Plattenkritik

A Toys Orchestra - An Introduction To...

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Release Date: 07.01.2012
Datum Review: 21.12.2012

A Toys Orchestra - An Introduction To...

 

 

Sind sich A TOYS ORCHESTRA wohl ihrer Delay-Panne bewusst? Oder brauchten die Italiener mehr Sicherheitsabstand vom überlebten Weltuntergang? Hätte „An Introduction To...“ schon Mitte Dezember in den Läden gestanden – es hätte sicher merklich weniger Krisenherde am Heiligen Abend gegeben, die sich nach Banalitäten wie plumpen Krawattengeschenken ins Unermessliche hoch kochen. Noch jemand mit weihnachtlichen Problemchen?


Als Aufwandsentschädigung tröstet das Indierockkollektiv aus Agropoli mit einer knappen Stunde Offenbarung: Wenn Mutti ganz doll gedrückt werden muss, weil statt Tischdecke oder Wollsocken tatsächlich Brauchbares unterm Baum lag: „Powder On The Words“ dazu. Wenn bei heißem Tee und Selbstgebackenem dem Schnee beim Schmelzen zugeschaut werden soll: „Summer“ dazu. Und nicht nur des Titels wegen. A TOYS ORCHESTRA bauen aus Ruhepolen, verträumten Augenaufschlägen und untergemischten BEATLES-Momenten Songs und Soundtracks zwischen Melodie, Behagen und Persönlichkeit. Bei „Midnight Revolution“ heißt das: tanzen – bei „Celentano“ einstimmen und staunen. Denn was Enzo Moretto, Raffaele Benevento, Ilaria D'Angelis und Andrea Perillo hier aus dem Instrumentenfundus zusammenschustern, gerät vor Spektren und Vielfalt schon ins Schwitzen.

Straßenmusikalische Erzählungen („Plastic Romance“) treffen sich mit psychedelischen Ausrastern („Panic Attack #1“) zur „Classic Rock“-Verhaftung („Welcome To Babylon“). Und wenn irgendjemand mal nicht nach Antworten fragen muss, dann A TOYS ORCHESTRA. Mit einer Bandbreite, die so manchem Film kalte Schauer über den Rücken jagen dürfte, fällen die drei Herren plus eine Dame liebevoll melancholische Augenblicke und benommene Arrangements, denen die Schönheit oft als akustischer Heiligenschein anhaftet. Ein schleichendes„Bug Embrace“ und das hymnische „Late September“ erlegen im Abspann dann gekonnt ein mögliches Happy End. Denn das nächste Weihnachtsfest – mit der ganzen Familie – kommt bestimmt.


Trackliste:

01. Midnight Revolution
02. Invisible
03. Summer
04. Peter Pan Syndrome
05. Powder On The Words
06. Celentano
07. Plastic Romance
08. Letter To Myself
09. Ease Off the Bit
10. Panic Attack #1
11. Welcome To Babylon
12. Mss Macabrette
13. Elephant Man
14. Bug Embrace
15. Late September

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.