Plattenkritik

BEN GALLIERS - Calm Seas Don’t Make Good Sailors

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 20.08.2015
Datum Review: 20.08.2015
Format: CD Digital

Tracklist

 

01. Love Isn´t All We Need
02. Calm Seas Don’t Make Good Sailors
03. Harmony
04. The Man Who Was
05. Counterweight
06. Dice With The Devil
07. Finders Keepers
08. Please Don´t Get Me Wrong
09. Life You Sneaky Little Rascal
10. The Day Reginald Barker Came To Stay
11. Doldrum

BEN GALLIERS - Calm Seas Don’t Make Good Sailors

 

 

Ein knappes Dutzend bunter Flaggen hisst der junge Engländer BEN GALLIERS über die Spieldauer von "Calm Seas Don’t Make Good Sailors". Auf einen Schlag wohlgemerkt. Die erlebte britische Countryside, eine verschluckte Fussballerkarriere und der sortierte Blick fürs Ganze helfen dem 34-jährigen, dabei souverän in Klang- und Inspirationsreichtum zu baden.
 
Wieviele Facetten moderner Folk noch vertragen kann oder muss - vielerorts wissen junge Burschen oder Mädels mit Banjo in der Hand und Cordhose um die Hüfte vermeintlich die Antwort. BEN GALLIERS dreht den Spiess mit Hilfe seiner Band um und testet zunächst diverse Windstärken: "Love Isn´t All We Need" steuert mit herbstlichen Streichern und weiblichen Harmonien durchs Dunkel, hier poltert und da raschelt es, bis der Song in seiner Struktur aufblüht und ein Gleichgewicht zwischen Sonntagmorgen und Zündschnur findet. "Please Don´t Get Me Wrong" fordert, dass die alten BAND OF HORSES zurückkehren und nachts bei Vollmond im See baden. "The Man Who Was" ist gebettet auf rohe Percussion und sanfte Gesangslinien, die so nicht in jeder x-beliebigen Fussgängerzone zu finden sind. Die Stücke auf dem Debütalbum des Wahlhamburgers haben allesamt eine intensive Aura und ein oft tolles, weil nicht handelsübliches Intrumentalgerüst vorzuweisen, dem MUMFORD AND SONS eindeutig ent- und krude Bettdeckensongwriter meist gar nicht gewachsen sind. Die schüchterne Streicheleinheit "Harmony" erinnert an Gospel und Kinderlied zugleich, funktioniert dank seines rohen aber gekonnt inszenierten Arrangements jedoch abseits von Kitsch und Kopie. Spannend und verträumt zugleich schraubt sich zuvor der Titelsong an die Oberfläche und vereint die britische Art von Indierock mit klassischen Slidesounds und 80er-Popbeat.  Das mag in der Summe überheblich klingen, wird von BEN GALLIERS´charmanter Stimme jedoch stets im Zaum gehalten - wie etwa im an BROTHER & BONES erinnernden "Counterweight". Um "Calm Seas Don’t Make Good Sailors" kaum Spielraum für Langeweile oder Luftblasen zu bieten, folgt auf das balladesk-tragende "Life You Sneaky Little Rascal" ein augenzwinkernder Mitmach-Stomp, der kurz vor dem unaufälligen Finale nochmal mit der Faust auf den Tisch haut. Dieser darf im Falle von BEN GALLIERS auch gerne ein modernes Hochglanzmöbelstück mit Design und dem gewissen Etwas sein - und nicht bloss ein uriges, morsches Fass voller altbackenem Folk.

Autor

Bild Autor

Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.