Plattenkritik

Bright Eyes - I´m Wide Awake, It´s Morning

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Release Date: 01.01.1970

Bright Eyes - I´m Wide Awake, It´s Morning

 

 

Für mich war Conor Oberst zu „Fever And Mirrors“ Zeiten, einer meiner heimlichen Götter, die ich allerdings gerne verschwieg, weil ich für mein Faible meist nur Spott und Unverständnis erntete. Conor Oberst, der Vorreiter einer neuen jungen Generation von Songwritern, der sein Herz verschlüsselt auf seiner Zunge trägt, und genau das in Metaphern erzählt, was einem im Leben verirrten 20 Jährigen Jungen durch den Kopf geht, wenn er täglich aufs neue aufesteht, ohne eine Ahnung was er hier macht und wozu er überhaupt auf diesem Planeten ist und existiert. Conor, der introvertierte Junge, der scheinbar nicht viel auf dieser Welt hat, als sein unglaubliches Talent und seine Gitarre als Ventil. Was mich immer mit Bright Eyes verband war tiefste Identifikation und die schonungslose Ehrlichkeit, die durch jeden seiner Songs transportiert wurde.

Und heute…etwa 5 Jahre später nach meinem ersten Kontakt mit seiner Musik, steht er zusammen mit ein paar der größten Rockmusiker der Welt auf einer Bühne vor Millionen Fans. Wäre diese Welt fair und hätte Geschmack, wäre genau dies bereits vor langer Zeit der Fall gewesen. Doch ich bin mir verdammt sicher, dass er es mit diesem Epos von zwei Alben zjm gleichen Zeitpunkt schaffen wird mehr und mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die Frage ist nur ob er das will, und vor allem ob es seinem zurückgezogenen eher isoliertem Charakter gut tun wird. Doch das sind alles Ansätze, die ihr bitte in der Intro oder anderen Hip-Magazinen nachlesen solltet.

Ich habe mir „I´m Wide Awake, It´s Morning“ als zweites der beiden Alben angehört und ich glaube es war die richtige Entscheidung. Während „Digital Ash“ eher den klassichen Bright Eyes Albumcharakter besitzt, ist dieses eher ungewohnt aber keinswegs unerwarteter Natur; Dass Mr. Oberst keinen Hehl zu seiner Liebe zu Legenden wie Neil Young macht, hat er unlängst auf der „There´s No Beginning To The Story“ 12´´ bewiesen, als er „Out On The Weekend“ coverte. Und in genau dieser Gangart spielt sich das vor mir liegende Album ab. 10 Songs, die inhaltlich besonders Conor Oberst, als Storyteller zeigen, der von gelben Vögeln und anderen Fabelwesen singt, und immer schön den Querverweis zu generellen Hürden des Lebens zieht. Ein Spagat zwischen Klassik, wohlbekömmlichen Popstrukturen, Tiefgang und aufgehenden Sonnenszenarien, die nicht enden wollen. Ich kenne derzeit keinen Musiker, der es auch nur ansatzweise schafft, mit den gängigen Mitteln und mit minimalem Aufwand solch große Songs zu schreiben wie „We Are Nowhere And It´s Now“ oder von mir aus auch „First Day Of My Life“. Doch wer Bright Eyes kennt, der weiß genau, dass es genau das ist was dieser Act wie am Fließband produziert. An manchen Stellen kommt es mir so vor, als ob noch ein wenig Platz gefüllt werden musste, und einzelne Songs wirken nur halbherzig, aber dafür kann man sicher sein, dass jede Sekunde ein Song folgt, der dieser wieder wettmacht. Bringen wir es auf den Punkt: Vor uns liegt in Form der beiden neuen Bright Eyes Alben, das weitaus beste Material von Herrn Oberst und seiner Saddle Creek Familie, die als Band agiert, wie der Hörer es gewohnt ist ! Unschlagbar!

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Werner

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