Plattenkritik

Adolar - Die Kälte der neuen Biederkeit

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Release Date: 06.09.2013
Datum Review: 12.09.2013

Adolar - Die Kälte der neuen Biederkeit

 

 

Biederkeit... Pathos... Man könnte die wüstesten Zusammenhänge spinnen zwischen diesen beiden Begrifflichkeiten. Verfällt die alternative deutschsprachige Musik immer öfter dem Einen oder Anderen, so verfallen ADOLAR auf "Die Kälte der neuen Biederkeit" auf jeden Fall dem Pathos. Rauchen, Captain Planet hören, Farben, die wie Macheten ins Herz stechen, sich schwarz färbendes Blut... ach Bildsprache. Tanzend um den heißen Brei versuchen ADOLAR vor der Realität reißaus zu nehmen.
Der Titelsong "Neue Biederkeit" ist schlicht geblieben und gewinnt gerade dadurch absolute Ohrwurmqualität. Dabei haben ADOLAR aber im weiteren Verlauf defintiv am Songwriting gearbeitet. So trifft man auf einmal einen kompletten Streichersatz an, welcher den Pathos streicht. Pathos muss im Folgenden durchaus aber nicht träge heißen. Schwung zum Arschtritt nehmen die Leipziger auf. Allerdings misst man ein wenig die rotzige Agressivität der Vorgängeralben, die die formulierten Ungemütlichkeiten eigentlich heraufbeschwören müsste. Wilde Melodienverläufe gibt es mit "Halleluja", sogar mit Bläserchoral, um im Folgenden gewaltige Electrobeats aus dem Hut zu zaubern, die sich passend zum Text schauerlich anhören. Aber eben nicht drauf gespuckt.
Vergessen wir aber nicht den Pathos. Mit dem Abschlusssong "Kanüle" rammen ADOLAR der Biederkeit- sei sie neu oder alt- das Messer nochmal tief in den Bauch. Damit das hier auch absolut pathetisch bleibt und niemand auf die Idee kommt, auch nur den Hauch einer Verbindung zur Biederkeit herzustellen. Der Abgesang ist mächtig. Und zum Schluss die Poesie. Somit gehören ADOLAR nun definitiv zur neuen Pathoskolonne der deutschsprachigen Alternativmusikszene.

Tracklist:
1. Rauchen
2. Raketen
3. Neue Biederkeit
4. Blumen
5. Diesig
6. Halleluja
7. Nach Schweden ziehen
8. Inspektor Brötchen
9. Salmiak
10. Kanüle

Autor

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Jule

Autoren Bio

wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de