Plattenkritik

ARKTIS - Meta

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Info

Release Date: 24.06.2016
Datum Review: 17.06.2016
Format: CD Digital

Tracklist

 

CD1
1. Weiss
2. Gold
3. Süchtig
4. Herz
5. Scheinriese
6. Schwarz
7. Nekrolog
8. Fragmente
9. Meta
10. Enigma
CD2
1. Herz über Kopf (Joris)
2. Flash mich (Mark Forster)
3. Alles brennt (Johannes Oerding)
4. Bye Bye (Cro)
5. King (Kollegah)
6. Unter meiner Haut (Elif)
7. Auf uns (Andreas Bourani)
8. Lila Wolken (Marteria, Yasha & Miss Platnum)
9. Lieblingsmensch (Namika)
10. Hurra die Welt geht unter (K.I.Z. feat. Henning May)

Band Mitglieder

 

J. Benny Hung - Gesang
Kenji A. Koch - Gitarre
Lars Kollmann - Bass
Fabian Flasbarth - Gitarre
Kim P. Seidel - Drums

ARKTIS - Meta

 

 

Ich gebe zu, als ich "Meta" zur ersten Sichtung im Autoradio gehört habe war ich zunächst etwas abgeschreckt. Dabei haben hauptsächlich die doch sehr jugendlichen Lyrics für Stirnrunzeln gesorgt. "Ich verstehe die Sprache dieser Jungen Leute nicht mehr" dachte ich mir und kam mir dabei irgendwie sehr alt vor. Zu Hause bemerkte ich dann meinen vermutlich durch früh einsetzende Senilität verursachten Fehler. Bei dem Debüt der jungen Band aus Hannover handelt es sich tatsächlich um ein Doppelalbum, dessen zweite Hälfte ausschließlich aus Covervesionen aktueller Popsongs besteht und eben diese war mir zuerst in den Player gerutscht.

 

Viel interessanter und für ein Review relevanter sind natürlich die zehn auf CD 1 gepressten, sich zwischen deutschsprachigem Post-Hardcore und Metalcore bewegenden Eigenkompositionen; diese können sich absolut hören lassen. Nach dem zweiminütigen Intro "Weiss" erinnert "Gold" mit gelungenen Tempowechseln, dezent mathcoriger Gitarrenarbeit und zwischen kernigen Shouts und melodischen Cleans wechselndem Gesang dezent an die ARCHITECTS, da gibt es zum Einstand sicherlich schlechtere Vergleiche. Im Folgenden spielen ARKTIS die Klaviatur des modernen Lärms rauf und runter; so geht "Süchtig" energisch treibend nach vorne, während sich "Herz" als fetter Stampfer mit dissonanten Untertönen entpuppt und "Scheinriese" schon fast rockig daherkommt. Die Halbballade "Fragmente" kommt anfangs nicht so ganz aus dem Quark, steigert sich zur Mitte hin aber gewaltig und lässt die Instrumentalfraktion ihr musikalisches Talent voll entfalten. Ein gewisses Mindestmaß an Melodie wird auf "Meta" stets eingehalten; das Wechselspiel aus Peitsche und Zuckerbrot beherrschen ARKTIS souverän und so ensteht über die gesamte Dauer des Albums ein angenehm dynamischer Cocktail aus Groove, Komplexität und Eingängigkeit. Ein großes Lob hat sich auch Fronter Benny verdient, der überzeugt mit einem sehr variablen Organ und macht sowohl singend als auch klar verständlich shoutend eine gute Figur. Die Texte sind dabei mal emotional, mal bewusst kryptisch und mal direkt, vor allem aber (im positiven Sinne) weit entfernt von der DSDS-Lyrik der Coverversionen auf CD 2.

 

Natürlich gibt es auch ein paar Kritikpunkte; für hartgesottene Kuttenträger, Deathcore-Enthusiasten und Muskelpakete mit NY-Hardcore-Ganzkörpertatoos ist "Meta" sicherlich nicht zu empfehlen. Auch mir sind manche Passagen etwas zu glatt, ein paar Ecken und Kanten mehr hätten es gerne sein dürfen. Insgesamt legt die junge Band aber einen mehr als ordentlichen Einstand hin und reiht sich damit nahtlos in die Riege vielversprechender deutschsprachiger Core-Releases der jüngeren Vergangenheit ein (ich erinnere hier nochmal an die starken Debüts von GWLT und ATOA).

 

Kommen wir zum Abschluss nochmal kurz zu den Coverversionen von CD 2. Als Debüt direkt ein Doppelalbum rauszuhauen ist natürlich hochambitioniert, allerdings auch ein zweischneidiges Schwert. Wie eingangs erwähnt habe ich mit der Songsauswahl so meine Probleme, die Originale kommen mir höchstens ab und zu als Hintergrundgeräusch beim Einkauf im Supermarkt zu Ohren. Kein Wunder also, dass ich beim ersten Hören keinen einzigen Song erkannt habe und fälschlicherweise von Eigenkompositionen ausging. Dabei sind manche Neuinterpretationen sogar recht charmant, besonders wenn ein extrem poppiger und schmalziger Refrain von einem fetten Breakdown niedergeprügelt wird. Allgemein fehlt mir aber etwas das Augenzwinkern, das beispielsweise auf "Man spricht Deutsch" von CALLEJON allgegenwärtig ist; ARKTIS kommen beim Covern aktueller Popmusik schlichtweg zu ernst rüber. Auch können die Stücke eben zu keiner Zeit mit den Eigenkompositionen der Band mithalten, weswegen sie den guten Gesamteindruck ein wenig trüben könnten. Deshalb möchte ich hier auch davon absehen, die zweite CD allzu stark mit in die Gesamtbewertung einfließen zu lassen und betrachte sie eher als nette Dreingabe, die nicht zwingend nötig gewesen wäre. ARKTIS haben nämlich von sich aus definitiv genug zu bieten.

 

Autor

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Hans

Autoren Bio

Meine großen Leidenschaften: Literatur und laute Musik. Plattenkritiken liegen nahe.