Plattenkritik

Caliban - Say Hello To Tragedy

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Release Date: 21.08.2009
Datum Review: 10.08.2009

Caliban - Say Hello To Tragedy

 

 

"Ob gut oder schlecht, Geschmackssache. Aber sie polarisieren und sind deshalb wichtig für die Branche. Ohne sie wäre das Leben langweilig..."

Bei CALIBAN konnte in der jüngeren Vergangenheit der Eindruck gewonnen werden, dass immer ein Trend ausgenutzt, aber nie gesetzt wurde. So wird bereits der erste Blick auf das Cover mit negativen Reizen verbunden, denn das Artwork springt auf einen bereits totgelatschten (Basti) Style auf (andere deutsche Bands haben bereits mehrere Alben auf diese Art verzieren lassen). Dann sind sie (welch Überraschung...) aggressiver geworden, bissiger, angepisster. Das wäre aber doch jeder, der von einem Label wie Roadrunner vor die Tür gesetzt wird. Aber viele Bands, die aktuell in den Mündern der nach wie vor nicht klein zu bekommenden Metalcore Anhängerschaft für Pawlowsche Reflexe sorgen, werden nach einem Schuss zu viel Weichspüler ansteigend aggressiver. Denn die großen Stichworte diesbezüglich heißen "authentisch" und "glaubwürdig", nicht "schnelle Mark" und "Kajal und Schminke", kurz: Back to the roots. "Say Hello To Tragedy" klingt nicht schlecht, wenn erst einmal die BLEEDING THROUGH Keys im Auftaktmatch ertönen, dann geht es mit Volldampf voran. Bis sie kommen, sie, die in der Vergangenheit immer für ellenlange, teils sehr kontrovers geführte, aber immer inhaltlich genauestens recherchierte und mit viel Sachlichkeit versehenen Diskussionen gesorgt haben: Die Cleanparts. Und es befinden sich nicht wenige auf Nummer sieben, allerdings klingen sie irgendwie anders. Genauso schlecht wie auf allen "Shadow Hearts" Nachfolgern, aber halt anders. Noch klinischer, noch überproduzierter, noch elektrischer und noch auf der Bühne schlecht umzusetzender. Da kann einem der Verantwortliche Angestellte (Namen sind reine Spekulation, die Gerüchteküche reicht von Elvis bis Caroline Reiber) fast leid tun, ist ihm doch zu Beginn seiner Gesangskarriere viel Luft zum Mikropressen überreicht worden, wird ihm auf Nummer sieben nur noch ein laues Lüftchen für die Chorusse gewährt. Warum nur sind die Refrains nicht mehr ausufernd oder ausladend, sondern wie Gesichter verblichener Popstars gepimpt? Warum wurde nicht ganz auf sie verzichtet? Weil es besser zum Album passt? Nein, starkes Veto, denn immer wo sie auftauchen machen sie das vorher Gesagte kaputt. Ohne sie wäre Nummer sieben ein gutes Album geworden, aber mit ihnen bricht der schmale Grat zwischen Erhaben- und Überheblichkeit. Alles, was Hr. Dörner mit seinen wütenden Screams und gutturalen Downs (und seit der letzten Split mit HEAVEN SHALL BURN auch mal wieder mit viel Inbrunst) aufbaut, reißen sie wieder ein. Sie zerstören nachhaltig ein Album, das wieder mehr zum reinen Metalcore tendiert und sehr gut von Benny Richter produziert und Adam D. gemixt wurde. "Say Hello To Tragedy" wird Nervennahrung für die Lover und Hater sein, es kann sogar sein, das einige wegen des Klargesangs die Fronten wechseln werden. Wie auch immer, Nummer sieben ist kein Orkan wie angekündigt, sondern ein Album mit guten Songideen, die durch die schwer zu verdauenden Gesangseinlagen attackiert werden. Ansonsten gilt das Kursivgedruckte im Eingangsbereich!

Tracklist:
01. 24 Years
02. Love Song
03. Caliban’s Revenge
04. End This Sickness
05. Walk Like The Dead
06. No One Is Safe
07. Liar
08. The Denegation Of Humanity
09. Unleash Your Voice
10. All I Gave
11. In The Name Of Progression
12. Coma

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Clement

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Ich fühle mich zu alt