Plattenkritik

As I Lay Dying - The Powerless Rise

Redaktions-Rating

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Release Date: 07.05.2010
Datum Review: 05.05.2010

As I Lay Dying - The Powerless Rise

 

 

AS I LAY DYING haben den modernen Metal entscheidend mitgeprägt. Wenn sich vor Augen geführt wird, mit welcher Magie allein "Frail Words Collapse" in die junge Szene einschlug, dann darf der Stellenwert dieser Ausnahmeband (und aktuell erfolgreichstem Metal Blade Signing) Fan seitig niemals auch nur angekratzt werden. Der Schnee von gestern wird durch das fünfte Album "The Powerless Rise" aufgetaut und zu klären ist, ob San Diegos finest an die Erfolge der Vorgänger anknüpfen können. Das erste Mal in ihrer jungen Geschichte durften AS I LAY DYING bei zwei Alben auf die gleiche Stammmannschaft zurückgreifen. Diese Gegebenheit dürfte eine Mitschuld dafür tragen, dass nahtlos an "An Ocean Between Us" angeknüpft wurde und in dieser Rezension vor allem zwei "-heit" besprochen werden.

Befassen wir uns zunächst mit der "Eingeschliffen-". Zahnlos greifen die Songs ineinander über, sehr homogen und tight wird der Albumname "The Powerless Rise" zum Programm und zum Ziel erkoren. Kein AS I LAY DYING Album war bisher schneller, keines härter. Das NWOAHM Feeling ist nur noch ein leichtes, es regiert der mitunter Blast gefütterte Thrash und Death Metal ick hör dir trapsen. Das Gitarrenteam Phil Sgrosso und Nick Hipa spielen sowieso in ihrer eigenen Liga, die Riffs bewegen sich ständig im Kreisverkehr und sind technisch schlicht und einfach perfekt arrangiert und individualisiert, so dass Patent auf die komplexen Strukturen der Gitarrengriffe angemeldet werden kann. Auch Tim Lambesis liefert für seinen Arbeitgeber auf "The Powerless Rise" seine bisher beste Performance und mutiert mittlerweile als zusätzliches Instrument. Sein gutturales Bellen, ein Relikt aus der Urzeit, ist geblieben, dieses wird mit derben Growls und harten Shouts verbunden und aufgewertet. Lambesis ist Lambesis und wird auch immer Lambesis bleiben, so dass wieder Bassist Josh Gilbert für den etwas zurückgeschraubten, höchstens das Mittelmaß bedienenden Klargesang ran musste. Die Refrains dienen dem Gesamtkontext, werden somit nicht überstrapaziert, sondern intelligent und dienlich in den mit Stromschnellen übersäten Fluss einbetoniert. Schließlich sollte der gute Josh stimmlich nicht überfordert werden, ein Grund wohl auch dafür, ihm im Studio hörbar unter die Stimmbänder zu greifen.

Darüber hinaus ist "The Powerless Rise" mit "Abgewichst-" gesegnet. Diese kann nicht durch Streetworkerteams erkauft oder durch Myspace-Freunde oberflächlich erschlichen werden, diese ist das Ergebnis harter, nachhaltiger Arbeit. Bereits im Vorfeld können durch eine Wahl der Veredler die Weichen auf "Optimal" gestellt werden, so dass wieder einmal Produzent Adam Dutkiewicz, der nach Aussage der Band aus dem Gesamtgefüge nicht mehr hinweggedacht werden könnte, ohne dass der Billboard Charteinstieg entfiele, die Regler bedienen musste. Wenn dann auch noch keine geringerer als Colin Richardson für den Mix verantwortlich war, wundert es ein wenig, dass der Drumsound etwas zu künstlich geraten ist. "The Powerless Rise" ist fast durchgehend mit einer "geraden = Klargesang, ungeraden = eben nicht" Song-Reihenfolge versehen worden, so dass der Hörer zwischen den aggressiven Tieren auch seine Lieblinge der voran gegangenen Alben wiederentdeckt und nicht zu sehr verschreckt. AS I LAY DYING verkennen nicht die Wichtigkeit der Melodien für ein komplettes Album, sie verpacken diese jedoch nicht zu offensichtlich, sondern integrieren sie schön griffig in die einzelnen Stationen ihres neuen Albums. Als Beispiel könnte "Without Conclusion" angeführt werden, trotz rasender Schnelligkeit (bis zur Blast Ekstase) entblößt der sehr gute Track ein Duft vom harmonischen zart besaitet sein. Auffallend ist aber auch der leichte Abfall in die Knie zwingender Schusstreffer, die sich im hinteren Teil des Albums befinden. Ab "Condemned" hat die Band ihr Pulver fast aufgebraucht, so dass die letzten Hürden von AS I LAY DYING nur noch mit schwindender Kraft genommen werden und der Zieleinlauf etwas kraftlos anmutet. Aber es spricht Bände, das die Betonung auf "Hürden genommen" und "Zieleinlauf" liegt, denn andere Bands hätten entweder das Ziel überhaupt nicht erreicht oder die letzten Hindernisse einfach umgerannt.

Tracklist:
01. Beyond Our Suffering
02. Anodyne Sea
03. Without Conclusion
04. Parallels
05. The Plague
06. Anger And Apathy
07. Condemned
08. Upside Down Kingdom
09. Vacancy
10. The Only Constant Is Change
11. The Blinding Of False Light

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Clement

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Ich fühle mich zu alt