Plattenkritik

A Day To Remember - Common Courtesy

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Release Date: 22.11.2013
Datum Review: 02.12.2013

A Day To Remember - Common Courtesy

 

 

Fuck Ya! Wenn eine Platte mit dieser rotzigen Trotzparole beginnt, muss sie vor Selbstbewusstsein doch strotzen, oder? Die Antwort ist schlicht: JA! Tut sie! Und wie! Und auch wenn auf dieser Platte ein halbballadesker Totalausfall namens „I Surrender“ und eine aalglatte, mit Vollgas Richtung Radio-Airplay rutschende Schunkelballade mit „I'm Already Gone“ zu verbuchen sind, die mich mehr abschrecken als begeistern, kann und darf dies am Ende bei der Punktevergabe nicht negativ ins Gewicht fallen.

Das Warum liegt auf der Hand. A DAY TO REMEMBER wurden von Einigen und nicht gerade Wenigen schon für tot erklärt; Rechtsstreit mit der alten Plattenfirma, die wir an dieser Stelle namentlich unerwähnt lassen möchten, da es wohl mittlerweile schon zum guten Ton in deren heiligen Hallen gehört, Bands der Reihe nach zu verklagen. Muss wohl am Selbstvertrauen stiftenden Namen liegen, anders kann ich es mir nicht erklären. Und als Folge dieser Auseinandersetzung mussten sich Fans und Kritiker gleichermaßen gedulden, bis jetzt endlich der neue Longplayer seinen Weg in die Läden geschafft hat.

Es liegen also drei Jahre zwischen dem letzten Output und „Common Courtesy“. Eine Zeitspanne, die im Musikgeschäft nicht unerheblich ist und sicher nicht ganz ungefährlich. Sounds kommen und gehen, Genres werden erschaffen und zu Grabe getragen, Bands gehypt und fallen gelassen. Der ganz normale Wahnsinn. Doch hiervon weder sonderlich beeindruckt noch eingeschüchtert, platzt der Fünfer aus Florida hinein und beweist gleich mit dem Opener „City of Ocala“ warum sie der Musiklandschaft gefehlt haben.
Spielfreude trifft auf mitreißendes Songwriting; kein Akkord zu viel, kein Lick zu wenig. Mit einem Auge stets den Altvater Groove fixierend, drehen A DAY TO REMEMBER wahlweise im Mid- oder Uptempo ihre Kreise im Haifischbecken der heutigen Wegwerfgesellschaft; ziehen dabei textlich blank und bieten eigentlich der stets auf Schwachstellen sinnenden Journaille genügend Angriffsfläche. Ein Seelenstriptease aus Enttäuschungen, Frust, Trotz im Mix mit Selbstzweifel, aber auch einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein und steil nach oben gerecktem Mittelfinger.

Einen Plan B hatten die Jungs nach eigenem Bekunden nie, davon zeugt auch in umwerfender Manier „Right Back At It Again“. Aber den hätten sie auch nicht gebraucht. Sicher, die Mixtur aus Poppunk und Metalcore mag anno 2013 nicht mehr neu sein, doch waren ADTR eine der Vorreiter dieser Melange und beweisen mit Leichtigkeit eine hingebungsvolle Hit-Affinität. Einer der Gründe weshalb ihnen noch immer der Platz auf dem Thron gehört. Während andere Bands sich in krampfendem Songwriting verlieren oder entweder zu sehr in Richtung Hartwurst oder auch Schunkelpop abwandern, gelingt diesen Jungs fast bei jedem Song die perfekte Mischung aus Härte und sich in den Gehörgang fräsenden Melodien. Hut ab! Das ist schlicht gekonnt!

Ich schätze, die ehemalige, wie eine Schuhmarke klingende Plattenfirma dürfte sich mittlerweile ein, mindestens Astloch großes Furunkel an den Hintern ärgern, dass man dieses sicherlich auch verkaufsstarke Pferdchen verloren hat. Recht so; wer schon länger Scheisse am Schuh kleben hat, ohne sich um eine Reinigung zu bemühen, sollte sich am Ende des Tages auf der Party auch nicht wundern, dass er aufgrund des deutlich auszumachenden Geruches einsam in der Ecke steht.

Tracklist:
1.City Of Ocala
2.Right Back At It Again
3.Sometimes You're The Hammer, Sometimes You're the Nail
4.Dead & Buried
5.Best Of Me
6.I'm Already Gone
7.Violence (Enough Is Enough)
8.Life @11
9.I Surrender
10.Life Lessons Learned The Hard Way
11.End Of Me
12.The Document Speaks For Itself
13.Remember

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Markus L.

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Wenn mich interessieren würde, was andere über mich denken, könnte man sicherlich mit mir über meine Einstellung und den ganzen Bla diskutieren. Tut es aber nicht, ergo kann man es sich auch ersparen. Beratungsresistent eben!