Plattenkritik

Unsichtbar Verlag - Fickt Euch Alle [Buch]

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Release Date: 24.02.2012
Datum Review: 07.08.2012

Unsichtbar Verlag - Fickt Euch Alle [Buch]

 

 

Punkrock, das war mal mehr oder weniger stupides Anti. Das Anti, welches in jedem von uns von Zeit zu Zeit aus dem Tiefschlaf erwacht. Und Hass. Diverse Bands haben dieses Lebensgefühl auf noch diverseren Platten verewigt, schreien es seltener, dennoch nicht mit weniger Inbrunst in versifften Läden krakelend aus dem Bauch heraus. Manches mal führte man sich textliche Inhalte von Booklets zu Gemüte und konnte und kann nach- und mitfühlen was dort in einem Menschen vor sich geht. Wollte vielleicht sogar mitsingen. Nun haben sich die Mädels und Jungs vom Unsichtbar und Gonzo Verlag auf einer Messe in einer Stadt getroffen, welche den Hass nur heraufbeschwören kann: die Frankfurter Buchmesse. Und warum daraus nicht ein Projekt machen?

Der Titel des Buches spricht Bände. Die Punker unter den SchriftstellerInnen haben sich also zusammengetan und geballten Menschenhass auf knapp 81 Seiten niedergeschrieben. Wäre das ein Festivallineup, so wäre es innerhalb von Stunden ausverkauft. An Erfahrung in den einschlägig bekannten Kreisen mangelt es den SchreiberInnen sicherlich nicht. Die AutorInnen tauchen ab in die tiefsten, schwärzesten Abgründe der menschlichen Seele, an den Bodensatz der Gesellschaft, welcher sich noch in gescheiterten Existenzen, Enttäuschungen, Drogenexzessen und unerfüllten Wünschen suhlt. Sie schreiben heraus, was man zu denken nicht wagt und salben die Eiterbeulen der Ablehnung. Man trifft auf Geschichten, an deren realen Existenz kein Normaldenkender zweifeln würde und führen einem die dunklen Nischen der Gesellschaft unverschleiert vor Augen. So bitter, so düster, so kreativ, so wortgewaltig, beschreiben sie die Zustände in welchen sich Menschen befinden können, dass man sich während der Lektüre fast vor seinen eigenen bestätigten und erweckten Emotionen verstecken möchte. Sie erwecken Gänsehaut, spontane Lachanfälle und Bestätigung. Wahlweise kann man sich auch bedanken, dass jemand anderes das viel besser ausdrücken kann, als man es jemals in der ist Lage zu tun.

Es muss nicht immer Musik sein, in welcher man sich verstanden und wohlfühlen und bei welcher man sich abreagieren kann. Es kann auch ein Buch mit dem Titel "Fickt Euch Alle" sein, hinter welchem man sich morgens um 6h auf dem Weg zur Arbeit in der S- Bahn verschanzen kann. Und wer immer schonmal wissen wollte, warum Uschi Glas eine top Superheldin ist und unbedingt als Vorbild taugt und warum Pflanzen ausgerottet gehören der soll das bitte lesen! Man suche nach den Tags: "Blut, Selbstmord, Notarzt, sexy, Emo, lol." (Zitat: Andy Strauß).

Tracklist:
Adreas Köglowitz & Miriam Spies- Vorwort
Niklas Huges- Paranoia bedeutet nicht automatisch, dass nicht doch jemand hinter dir her ist
Christian Ritter- Der Sitter
Andy Strauß- Road to Airconditioning
Christoph Straßer- Zwei Wochen
Susann Klossek- Menschen und Beuteltiere
Alexander Gräbeldinger- Selbsttherapeutische Maßnahmen
Dirk Bernemann- Schulzes Pub
Stefan Kalbers- Mal schauen was kommt
Andrea Mohr- Hey German!
Stefan Gaffroy- Seitan
Jan Off- Die radikale Linke

Autor

Bild Autor

Jule

Autoren Bio

wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de