Plattenkritik

Winds Of Plague - Decimate The Weak

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Release Date: 28.01.2008
Datum Review: 04.01.2008

Winds Of Plague - Decimate The Weak

 

 

Die Deathcore-Welle scheint so langsam aber sicher in Europa Fuß zu fassen. Bands wie SUICIDE SILENCE oder DESPISED ICON sind ziemlich angesagt. Bei einem solchen Trend gibt es Vorreiter, sogenannte Trendsetter, oder Nachahmer, sogenannte Trittbrettfahrer. WINDS OF PLAGUE eilte der Ruf voraus, dieser Musikrichtung neue Impulse geben zu können und somit Trendsetter zu sein. Somit war ich äußerst gespannt auf „Decimate The Weak“, dem zweiten Album der Band aus Southern California.

Das Intro „A Cold Day In Hell“ (so hieß im übrigen auch das Debüt der Band, 2005 über Recourse Records erschienen) ist auf jeden Fall schon einmal eine der besten Albumeinleitungen, die ich seit DISSECTIONs „Storm Of The Light`s Bane“ gehört habe. So muss sich ein Gladiator gefühlt haben (wenn man es denn musikalisch ausdrücken könnte), der, obwohl auf der anderen Seite der Arena eine Überzahl von Löwen, Christen und anderen Kämpfern warteten, sein Schwert hob und in den Tod stürmte. Und dann folgt „Anthems Of The Apocalypse“, mit fast 6 Minuten der längste und auch monumentalste Song dieses - um es hier bereits vorwegzunehmen - Überalbums, der das gesamte Spektrum und den Einfallsreichtum dieser Band manifestiert.
Überalbum deshalb, weil es WINDS OF PLAGUE auf „Decimate The Weak“ gelungen ist, melodischen Death Metal, Hard- bzw. Metalcore, klassischen Heavy Metal, Black Metal, symphonische Keyboardklänge und chorale Passagen (kurz: symphonischer Deathcore) zu einem höchst explosiven Gemisch zusammenzufügen.
Und Überalbum deshalb, weil jeder einzelne Song trotz der vielen Stilelemente in sich stimmig ist und nie aufgesetzt wirkt. „Decimate The Weak“ klingt weder konstruiert oder zu sehr gewollt, ist weder kopflastig noch hektisch. Ganz im Gegenteil, das Songwriting ist songdienlich und immer nachvollziehbar. Auch die Songlängen zwischen 3 und 4 Minuten bannen die Gefahr, sich in der Vielfalt der Stile zu verrennen.
Und Überalbum deshalb, weil ich bisher noch kein Album gehört habe, dass klassische Metalstile (sogar das Cover ist herrlich Retro) so gekonnt in ein modernes und zeitgemäßes Gewand hüllt.
Weiter trägt die Stimme des Sängers Johnny Plague einen wichtigen Teil zum Gelingen dieses Albums bei, denn Mr. Plague beherrscht es perfekt, aggressiv so zu screamen, zu grunzen und zu shouten, dass man zunächst mehrere Sänger vermutet. Und das geniale dabei für mich ist, dass man jederzeit die Hardcore-Wurzeln aus der Stimme heraushören kann. Mit “Reloaded” befindet sich als Auflockerung sogar ein reinrassiger Hardcoresong auf dem Album, der es der Band ermöglicht, sich mal so richtig schön verbal auszukotzen. Es gibt aber noch sehr viel weitere Details auf diesem Album zu entdecken, als Beispiel seien klassisch inspirierte Gitarrensoli oder epische Klavierpassagen genannt.
Der Sound dieses Albums steht den genialen Songs in nichts nach. Dafür verantwortlich waren Daniel Castleman (AS I LAY DYING) als Produzent und Tue Madsen als Mixer, die die dominierenden symphonischen Keyboardpassagen absolut transparent und perfekt in den Gesamtsound integriert haben.

Century Media haben mit WINDS OF PLAGUE eine Band in ihren Reihen, von der man noch viel in 2008 hören wird (ich bin mir sicher, dass dieses Album einschlägt wie eine Bombe!). Was bleibt, ist meinerseits eine dicke Kaufempfehlung, nein, einen Kaufbefehl auszusprechen und den vorauseilenden Ruf der Band als Trendsetter zu bestätigen. Welches Album soll „Decimate The Weak“ bitteschön in 2008 noch toppen?

Tracklist:
1. A Cold Day In Hell
2. Anthems Of Apocalypse
3. The Impaler
4. Decimate The Weak
5. Origins And Endings
6. Angels Of Debauchery
7. Reloaded
8. Unbreakable
9. One Body Too Many
10. Legions

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Clement

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Ich fühle mich zu alt