Plattenkritik

August Burns Red - Leveler

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 24.06.2011
Datum Review: 23.06.2011

August Burns Red - Leveler

 

 

Wenn man es geschafft hat sich als Band einen Namen zu machen und eine getreue Fangemeinde um sich zu scharen, dann kommt irgendwann die Frage auf: Ich möchte etwas Neues ausprobieren, mich neu definieren? Wie weit darf dieser Versuch gehen? Die Musikgeschichte ist voll von Negativ-Beispielen, in denen Künstler sich versuchen neu zu finden und eine neue Marschrichtung ein zu schlagen und am Ende bemerken müssen, dass sie alleine da stehen. Es ist also eine Gradwanderung, ein Scheideweg, welchen erfolgreich zu beschreiten es nicht allen Musikern vergönnt ist. AUGUST BURNS RED gehören definitiv dazu, liefern sie doch mit „Leveler“ nicht nur eines der besten Alben in ihrem Genre, sondern meiner Ansicht nach einen Meilenstein der modernen Metal Historie ab!

Ich war eingangs überzeugt davon, dass ich sich hier und da Unterschiede zu den Vorgängern entdecken lassen, aber dass es eine Urgewalt wird, nein, damit hatte ich nicht gerechnet. ABR sind eine dieser technischen Bands, die es immer schaffen sich in den wilden Wogen ihrer Komplexität nicht zu verlieren, sondern dem Hörer immer wieder eine rote Rettungsleine hinwerfen. Dennoch hatten die Alben „Thrillseeker“, „Messengers“ und „Constellations“ auch ihre schwachen Momente. Songs wie 'Endorphins', 'A Wish Full of Dreams', 'Up Against The Ropes', 'Back Burner', 'Ocean of Apathy' oder 'Indonesia' waren unter anderem für mich Ausnahmesongs in einem anspruchsvollen, aber dennoch einem Moloch aus beiläufigen Songs.

Auf „Leveller“ jedoch findet sich in jedem Song ein überraschendes Momentum, sodass ein Song der geradliniger ist, wie 'Divisions' wiederum für Verdutzen sorgt. Der Opener 'Empire' macht ganz klar deutlich, dass 2001 im Zeichen des/r Herr(e)n stehen und bläst einen förmlich vom Stuhl. Dann auf einmal: Ein einstimmiger, fast cleaner Mitsing-Chor im Hintergrund! Und ich hörte mich doch noch vor kurzem sagen: „ABR sind eine der wenigen Bands, die ohne den Heulgesang auskommen, ohne dass ihre Musik langweilig klingt!“ Aber: Es passt und wird dadurch nicht zu einer Unerträglichkeit á la THURSDAY. Nein, nein, ganz und gar nicht. Fügt sich wunderbar in den altbekannten Gesamtsound der Band.

Sänger Jake Luhrs ist mit dieser Platte wahrlich einer DER Vokalisten in der heutigen Metalszene geworden. Screams, Growls, Melodic Shouting – alles dabei. Und dabei genauso um Versiertheit bemüht, wie die Saitenflitzer Brubaker, Davidson und Rambler, sowie der gnadenlos gute Drummer Matt Greiner. Eine Band die bereits mit „Thrillseeker“ eine hohe Messlatte für sich angelegt hatte und diese mit „Leveler“ nun ein weiteres Mal höher hängt. Ich empfehle unbedingt 'Internal Cannon', denn so etwas habe ich noch nicht gehört und nicht erwartet, will aber hier nicht verraten, was ich meine. Aber ihr werdet Augen machen! In 'Pangaea' überzeugen die Soli, die ich so noch nicht von der Band gehört habe, es sei denn sie wäre mir bislang entgangen. Immer wieder streuen ABR szene-untypische Elemente in ihre Songs und geben ihnen so eine ganz eigene Note. Nicht einmal, dass mir eine andere Band in den Sinn gekommen wäre, wie „ah, das klingt nach...“. Nee. ABR haben das geschafft, wonach doch alle Musiker streben. Ein ganz eigener, individueller Sound an dem man sie sofort erkennt und sagt: Das sind ABR, auch wenn man den Song nicht kennt.

Thematisch steht natürlich wieder der christliche Glaube an das Gute und Böse im Menschen. Etwas wofür ABR immer wieder kritisiert werden, was jedoch unerheblich sein sollte, angesichts der Tatsache, dass sie niemandem damit schaden und ihrer zeitlosen Musik. Wie sagte Sänger Luhrs einmal: „Das Christentum ist eine Religion, kein Musikstil!“ Vielen Dank. Peitschende Blasts, werden überrollt von Power-Grooves, bei 'Carpe Diem' lässt man es aber auch mal ruhig angehen. Und dann die Stellen, zu denen man den ein oder anderen Standardtanz aufs Parkett legen könnte. Herrlich!! Ohne eine Spur Gesang, ohne einmal langweilig zu werden! Um Längen besser als das eingängige „Constellations!“ Geht auf die Knie und lobpreist ABR für dieses Stück goldene Kalb auf Plastik!

Tracklist
1. Empire
2. Internal Cannon
3. Divisions
4. Cutting the Ties
5. Pangaea
6. Carpe Diem
7. 40 Nights
8. Salt and Light
9. Poor Millionaire
10. 1-16-2011
11. Boys of Fall
12. Leveler

Autor

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Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.