Plattenkritik

Blind Guardian - At The Edge Of Time

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Release Date: 30.07.2010
Datum Review: 27.07.2010

Blind Guardian - At The Edge Of Time

 

 

Am vergangenen Wochenende war es mal wieder soweit. Auf der Sparrenburg in Bielefeld wurde das beliebte "Sparrenburgfest" gefeiert. Bei dem dreitägigen Spektakel wird die Geschichte und Kultur des späten Mittelalters wieder lebendig. Und dieses Fest könnte auch als Merchandise-Veranstaltung für diverse Metalbands dienen, die ebenfalls den Mythen der Vergangenheit sehr zugänglich sind. Dabei waren auch BLIND GUARDIAN, die Krefelder waren sogar omnipräsent auf den stolz geschwellten Brüsten ihrer (Fahnen)Träger. Seit ich mich für die härtere Gangart interessiere, spalten die Mannen um Sänger Hansi Kürsch mit ihrem Fantasy Metal die Community. Mit welcher Seite sympathisiert wird, ist jedem selbst überlassen und soll hier auch nicht Gegenstand des Reviews sein. Ohne Wenn und Aber muss unabhängig davon BLIND GUARDIAN als sehr erfolgreicher Repräsentant von "Metal Made In Germany" Respekt gezollt werden, zumal die Band bereits seit 1984 aktiv (damals noch als LUCIFER'S HERITAGE) ist und bis heute 9 Studioalben veröffentlichte. Die letzten Outputs erschienen im 4-Jahres-Abstand, so dass 2010 mit "At The Edge Of Time" endlich ein neues Werk anstand.

BLIND GUARDIAN haben sich in ihrer Karriere nie angepasst oder sind Kompromisse eingegangen, immer stand ihr Weg im Vordergrund, der auch auf dem neuen Output schnell erkennbar und begehbar ist. "At The Edge Of Time" ist ein Bindeglied zwischen der älteren und der jüngeren Vergangenheit, so dass die Speed Metal Anleihen der Anfangsrage mit Bombast vermengt und damit ein quasi "Best Of" Programm mit neuen Songs geschaffen wurde. Zur Gestaltung der symphonischen Momente wurde ein 90 köpfiges Orchester aus Tschechien engagiert, so dass hier nicht aus der Konserve aufgewärmt, sondern voluminös auf Krefelder Art gekocht wurde. Die Tracklist ist meist mit überlangen Songs ausgestattet, BLIND GUARDIAN toben sich auf ihrer epischen Ader mehr als aus. Zudem sind noch Stepptänzer, ein Kirchenchor und altertümliche Instrumente zu hören, gleichwohl wirkt das Album niemals überladen oder überfrachtet mit verkaufsorientierten Ideen. Das alles zusammen ist natürlich nicht unwichtig, aber letztlich nur das Ausmalen der Konturen. Und diese werden wie ehr und je durch die Hooklines geprägt, und auch von Hansis Tagesform am Mikrophon. Wobei: So richtig singen konnte er noch nie, aber dieses Untalent zusammen mit dem Refrain in Verbindung zu bringen, hatte immerhin Charme (um es mal mit lieben Worten auszudrücken). Gegen die Gesangsperformance kann diesmal nicht gewettert werden, die wirk fast ein wenig zu glattgebügelt (wahrscheinlich machen es die Regler möglich). Aber die Ritte auf den Refrains sind mitunter einfach lahm, da fehlt das gewisse Etwas, der Verdacht liegt nahe, dass durch das ganze Brimborium herum von zündenden Ideen abgelenkt werden sollte. Selbstredend haben BLIND GUARDIAN auch nicht versagt, dazu sind die Herren viel zu lange im Geschäft und wissen genau, was ihre Schäfchen im Napf präsentiert haben möchten. Ein weiteres Manko ist der oben angesprochene Spagat zwischen orchestralem Überschwang und knackigen Speed Metal Einsätzen, die es nicht immer zu einer Symbiose kommen lassen, sondern wie zwei Welten aufeinander treffen. Letztlich werden BLIND GUARDIAN Anhänger der Band nach wie vor die Finger lecken, die Gazetten werden "At The Edge Of Time" als Soundchecksieger abfeiern und auf dem Sparrenburgfest 2011 werden noch mehr Kutten der Krefelder zu sehen sein. Das alles ist hart erarbeitet, in diese Tatsache ist "At The Edge Of Time" jederzeit anzuhören.

Tracklist:
01. Sacred Worlds
02. Tanelorn (Into The Void)
03. Road Of No Release
04. Ride Into Obsession
05. Curse My Name
06. Valkyries
07. Control The Divine
08. War Of The Thrones (Piano)
09. A Voice In The Dark
10. Wheel Of Time

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Clement

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Ich fühle mich zu alt