Plattenkritik

Golden Kanine - Oh Woe!

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 11.04.2011
Datum Review: 20.05.2011

Golden Kanine - Oh Woe!

 

 

Einleitung: Wenn dem Emo die Welt zu wild wird, dem Hardcorer doch mal zu laut ist, der Elektroniker die Tanzbeine ruhiger schwingen will und der Indiepopper die Röhre gegen eine bequeme Schluffihose tauschen möchte, dann treffen sie sich gerne zum folkigen Schwoof. „Oh Woe!“, der Titel ist Programm.

Ein paar Worte zur Musik: Waren wir gerade bei Sommermusik? Sommertaugliche Musik im folkigen Sinne lieferten gerade GOLDEN KANINE aus dem sonnigen Malmö ab. Dabei alles, was das gute Folkstück bedarf: Banjo, Mandoline, Trompete, Posaune, Tuba, Quetschkomode, Geige, Gitarre, Bass und ein gut erzogenes Schlagwerk von Schellenkranz bis Glockenspiel. Grob umrissen vom überschwänglichen Mardi Grass bis zum gleitend, langsam erkenntnisreichen Traumstück, Skaanleihen, Polka. GOLDEN KANINE beweisen Rhythmusgefühl in jeder Situation, wissen wann was angebracht ist. Offbeat, Triolen, nicht zu aufdringlich aber selbstbewusst und -sicher zur allgemeinen Auflockerung gesetzt. Der Versuch auszureißen geschieht im musikalisch durcharrangierten Rahmen.

Gesanglicher Inhalt: Mehrstimmigen Gesang beherrschen die Schweden zwischen Weltschmerz, Zynismus, ehrlich gemeinter Enttäuschung und dem stetigen Drang zum selbsterzeugten und die Situation verändernden Positivismus. Liebe und Hoffnungsschimmer.

Besonders hervorzuheben: „Get By“ benennt die allseits bekannten Knalltüten und ihre unerträgliche Gegenwart schon fast liebevoll beim Namen. Freundlichst werden die Arschlöcher der näheren Umgebung besungen. Erinnert inhaltlich in Verbindung mit der musikalischen Untermalung schwer an den alten Hit „How Can You Live With Yourself?“ von GOLDEN KANINES Landsmann KRISTOFER ÅSTRÖM.
Eine ebensolche formidable Verbindung von Musik und textlichem Inhalt schaffen GOLDEN KANINE auch in „A Change“, bei welchem die Geige fast mitweint.

Schlusswort: Das Gesamtwerk ist keinesfalls als depressiver Erguss zu werten. Irgendwie ist es doch Sommermusik, eben zwischen tanz- und weinbar. „Oh Woe!“, passt in vielerlei Situationen. Manchmal regnet es eben, auch wenn man gerade das dickste Zitroneneis mit Sahne UND Streuseln in der Hand hält.

Tracklist:
1.Arkham
2.Climb
3.Burial
4.Fire
5.Law Of Propable Outcome
6.Get By
7.All Must Die
8.A Change
9.The Devil
10.Oh Lord
11.Back From The Woods

Autor

Bild Autor

Jule

Autoren Bio

wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de