Plattenkritik

ALL TIME LOW - Last Young Renegade

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Info

Release Date: 02.06.2017
Datum Review: 30.05.2017
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

1. Last Young Renegade
2. Drugs & Candy
3. Dirty Laundry
4. Good Times
5. Nice2KnoU
6. Life Of The Party
7. Nightmares
8. Dark Side Of Your Room
9. Ground Control
10. Afterglow

Band Mitglieder

 

Alex Gaskarth – Gesang
Jack Barakat – Gitarre
Zack Merrick – Bass
Rian Dawson – Schlagzeug

ALL TIME LOW - Last Young Renegade

 

 

Es ist mal wieder passiert: Das angebliche „Erwachsen-werden“ einer Band hat zum völligen Verlust jeglicher vorheriger musikalischer Kompetenz geführt. Das klingt hart, aber besser lässt sich „Last Young Renegade“ von ALL TIME LOW nicht beschreiben. Der Album-Titel kündigt eigentlich rebellischen Auf-die-Fresse-Pop-Punk an. Auch der Kerl auf dem Cover, mit grimmigem und halb verdecktem Gesicht, geballter Faust und Lederjacke lässt auf harte Gitarren und starkes Schlagzeug hoffen. Aber nix da. Wer sich von den Äußerlichkeiten fehlleiten lässt, wird bitter enttäuscht. „Last Young Renegade“ ist nämlich nichts anderes als weichgespülter Pop mit vereinzelten Rock Elementen.

Dabei ist das erste und titelgebende Lied  „Last Young Renegade“ noch der größte Hoffnungsschimmer. Es ist kein Raketenstart, klingt gediegen, lädt zum Tanzen ein. Mehr aber auch nicht. Danach geht’s dann los mit dem Sound aus der Büchse. Die Stimme von Sänger Alex ist bis oben hin bearbeitet. Fast bei jedem Lied hallt sie, als sei das Album in einer leeren Schwimmhalle aufgenommen worden. Klar definierte Gitarrensounds und Schlagzeuge sucht man fast vergeblich. Dafür gibt es maschinenproduzierten Synthie Pop. Immerhin kommen ganz nette Melodien dabei raus, die auch durchaus Ohrwurmpotenzial haben. Charakterlich gesehen ist da aber nichts los. Es ist alles ein klanglicher Einheitsbrei. „Good Times“ und „Dark Side“ haben Potenzial das Publikum live mitzureißen. Auch das Lied mit dem schönen Titel „Nice2KnoU“ kann was, denn Schlagzeug und Gitarren sind immerhin deutlich zu hören. Bei „Ground Control“ hingegen mag man am liebsten Pause drücken. Zur weichgewaschenen Stimme von Alex kommen zu allem Überfluss noch zwei softe Stimmchen von Sängerinnen hinzu.

Ganz weit weggetrieben vom Grund und im Weltraum schwebend – das ist getreu dem Text zum selbigen Lied bei ALL TIME LOW tatsächlich der Fall. Da könnte nicht mal mehr Major Tom helfen. Sie haben die Bodenhaftung zu ihrer früheren, und noch auf dem letzten Album vorhandenen, musikalischen Heimat verloren. Mit dem direkten Pop-Punk von früher hat „Last Young Renegade“ nichts mehr zu tun. Stattdessen steht unechter Glasglocken-Klang auf dem Programm und die Band wird ihrem Namen zum ersten Mal gerecht: Sie haben ihr "all time low" erreicht.

Autor

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Katharina

Autoren Bio

Anglistin, freie Journalistin, Uni-Angestellte...kurz gesagt lesen, schreiben, reisen