Plattenkritik

COLDRAIN - Vena

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 23.10.2015
Datum Review: 23.10.2015
Format: CD

Tracklist

 

01. Vena
02. Wrong
03. Divine
04. Gone
05. Words Of The Youth
06. The Story
07. Whole
08. Runaway feat. Jacoby Shaddix
09. Pretty Little Liar
10. Heart Of The Young
11. Fire In The Sky

Band Mitglieder

 

Masato - lead vocals
RxYxO - bass
Katsuma - drums
Y.K.C - guitars
Sugi - guitars

COLDRAIN - Vena

 

 

Die bereits 2007 gegründete Band COLDRAIN aus dem japanischen Nagoya veröffentlicht dieser Tage mit "Vena" ihr inzwischen viertes Album. Wer jetzt angesichts der Herkunft des Gespanns allerdings etwas besonders Exotisches erwartet oder auf die vielen japanischen Gruppen innewohnende Verrücktheit zählt (man nehme mal die letzte Scheibe von MAXIMUM THE HORMONE oder auch die unglaublich wandelbaren DIR EN GREY als Beispiel), hat hier weit gefehlt. COLDRAIN spielen seit jeher eine Mischung aus Post-Hardcore und überaus melodischem Metalcore und klingen damit durch und durch amerikanisch. Daran hat sich auch auf ihrem neuesten Streich nicht viel geändert, wenn überhaupt sind sie noch etwas mehr in die poppige Ecke gerutscht.

 

Die Japaner bedienen sich auf "Vena" großzügig der für das Genre typischen Versatzstücke. Brachiale Riffs treffen auf hochmelodische Parts, Cleangesang, der diesmal deutlich überwiegt, wechselt sich mit wütenden Screams und Shouts ab, hier und da lässt man die ein oder andere elektronische Spielerei einfließen. Dabei agieren die Jungs durchaus solide. Frontmann Masato löst mit seinem Gesang zwar keine Begeisterungsstürme aus, er nervt aber auch nicht mit übertriebenem Rumgequake, wie das so oft bei anderen Truppen dieser Musikrichtung der Fall ist. Auch wenn mich Progfans jetzt vielleicht Teeren und Federn wollen, in den höheren Stimmlagen erinnert der Bursche durchaus ein wenig an Claudio Sanchez von COHEED AND CAMBRIA, was ihm erstaunlich gut zu Gesicht steht. Auch die Instrumentalfraktion weiß offenbar was sie tut, man beweist ein Gespür für eingängige Melodien und lässt es hier und da auch mal ordentlich krachen, was sich besonders in der ersten Albumhälfte bei Songs wie "Wrong", "Divine" oder "Words Of Youth" bemerkbar macht.

 

Ab der Mitte des Albums nehmen sich COLDRAIN allerdings leider selbst ein wenig den Wind aus den Segeln. Auf die knapp am Kitsch vorbeischrammende Halbballade "The Story" direkt das noch ruhigere "Whole" (welches dann voll in den Schmalztopf reintritt) folgen zu lassen, gleicht trotz aller bereits zuvor schon allgegenwärtigen Poppigkeit ein wenig einer Vollbremsung. So richtig Schwung nimmt das Album danach auch leider nicht mehr auf. Bei "Runaway", stimmlich unterstützt durch Jacoby Shaddix (PAPA ROACH), und beim Schlusstrack "Fire In The Sky" reißt man die Regler zwar nochmal hoch und versucht, sich leicht hymnisch zu geben, der Rest versinkt nach dem Schmonzettenduo zur Albummitte aber irgendwie komplett in der Belanglosigkeit.

 

So weit, so durchschnittlich; was COLDRAIN machen, machen sie grundsolide, einen Innovationspreis gewinnen die Japaner damit aber sicherlich nicht. Dafür hat das vorliegende Material einfach zu wenige Ecken und Kanten (nämlich so ziemlich garkeine) und kommt einem auch irgendwie viel zu bekannt vor. Kein Wunder, denn obwohl dem Genre ja schon seit Jahren von bierbäuchigen Kuttenträgern der musikalische Tod prophezeit wird, schießen immer noch neue Post-Hardcore- und Metalcorebands aus dem Boden wie Pilze. Songtitel wie "Words Of Youth" oder "Heart Of The Young" deuten es zudem bereits an, COLDRAIN zielen primär auf ein jüngeres Publikum ab und werden da sicherlich auch genug dankbare Abnehmer finden. Für universelle Anerkennung müssen sich die Herren allerdings noch etwas ins Zeug legen und an einer eigenen Identität arbeiten.

 

Autor

Bild Autor

Hans

Autoren Bio

Meine großen Leidenschaften: Literatur und laute Musik. Plattenkritiken liegen nahe.