Plattenkritik

Dave Hause - Devour

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Release Date: 11.10.2013
Datum Review: 02.10.2013

Dave Hause - Devour

 

 

Wer sich nach "Resolutions" freiwillig ans andere Ende der Bar setzte, verpasste 2011 nicht nur ein Highlight des ausser Kontrolle geratenen "Punkband-Fronter-Goes-Acoustic"-Tsunamis, sondern liess sich ebenso ein Freundschaftsangebot der besseren Art durch die Lappen gehen. Zwei lange Jahre kühlte DAVE HAUSE sein Leben auf Solopfaden herunter , jetzt bittet "Devour" um dringende Reanimation.

Wie ehrliche Songs außerdem wunderbar klingen können, erläuterte Hause mit THE LOVED ONES bereits ausführ- und kontinuierlich. Viele der Ansätze seiner "Hauptband" aus Philadelphia finden sich auch weiterhin auf "Devour": Die ackernde Stimme etwa bei "The Great Depression"- oder Schwung und Tiefgang bei "Autism Vaccine Blues". Hilfestellung leisten warme Chöre, eine niemals penetrante Orgel und die vertraute Art von DAVE HAUSE, sein Herz über die Hemdsärmel dieser Welt zu verteilen. "Dance and drink if you'd like, or just sit back and take note" lädt der Opener "Damascus" ein, sich dem Schaffen zwischen Americana, Working-Class-Rock und Songwriterromantik erneut hinzugeben.

"Devour" bietet schlichte aber intensive Hooklines wie im straighten Rocksong "We Could Be Kings", verschwommene Melancholie über Landstraßengitarren in "Before" und Country-eskes zum Mitschunkeln bei "Same Disease" - allesamt unter dem strengen Blick des Künstlers entstanden, den man eher mit treuem Hundeblick anstatt selbstverliebter Macho-Visage wahrnimmt.
Die zwölf Songs sind unheimlich dicht gesteckt und schieben sich vorbei an Scham, Kitsch und unbedeutenden Westerngitarrenpatterns, wie sie im Kollegenrahmen von DAVE HAUSE zahlreich vorkommen. Energie, Impulse und Dynamik (neben dem Instrument die einzigen Inhalte seines Gitarrenkoffers) überträgt Hause spielerisch auf sein zweites Album, so als hätte es zwei Jahre lang keinen anderen Eintrag auf dem Tagesplan gegeben. "Devour" infiziert und belebt sofort, gestattet sich selbst allerdings Raum und Klasse, um weiter wachsen zu können. Ist der Platz an der Bar noch frei? "Devour" würde sonst zu gerne Platz nehmen.

Trackliste:

01. Damascus
02. The Great Depression
03. We Could Be Kings
04. Autism Vaccine Blues
05. Same Disease
06. Before
07. Father's Son
08. Stockholm Syndrome
09. Becoming Secular
10. The Shine
11. Bricks
12. Benediction

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.