Plattenkritik

Alcest - Shelter

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Release Date: 17.01.2014
Datum Review: 12.01.2014

Alcest - Shelter

 

 

Dass ALCEST zum vierten Album ihren Stil ein wenig umkrempeln würden, hatten die Franzosen bereits im Vorfeld angedeutet. Dass „Shelter“ dann aber überhaupt gar keine Elemente enthalten würde, die an (Black) Metal erinnern überrascht. Als hätte es die letzten beiden Alben nicht gegeben, schließt „Shelter“ quasi an das Debüt an.
Beide eint die ausschließliche Verwendung von Klargesang und die vorherrschende leicht sommerliche Atmosphäre. Jedoch gab es auf „Souvenirs d’un autre monde“ musikalisch noch Black-Metal-Einflüsse zu hören, diese sind auf „Shelter“ vollends Post-Rock- und Shoegaze-Elementen gewichen. Im ersten Moment könnte dieser Wandel etwas verschreckend wirken, fanden ALCEST gerade auf dem Vorgänger „Les voyages de l‘ame“ die perfekte Mischung aus (Black) Metal und Shoegaze.
Rotiert „Shelter“ dann aber schließlich, verfliegen die Sorgen in Windeseile. Neige und Winterhalter ist es gelungen, auch in ihrer erneuerten Klangkulisse Musik zu schreiben, die durch Schönheit überzeugt. Dabei sind es wie zuvor die Gitarrenmelodien, die sich im Ohr festsetzen. Ob das vorab ausgekoppelte „Opale“ oder das melancholische „L’Eveil Des Muses“ – Man kann sich den verträumten Melodien nicht entziehen. Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle auch „Voix Sereines“, dessen fast schon flehender Gesang zu einem der Highlights des Albums gehört. Gänzlich neu ist auf „Shelter“, dass nicht nur auf Französisch gesungen wird. Mit „Away“ präsentieren ALCEST das erste Mal auch ein Lied in Englisch. Dieses wird jedoch nicht von Frontmann Neige intoniert, sondern dem Sänger der britischen Shoegaze-Legende SLOWDIVE, Neiges absoluter Lieblingsband, Neil Halstead. Desweiteren besticht die organische Produktion des Werks. Im Sundlaugin Studio in Island aufgenommen, setzt „Shelter“ jedes Instrument perfekt in Szene und gibt jedem noch so kleinen Detail seinen Raum im Gesamtbild.
ALCEST haben es mit „Shelter“ geschafft gänzlich aus dem Metal auszubrechen, ihre Atmosphäre jedoch beizubehalten. Die Franzosen dürften damit eine gänzlich neue Käuferschicht erreichen, die vielleicht vorher von Neiges Kreischgesang ein wenig abgeschreckt war. Mochte man bereits die vorherigen Alben der Band, gibt es keinen Grund „Shelter“ nicht zu mögen. Erneut ein perfektes ALCEST-Album, mit dem man dem Alltag entfliehen und Zuflucht in einer Traumwelt finden kann.



Titellist:
01. Wings
02. Opale
03. La Nuit Marche Avec Moi
04. Voix Sereines
05. L'Eveil Des Muses
06. Shelter
07. Away
08. Délivrance

Autor

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Manuel

Autoren Bio

Ich schreibe Artikel. Manchmal schlecht, manchmal gut, immer über seltsame Musik.