Plattenkritik

Suicide Silence - The Black Crown

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 15.07.2011
Datum Review: 24.06.2011

Suicide Silence - The Black Crown

 

 

“The Cleansing” war damals mit seinem rohen Sound und seiner Stumpfheit so etwas wie eine kleine Offenbarung. Nicht alt, nicht neu, nicht qualitativ überragend und dennoch fesselnd. Viele dieser Songs sind Hymnen geworden, wie 'The Price of Beauty' oder 'No Pity for a Coward'. Für mich bildeten SUICIDE SILENCE immer die erfolgreiche Speerspitze der Deathcore Szene und hatte mit Sicherheit keinen geringen Einfluss auf ihre derzeitige internationale Berühmtheit und Beliebtheit, wenn man sich mal die unzähligen SUICIDE SILENCE Shirts ansieht, denen man allein im alltäglichen Leben auf der Straße begegnet.

„No Time to Bleed“ blieb hinter meinen Erwartungen zurück. Auch wenn das Arrangement nach Ansicht der Band, und objektiv betrachtet vollkommen richtig, an Komplexität (komplex im Sinne SS Brachialität) hinzu gewonnen hatte. Dennoch überzeugte mich die zweite Auskopplung der Kalifornier nicht. Daher war ich unglaublich gespannt auf den neuesten Output „The Black Crown“. Würden sich SS nun letztendlich selbst die Krone, als Szenekönige aufsetzen?
„The Black Crown“ birgt tatsächlich eine Vielfalt an interessanten Elementen: Die Knüppel-Kombo nutzt, wie in 'Human Violence', sphärische Passagen um den derben Songs eine zusätzliche Spannung zu geben. Es muss also nicht immer auf die Instrumente eingedroschen werden. Mit 'You Only Live Once' setzen SS leichte (elektronische) Effekte ein und setzen auf Midtempo Grooves und verlieren dadurch nicht an Intensität. Neben Lucker´s prägnante (eindeutig eines der Wiedererkennungszeichen der Band) Stimme sind es diesmal aber auch die Saiten von Garza und Heylmun, die „The Black Crown“ zu einer ganz eigenen Hausnummer in der Diskographie der US-Amerikaner macht. Auch das Drumming finde ich wesentlich ansprechender, als auf den vorangegangenen Alben. Vielschichtiger und abwechslungsreicher. Insgesamt ist der Grundsound der Beste, den die Band meiner Meinung nach bislang hatte. Kein Wunder, wenn man sich Steve Evetts als Produzent ins Boot holt (u.a. HATEBREED und EVERY TIME I DIE), ist dieser doch für seinen transparenten und doch druckvollen Sound bekannt geworden. Davon profitieren auch SS auf „The Black Crown“ und zeigen hier, dass sie natürlich das sind wofür ihre Fans sie lieben: Brutal, kompromisslos und einfach nicht schön. Aber eben auch, dass sie experimentierfreudig sind. Denn „Fuck Everything“ könnte von seiner Aufmachung her ebenso ein New Metal Song aus dem Lager KORN (bei 'Witness the Addiction' ist sogar deren Sänger Jonathan Davis mit an Bord), SLIPKNOT und (für mich gehören die da auch rein) CHIMAIRA sein, auf Grund der plakativen Textzeile, den Effekten und den eingängigen Beats. Allerdings langweilt der Song, denn bei einer Gesamtspielzeit von 4:33 Minuten muss man schon etwas mehr bieten. Aber vielleicht ist es das, was SS gerade so besonders macht. Technisch stumpf und einfach nur authentisch, aber bereit auf alle Szene Werte und Normen zu scheißen und eben auch ein Gesangsfeature mit einer der Größen vergangener Tage zu machen und somit dem melodiösen Gesang als Überraschungsmoment Raum zu geben. Frei nach dem Motto: „Fuck Everything.“ Auch lyrisch bewegt man sich nicht mehr auf dem „du bist doof, fall von alleine tot um oder ich helfe nach“ Pfad, dem man doch bei „The Cleansing“ noch mehr zu gesprochen hat, als dem Nachdenklichen, dem Kritischen. Ob das an der Familiensituation von Mitch liegt weiß man nicht, aber als Vater ist man sicherlich ebenso angepisst, wie als Jungspund, nur sind die Sorgen vielleicht anders gelagert, hat man doch nun nicht nur mehr Verantwortung für das eigene Leben. Am Ende möchte ich noch „The Only Thing That Sets Us Apart“ als Hörtipp dem geneigten Leser ans Herz legen. Für mich in jeglicher Hinsicht der beste Song der Platte, der vielleicht einen Ausblick auf noch kommende Werke geben wird. Dieser Song hat musikalische Abwechslung und dennoch Härte. Wie ein Autounfall, man will nicht hingucken, aber man kann einfach nicht anders. Das ist überhaupt eine recht passende Metapher für SS: Eine nicht nachvollziehbare, verstörende Faszination geht von dieser Band aus, der man sich nur schwer entziehen kann.

Diese Platte wird zwar an erster Stelle aller drei Alben bei mir im Plattenschrank stehen, aber im Vergleich zu Kollegen wie WHITECHAPEL oder JOB FOR A COWBOY ein bisschen zu primitiv, trotz der vielen hellen Momente. Aber bei Gott: Ich freue mich darauf die Songs live zu hören, wenn es heißt: „Smash everything!“

Tracklist:
1. Slaves to Substance (03:27)
2. O.C.D. (03:19)
3. Human Violence (03:47)
4. You Only Live Once (03:12)
5. Fuck Everything (04:33)
6. March to the Black Crown (01:30)
7. Witness the Addiction (05:32)
8. Cross-eyed Catastrophe (03:25)
9. Smashed (03:06)
10. The Only Thing That Sets Us Apart (04:10)
11. Cancerous Skies (03:14)

Autor

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Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.