Plattenkritik

We Set The Sun - Christmas Has Been Yesterday [Doppelreview]

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 08.04.2011
Datum Review: 24.03.2011

We Set The Sun - Christmas Has Been Yesterday [Doppelreview]

 

 

Dem einen gefällt's, dem anderen nicht. Was tun? Na klar, Doppelreview!!!

--------------------------------------------------

Rekord! Bereits innerhalb der ersten 30 Sekunden schafft es „Christmas Has Been Yesterday“, alle (Death-)Metalcorestandards abzufrühstücken, jenseits von Minute eins darf dann bereits gegähnt und tüchtig vorausgesehen werden.

Trotz ihres zarten Altersdurchschnitts wissen die 5 „Boys“ von WE SET THE SUN schon, was „moshen“ bedeutet und wie man Breakdown buchstabiert. Auch klappte es mit schnellen (aber typischen) Riffs und in der Doublebassrealschule wohl gleich auf Anhieb, denn spielerisch und aus Produktionssicht kann man über die Band aus Nordrhein-Westfalen und ihr Debutalbum nicht meckern. „Carved Into My Chest“ oder „Buried At The Sea“ entpuppen sich jedoch noch beim Warmwerden als herzloser Haferbrei der Marke „kenn-ich-bis-zum-abwinken“ oder „bittebittenichtschonwieder“.
Eine zeternde Stimme keift die Strophen, es gibt stampfendes Gegrunze, cleane Refrains und – ach – den Rest kann sich doch wirklich jeder denken... Auch die nervend eingekauten Gameboy-Keyboards oder die Höchstgeschwindigkeitsrekorde bei „Hitting The Bottle“ machen das Album weder interessant noch eigenständig noch unmittelbar hörenswert.
WE SET THE SUN klingen wie die Kopie einer Kopie, haben T-Shirts mit Schimpfworten und Teddybären im Musikvideo. WE SET THE SUN drucken den Satz „Erlaubt ist alles, was Spaß macht“ in ihr Bandinfo und klingen keinen Prozentpunkt danach. Fabian und seine Milchbubis aus Wesel halten aber nicht nur sich selbst, sondern auch Violent Dancing für cool und haben den Schrank sicher voll mit lila Kappen. Fassen wir also zusammen: Zwei (großzügige) Punkte für die Produktion, zwei für die Verschnaufpause „No More Let Downs“ (Pt.1 und 2 von mir aus...) und einen obendrauf fürs Pre-Abi-Alter.
Wenn wirklich gestern Weihnachten war, hab ich hoffentlich eine andere CD geschenkt bekommen...

--------------------------------------------------

Natürlich ist bei den Jungspunden von WE SET THE SUN alles noch ein wenig zu Guttenberg. In Bezug auf das Gegenüberstellen von derben Breaks und poppigen Refrains bedienen sie sich schamlos bei A DAY TO REMEMBER, einige Synthi-Einschläge konnten bei ENTER SHIKARI bereits zur Genüge gehört werden. Alles das sei ihnen verziehen, auch noch, wenn sie streckenweise noch zu wild mit der Dynamik und zu schlüpferfeucht mit den ruhigen Momenten in „Christmas Has Been Yesterday“ herumschmeißen.

DENN: WE SET THE SUN haben durchgehend Spaß in den Backen (allerdings sind einige Brüllerchen wie der Abschlussrülpser in „Hitting The Bottle“ wohl dem Alter geschuldet) und sind neben aller technischen Feinheiten (von denen einige auf dem Album herumschwirren) mit viel, viel Potential ausgestattet. Einige Refrains stellen das gesamte letzte ADTR Album in den Schatten (hört euch bitte einmal „Cody“ an, wenn da nicht sogar OPEN THE SKIES Pate standen…), auch sorgen filigran disharmonische Gitarrenintermezzi oder Piano verzierte Akustiksalven immer wieder für Abwechslung und Kontrast zum Kampf „schöner Chorus Wetter gegen böser Breakdown Bollo". Dahingegen ist das gegen das stimmliche Frühlingserwachen ankämpfende Donnergrollen einige Male zu plump und undifferenziert, um das Album wirklich voranzubringen.

Aber das Gesamtpaket muss stimmen und WE SET THE SUN haben mit ihrem „Christmas Has Been Yesterday“ ein frisches, voller Energie strotzendes Album geschaffen, dass den Mund manchmal ein wenig zu voll nimmt. Aber so ist unserer Jugend nun einmal…

--------------------------------------------------

Tracklist:

01. Cody
02. Carved Into My Chest
03. Hitting The Bottle
04. Buried At The Sea
05. Beauty Is Only Skin Deep
06. Another Masquerade
07. No More Let Downs Pt. 1
08. No More Let Downs Pt. 2
09. Bros Over Hoes
10. Everything, Except Agony
11. Francisco Pizarro Es El Conquistador Del Peru
12. Christmas Has Been Yesterday

(Das Redfield-Records Release kommt mit zusätzlichen 2 Bonustracks, die auf der Vorabversion nicht enthalten waren!)

Autor

Bild Autor

Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.