Plattenkritik

Paradise Lost - The Anatomy Of Melancholy

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Release Date: 23.05.2008
Datum Review: 17.06.2008

Paradise Lost - The Anatomy Of Melancholy

 

 

PARADISE LOST feiern ihr 20-jähriges Bandjubiläum und lassen die Fans daran mit „The Anatomy Of Melancholy“, einem rundum Sorglospaket in Form einer Doppel-DVD und Doppel-CD (die jeweils separat und zusammen erhältlich sind), teilhaben. Hauptbestandteil der ersten DVD und der beiden CDs ist ein komplett mitgeschnittenes Konzert am 12. April 2007 im Londoner KoKo-Club; die zweite DVD enthält zusätzlich Bonusmaterial (Bandinterview, Faninterview, Tourreport und „The Enemy“ Clip).

PARADISE LOST haben mit „Lost Paradise“, „Gothic“, “Shades Of God” und vielleicht noch “Icon” bahnbrechende Death Metal-Alben geschrieben, die unzählige Bands (vor allem aus dem Doom- / Gothic-Sektor) beeinflussten. Gerade von den ersten drei Alben sind relativ wenig Songs (vom Debüt keiner!) auf dem Konzert gespielt worden. Tatsache ist, dass Nick Holmes nicht mehr growlt und somit zumindest den Songs aus der Frühphase die majestätische Kraft raubt. Sein Klargesang ist auf dem Konzert ohne Feuer und Leidenschaft, seine Stimme klingt sehr dünn und er trifft die Töne (gerade bei den alten Songs) oft nicht. Weiter hat das Aushängeschild einen Aktionsradius von einer Briefmarke und hatte an dem Tag (was seine lustlosen Ansagen bestärken) offensichtlich Blutarmut im Rockerherz. Das weitere Aushängeschild Greg Mackintosh bangt sich zwar ordentlich durch die Songs und wird auch immer wieder eingeblendet, aber das Feuer, dass ihm zu „Shades Of God“-Zeiten gepackt hatte, scheint auch bei dem Ausnahmegitarristen verloren gegangen zu sein. Die sonstigen Bandmitglieder spielen eigentlich bei PARADISE LOST keine Rolle und scheinen auf dem Konzert eingefroren gewesen zu sein. Der Funke kann natürlich bei einer solch lustlosen Bühnenshow nicht auf das Publikum überspringen.

Die Schnitte, der Ton und das ganze Drumherum (die Lokalität, die Belichtung, das Coverartwork, die Menüführung, die Schriftgestaltung) sind ansonsten hervorragend und zementieren den Status der Band, anspruchvolles Rockambiente für sich gepachtet zu haben.

Fazit: Fans früherer Tage (gibt es eigentlich auch Anhänger der Band, die die ersten drei Alben UND die danach veröffentlichten gut finden?) sollten die Finger von beiden Veröffentlichungen lassen (sonst könnte der Schreck darüber tief sitzen, welchen müden und langweiligen Eindruck die Band anno 2007 vermittelt), Neueinsteiger sind mit dem CD-Paket gut bedient und Fans der „neueren“ PARADISE LOST können ohne Bedenken beim Gesamtpaket zuschlagen. Bleibt eine Frage offen: Wie sehen Konzerte dieser Band aus, wenn keine DVD / CD mitgeschnitten wird…

Tracklist:
1. Intro
2. The enemy
3. Grey
4. Erased
5. Red shift
6. So much is lost
7. Sweetness
8. Praise lamented shade
9. Pity the sadness
10. Forever failure
11. Once solemn
12. As I die
13. Embers fire
14. Mouth
15. No celebration
16. Eternal
17. True belief
18. One second
19. The last time
20. Gothic
21. Say just words

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Clement

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Ich fühle mich zu alt