Plattenkritik

Der Weg Einer Freiheit - Unstille

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Release Date: 29.06.2012
Datum Review: 20.06.2012

Der Weg Einer Freiheit - Unstille

 

 

Kaum eine Band hat es binnen so kurzer Zeit geschafft, so viele Geister verschiedener Lager auf sich zu vereinen. Bereits als die Zukunft des Metal von ganz oben geadelt, fällt es selbst dem Tauben unter den Blinden schwer, sich diesem Phänomen zu entziehen. Was wohl viele Scheuklappen tragende Stumpfsinner immer noch irritieren und die düstere Welt ihrer Dogmen verdrehen mag, nimmt weiter seinen Lauf - der Weg einer Freiheit geht weiter.

Als „Unstille“ betitelt, schicken DER WEG EINER FREIHEIT ihr zweites Album und ersehnten Nachfolger zu ihrer letztjährig erschienenen „Agonie“-EP heraus. Sechs Songs sind es geworden, auf der sich diese „Unstille“ auf etwas mehr als fünfundvierzig Minuten ausleben darf. Was in dieser Zeit seinen Klang findet, ist fesselnd und reicht weit über das hinaus, was man von diesen sechs Stücken im Vorfeld erwartet hatte.

Das Album beginnt mit „Zeichen“. Gleichzeitig die Seele und das Herzstück der „Unstille“. Der Song, welcher dem Album das Blut in die Adern pumpt und es zu Leben erweckt. Beginnend mit einer Art des schwebenden Zustands, bekommt der Hörer gut 99 Sekunden Zeit, um sich von allen zu trennen und von allem los zu lassen, was in seinen Gedanken herum schwiert. Bis ihn eine immer stärker erscheinende Melodie heimsucht, welche die leblose Hülle in sich hineinsaugt und mit einem unglaublichen Blast-Gewitter hinfort reißt.
Allein in diesem Zwölfminüter setzt der Black Metal von DER WEG EINER FREIHEIT so viele Eindrücke frei, dass es man bereits nach diesem Song das Ende der „Unstille“ fraglos in Kauf nehmen würde. Ein tiefgehendes Auf und Ab, welches in einem hymnischen Finale mündet. Was danach folgt, ist ein Einblick in die mächtige Verwurzelung der tiefschwarzen Klanggestaltung der Würzburger. „Lichtmensch“ taucht mit seinen räudigen Gitarren in antikosmische Tiefen, welche bereits vor Urzeiten von skandinavischen Bands wie NAGLFAR bevölkert wurden, bevor „Nachtsam“ im Akustik-Gewand über die weitläufigen Pfade von DISSECTION treibt. Auch die unterkühlten, aber niemals leblos wirkenden Weiten EMPERORs, erschienen immer wieder in den ausufernden Melodien.
Was auf „Unstille“ atmet, ist Black Metal, der seinem Ursprung und Grund immer noch nah steht, aber dabei unglaublich leidenschaftlich inszeniert wurde. Wo sonst Hass und rasender Blutrausch das abartige Geschehen bestimmen, setzt das Trio mit einer unheimlichen Detailverliebtheit und Fingerspitzengefühl Klanglandschaften voll dunkler Tragik, Melancholie und Dramaturgie zusammen. Sie erschaffen eine düstere Atmosphäre, die schon einer morbiden Romantik ähnelt.
Ein Resultat einer großartigen Arbeit von Gitarrist Nikita Kamprad, der mit seinem Spiel die Songs genauso belebt, leitet und transportiert, wie auch Neu-Drummer Tobias Schuler, der seinem Drumkit mit unglaublichen Fills und abartiger Genauigkeit noch mehr Leben einhaucht, als es sein Vorgänger ohnehin schon tat. Und dem nicht minder lobenswerten Beitrag von Sänger Tobias Jaschinsky, der den Songs auf „Unstille“ noch mehr Gesicht und Charakter verleihen konnte.
Produktionstechnisch haben DER WEG EINER FREIHEIT alles getan, um die Bilder ihrer „Unstille“ noch glasklarer erscheinen zu lassen. Was das Ganze hier und da vielleicht etwas zu seicht, aber keinesfalls kontrastarm wirken lässt.
Abschließend lässt es sich nicht verleugnen, dass einer noch so jungen Band mit ihrer „Unstille“ etwas gelungen ist, was einem Referenzwerk schon sehr, sehr nahe kommt.

Trackliste:
1. Zeichen
2. Lichtmensch
3. Nachtsam
4. Zu Grunde
5. Vergängnis
6. Zerfall

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Mulder

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