Plattenkritik

Acid Tiger - Dto.

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Release Date: 04.05.2010
Datum Review: 29.04.2010

Acid Tiger - Dto.

 

 

Ein plastisches Beispiel für Übersummation. ACID TIGER sind mehr als die Summe ihrer einzelnen Teile. Die Band um CONVERGE-Drumtier Ben Koller und UNITED NATIONS Gitarrist Lukas Previn klingt vielmehr phasenweise wie gemäßigte BLOOD BROTHERS auf dem (Schweine-)Rocktrip. Soll Spaß machen? Macht es!

Allzu zugänglich ist das alles natürlich trotzdem nicht. Die Gitarren sägen und winden sich, ertrinken in ihrer eigenen Kotze, der Sänger nölt, der Schlagzeuger spielt in alle erdenkliche Richtungen und frickelt mit einer vermeintlichen Leichtigkeit. Stoner-, Postpunk- und nervenzehrende DRIVE LIKE JEHU-Schule werden hier trotz beinahe epischer Songlängen äußerst frisch und wirkungsvoll zusammengedacht. Für die beteiligten Musiker ist ACID TIGER sowohl Fingerübung als auch sorgsam verdiente Erholung von Kultkrach. Sieben Songs in knapp vierzig Minuten haben CONVERGE jedenfalls bisher noch nicht geschafft auf Platte zu bannen.

Mal eben schnell die Motorhaube des ACID TIGER-Biests aufgeklappt. Was hält die Band, die eine reine Spaßband zu nennen kein Stück ignorant wäre, im Innersten zusammen? In 'Big Beat' leiert eine Mundharmonika, bevor sich der auf den cockrockigen Namen J. Rattlesnake getaufte Sänger in seinen Croons ergeht. Am Ende darf Ben Koller noch ein wenig perkussiv angeben, um im Subtext schnell noch ein „just for the fun of it“ hinterherzuschicken – kurz bevor man gewillt ist „Scheiß Angeber!“ zu brüllen. Überhaupt werden anhand dieses Albums wieder einmal zwei Dinge sonnenklar: a) Ben Koller ist sowas wie ein Überschlagzeuger b) Projekte mit CONVERGE-Mitgliedern verbreiten gute Laune, sind analog geerdet und klingen selten forciert. Das ist mit den DOOMRIDERS ja ähnlich, wobei ACID TIGER sich wie eingangs bereits erwähnt eher im leicht affektierten Post-Punk-Fahrwasser mit schmieriger Gitarrenbreitseite bewegen. Ein Paradebeispiel für die Wechselwirkung von enigmatischer Atmosphäre, gebremster Überdrehtheit und Eingängigkeit ist dann 'Death Wave', das sich über einen Zeitraum von über neun Minuten windet, psychedelisiert und so klingt wie sich Kunststudenten mit diesen neumodischen Hüten LED ZEPPELIN vorstellen. Die Band zitiert sich munter und befreit durch die Referenzenhölle, der Eisvulkan (?) des Covers speit ausrangierte Gehirne. Soll wohl in Analogie zum Bandnamen eine Anspielung auf irgendeine Art von Bewusstseinserweiterung sein. Wir nehmen das jetzt einfach mal so hin. ACID TIGER machen Spaß im angenehmsten Wortsinne.

Tracklist:

01: The Claw
02: Dark Hands
03: Like Thunder
04: Big Beat
05: Death Wave
06: Feel It
07: Set Sail

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René

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