darf man bei diesem ganzen, durchaus Spaß machenden Brimborium einfach nicht vergessen, sind jedoch vor allem eines: eine verdammt gute Band. Eine, die sich das geballte Wissen ihrer Mitglieder (wir wissen eh wer ihr seid) zunutze macht, um Songs zu Formen, die gleichermaßen tief ganz alten THURSDAY-Esprit schlürfen, sich im gedeckten Chaos des originären Screamo mehr als wohl fühlen und niemals den Song aus den Augen verlieren. Sicherlich, für ganz hartgesottene Genre-Anhänger ist ein Stück wie 'Pity Animal' (guter Titel auch) zu durchproduziert, wie es sich da durch seine Strophe groovewindetprügelt, etliche Wendungen nimmt, Geoff Rick… - hoppla – ab und an einen Fetzen hochmelodisch Verständliches im Raum stehen lässt und gen Ende die weltumarmende Versöhnlichkeit regiert. Hier passiert so verdammt viel auf eigentlich engstem Raum. Und es geht so weiter.

Auch gut: Die William T. Vollmann-Referenz in 'O You Bright & Risen Angels', einem der Highlights auf diesem an Highlights durchaus nicht armen Kurzwerk. Alles Schöne wird hier umgehend wieder beerdigt. Es hat einfach zu viel Glätte in unseren Leben. Ähnlich wie Vollmanns beständig das Prätentiöse (und Größenwahnsinnige) streifende Literatur funktionieren auch UNITED NATIONS. Assoziativ, versprengt, dabei stets ergreifend. Die Welt, sie ist ein zerschossenes Freudenhaus. Die Gitarren im Titeltrack sägen so schön wie zuletzt bei HOT CROSS, der Schreihals trinkt die Galle pur aus drei-Liter-Bechern, Ben Ko… - hoppla – zitiert schon mal 'Dark Horse'-Schlagzeugfiguren in 'Communication Letdown'. Kann bei dieser Dauerparallelbelastung ja durchaus mal passieren. Ist entschuldigt. Ban Ki-moon ist bestimmt heimlich großer Fan von euch. Recht hat er.

Tracklist:

01: Pity Animal
02: O You Bright & Risen Angels
03: Communication Letdown
04: Never Mind The Bombings, Here’s Your Six Figures

Autor

Bild Autor

René

Autoren Bio

There is plenty to criticize.